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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman
Autoren: Jeannine Meighörner
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verdanken.
    Selbst bella Philippine war stattlich geworden. Jetzt, wo sie auch im Leben mehr Gewicht erhielt. Und Ferdinand richtig feist.
    Oft schwollen ihre Füße an, gichtige Gelenke schmerzten, die Leber zwickte. Die Malaise ihres Schoßes war jedoch von größter Niedertracht.
    Um Maria Lichtmess des Jahres 1580 bohrte sich ein Schmerz von ihrem Unterleib bis unter die Schädeldecke. Durchdrang sie wie ein glühendes Schwert.
    Ängste peinigten sie. Wenn sie im Bett lag, klagte sie, dass Himmel und Erde auf ihr lägen. Mit geschlossenen Augen sprang sie empor und schrie: „Was ist mit mir?“
    Zu Fasching quälte sie sich wieder aus ihrer Kammer, um mit Ferdinand die Hochzeit ihres böhmischen Neffen, Johann von Kolowrat, mit ihrer Tiroler Hofdame Catarina von Payrsberg zu feiern.
    Natürlich gab es wieder einen prächtigen Umzug und natürlich übertraf Ferdinand alle an Pracht. Saß als Göttervater Jupiter in einem goldenen Wagen mit einer Krone, hoch wie ein Lattenzaun, und angeklebtem Schimmelschweif, der sich als Bart gar nicht schlecht machte. Das Prunkgefährt von drei Adlern gezogen. Wer genau hinsah, erkannte, dass die Adler Hufe trugen. Man hatte Schwazer Grubenpferdchen in Gefiedermäntel gesteckt.
    Der nun zwanzigjährige Karl von Burgau lief als Herkules mit. Das Heldentum, das ihm das Leben verweigerte, genoss er umso mehr in der verkehrten Welt des Karnevals.
    Auch Giovanni Bona war wieder Teil der komplizierten Dramaturgie. Wenn auch recht unfroh. Man hatte ihm als „wildem Mann“ die Wolle von schwarzen Schafen auf die nackte Haut geklebt. Selbstverständlich schleppte er wieder einen ausgerissenen Baum herum.
    Mir blieb jegliche Albernheit erspart, nur um mit dem Schaupublikum ewig in der Kälte ausharren zu müssen. Der endlose Umzugswurm wollte bewundert sein.
    Die Rechnung kam auf der Stelle. Die alte Loxan verkühlte sich derart, dass sie am 13. April aus dem Leben schied.
    „Das alte Haus stürzt ein“, scherzte sie noch auf dem Totenbett mit Ferdinand.
    Mit der stolzen alten Grantl verschwand auch Philippines Kraft. Wusste sie, dass Ferdinand auch mit ihrem Herzen einen Faschingsumzug veranstaltete?
    Seit seiner Wiederkehr aus Italien war er verändert. Herzlich zwar, aber von wehmütiger Zärtlichkeit. Eine Frau mit ihren Sinnen spürt so etwas.
    Nur einen Tag nach dem Ableben ihrer Beschützerin legte sich Philippine ins Bett.
    Als die Schwachheit zunahm, griff Dr. Handsch zu dem ihm gebräuchlichsten Mittel, dem Aderlass. Er schwächte die Patientin noch mehr. Ihre Armbeugen sahen Schnittmustern gleich, als ich ihn mit gezogenem Degen anschrie: „Als nächstes fließt Quacksalber-Blut.“
    Und der Erzherzog? Stand kalkweiß daneben, als würde sein Lebenssaft verrinnen, und rührte sich nicht.
    Schnell ließ ich von einer Magd, die es verstand, Blutwurz und Guajak reiben, um es Philippine mit warmem Wasser einzuflößen. Sie kniff die Lippen zusammen. Verweigerte selbst die stärkende Mandelmilch.
    „Es ist besser so“, flüsterte sie.
    Noch immer verstand ich nicht, wieso sie mir ihre Schriften anvertraut hatte. Trotz meines Hanges zur Indiskretion hatte ich es nicht übers Herz gebracht, Philippine zu berichten, was in Mantua tatsächlich vorgefallen war.
    Stattdessen plapperte ich: „Ihr habt noch viel Zeit zum Leben, Madame.“
    „Zum Leben vielleicht, aber zum Lieben nicht“, antwortete sie. „Eine Dame weiß, wann es Zeit ist zu gehen“, kam nur noch als Hauch.
    Am 23. April, dem Tag des heiligen Georg, bat Philippine dann Pfarrer Gampasser, ihr die Beichte abzunehmen. Auch die letzte Ölung forderte sie, schwach, aber entschlossen bis zum Schluss.
    In ihrer Umgebung wagte noch niemand, vom Tod zu sprechen.
    Doch aus den Dörfern und Höfen eilten viele Menschen herbei, denen Philippine geholfen hatte.
    Sie gab Anweisung, selbst die Geringsten unter ihnen vorzulassen, wodurch es zu bemerkenswerten Szenen kam. Die geheilte Magd aus Wilten hatte ihr zu Ehren das geschenkte Brautkleid angelegt und der Fallsüchtige aus Aldrans schrie: „Jetzt fährt sie in den Himmel auf, die Mutter Gottes.“
    Als Ferdinand die schluchzenden Menschen dann doch aus dem Krankenlager hinausdrängen ließ, richtete Philippine das Wort an ihn. Er möge ihr verzeihen, wenn sie nicht immer nach seinem Willen gehandelt hätte.
    Ihrem Bruder Karl Welser empfahl sie die Sorge um ihre Hofdamen und ihr Gesinde.
    Ihren Söhnen legte sie ans Herz, dem Vater nur Freude zu machen. Ein sehr frommer
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