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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman
Autoren: Jeannine Meighörner
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Wunsch.
    Mir sagte sie, es täte ihr leid, mir nichts mehr beibringen zu können. Ich sei ein Menschendurchdringer. Und ein Riese, mein Körper wüsste dies nur nicht.
    Das Ablasskreuz des Papstes in den Händen ließ sie die Gäste herbeirufen, die Ferdinand zu einer Gamsjagd eingeladen hatte. Darunter Ottheinrich von Braunschweig und Herzog Ferdinand von Bayern.
    Es war dieser mächtige Mann, an dessen Hochzeit sie nicht wirklich geduldet gewesen war, der ihr nun eine hohe Ehre zuteil werden ließ. Er zündete ihre Totenkerze an und hielt sie vor Philippines Gesicht.
    Ihr Atem deutete eine schwere Reise an, sie schien zu klettern. So, als ob sie ihre Seele über all diese Berge tragen müsste. Es musste vollbracht werden, sie kämpfte, sie lächelte.
    Ihr Tod fing an der Nase an. Dort bildete sich ein heller Fleck. Nicht weiß, eher wie Alabaster.
    Ich sah ihn zu erst. Unsereins sieht vieles zuerst. Die Frau mit den schönen Nasenlöchern verblich von ihrem bemerkenswerten Organ aus. War dies Gottes Ironie?
    Sie, die so viele Jahre ihres Lebens keine öffentliche Frau war, keine öffentliche Ehefrau sein durfte, erhielt dennoch eine letzte Ehre: einen öffentlichen Tod.

11
    Denke ich an mein Ende, so sehe ich im Geiste nicht meine Söhne, sondern meine Neffen als Nachfolger, hatte Ferdinand häufig beklagt. Ein unnatürliches Bild sei dies. Geeignet, einen weniger leidenschaftlichen Vater zu erzürnen.
    Ferdinands Wesen bricht in beiden Söhne durch. Mehr als mir lieb ist. Ihre Eifersüchteleien, ihre herrische Ungeduld.
    Keiner hat den Geschäftssinn eines Bartlmä, die Güte einer Großmutter Anna, den Schöngeist eines Großvaters Franz.
    Ferdinands Sammellust wird bei Andreas zu verschwenderischem, lasterhaftem Müßiggang und seine Waffenliebe bei Karl zu militärischer Hitzköpfigkeit. Am liebsten würde er als Feldherr von Schlachtgetümmel zu Schlachtgetümmel ziehen.
    Ferdinand hat sie beide zu Fürsten erziehen lassen, doch sie werden und dürfen nie Fürsten sein.
    Schmerzlich war es, Andreas als Kardinalsanwärter nach Rom abfahren zu sehen. Teuer war es, ihn beim Heiligen Stuhl unterzubringen, wo er doch zu nachlässig war, die Priesterweihe zu empfangen.
    Noch schmerzlicher war es, von Gläubigern aufgesucht zu werden. Hat er es doch geschafft, in kaum mehr als einem viertel Jahr zwanzigtausend Gulden am Tiber durchzubringen.
    Karl hat sich immer leichter führen lassen. Ist auch jetzt noch der Umgänglichere. Ein Bild von einem Mann. Ein Suchender jedoch.
    Seine militärische Karriere schwächelt. Ferdinands Cousin, Philipp II., will ihn nicht in Spanien haben und aus den Niederlanden kam er mit einem zerlumpten Häuflein Soldaten zurück, denen er den Sold schuldig blieb.
    Auch seine Heiratspläne sind vergiftet: Höfliche Ausreden der Fürstenhäuser. Nebenbuhler, die respektabler sind als er.
    Grausam ist es, wenn der Vater zum Nebenbuhler wird.
    „Du hast die unlauteren Triebe in diesem sinnlichen Mann gebannt“, hat die Loxan einmal zu mir gesagt. Die ehrliche Haut. Sie kannte Ferdinand um Jahre länger als ich.
    Mir war er ein musterhafter Gatte. Dreiundzwanzig Jahre lang.
    Alles andere will ich nicht wissen. Nicht noch mehr wissen.
    Ausruhen.

Innsbruck 1596
Das 1. Buch der Könige
    Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt.
    Der Tod seiner Gattin warf Ferdinand aufs Krankenbett. Er hat sie wohl tatsächlich geliebt. Auch gelang es nun niemand mehr, ihn so einfühlsam zu therapieren und zu mäßigen, obwohl er schon am zweiten Tag nach ihrem Ableben die Ärzte Pietro Alexandrini aus Trient und Dr. Friedrich Fuchs aus Ulm zu sich rief.
    Dann verordnete er Landestrauer und ließ Philippine im Tod festhalten.
    Sie liegt in ihrem schwarzen Sterbekleid auf einem samtroten Paradekissen und ruht sich vom Leben aus. Ein weißer Kragen, dramatisch überdimensioniert, umrahmt ihr Gesicht.
    Die Nase erhaben, die Gesichtszüge geglättet. Eine anmutige Frau – immer noch. Eine, die „ich sehe etwas, was mich freut“ als letzte Worte sprach. Dabei blickte sie nicht etwa den Gatten an, sondern über ihn hinaus.
    Auf ihrer Brust das päpstliche Ablasskreuz. Riesig. Wird die Ewigkeit leichter, wenn so etwas auf einem liegt? Beide Handgelenke mit blutroten Korallenbändern geschmückt, auch sie sollen das Böse bannen. An ihren Ringfingern ihr Ehering und der ihrer Mutter.
    So blieb Philippine gleich doppelt für die Nachwelt bewahrt, denn Ferdinand ließ die Verblichene in dieser Pose vom
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