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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman
Autoren: Jeannine Meighörner
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und die regierende Familie sehr reich.
    Guglielmo Gonzaga war der erste Fürst, den ich mochte. Wirklich mochte. Er war hässlich, bucklig und klein. Nur einen guten Kopf größer als ich gewachsen. Verwachsen, denn seine Knochen seien schon von Geburt an krumm wie Sauschwänze gewesen, wie mein Herr meinte.
    Ferdinands Schwester, Eleonore von Habsburg, war fast zwanzig Jahre mit dem Buckligen vermählt. Hatte sich zunächst fürchterlich gesträubt, dieses Monster zu heiraten, wie all ihre heiratsfähigen Schwestern. Erst als der Kaiservater sie auf die Wichtigkeit des Hauses Gonzaga eingeschworen hatte, hatte sie den Handel zugelassen.
    War gleich nach der Brautnacht schwanger geworden, worauf Guglielmo die weit gerühmte Hofkirche Santa Barbara für sie hatte errichten lassen.
    Das Monster war großmütig mit einem regen Geist.
    Sein Haus war ein Musenhof, er hatte den großen Torquato Tasso in sein prachtvolles Sumpfloch geholt, er musizierte und komponierte.
    Das galt auch für Guglielmos Spiel mit der Macht. Hatte es vom Herrscher über Stechgeschmeiß und Kaulquappen zum Herzog von Habsburgs Gnaden gebracht. Seine nächste strategische Komposition belauschte ich.
    Doch zunächst wurden die Gäste gefeiert. Unser Besuch fiel in die Faschingszeit und wir kamen kaum ins Bett vor lauter Turnieren, noch mehr Komödien, Banketten und Tänzen.
    Eleonore empfing ihren Bruder, meinen Herrn, in ihren privaten Gemächern, kredenzte ihm noch mehr Leckereien und umstickte ihn mit ihrem Garn.
    Der Bucklige nahm dieses Fädlein auf. Der Fortbestand der Familie Gonzaga sei durch Sohn Vincenzo gesichert. Nun galt es, die Töchter zu verheiraten. Margherita und Anna Caterina.
    Alfonso d’Este bevorzuge die 15-jährige Margherita. So wäre nur die um zwei Jahre jüngere Anna Caterina noch im Angebot.
    Zunächst hatte es den Anschein, als feilsche mein Herr für seinen Karl. Obschon Guglielmo dem Schwager hinter verschlossenen Türen offenbarte, dass seine Töchter nur an einen leibhaftige Fürsten gingen.
    Zuvor hatte die Schwester argumentiert, dass er seinem Land und der Casa de Austria sukzessionsfähige Erben schulde und ihn dabei mit Faschingskrapfen gemästet.
    Und hätte nicht auch ihre gemeinsame Schwester Magdalena, als Vorsteherin des Damenstiftes zu Hall, ihm Anna Caterina als Braut empfohlen? Und sei seine Lieblingsschwester nicht gleichermaßen gottesfürchtig und klug?
    Auch hätte man Nachricht, der kinderlose Rudolf II. in Prag sei kränklich. Als Ältester des Hauses Habsburg sei die Kaiserkrone für Ferdinand vielleicht nicht mehr fern?
    So kam es, dass Erzherzog Ferdinand von Österreich einen Ehevertrag mit Guglielmo Gonzaga aushandelte. Für sich.
    Das Datum ließ man offen. Dies schwört ein Thomele, der nun das Bräutlein beschreibt:
    Zwar war Anna Caterina nicht verwachsen, aber auffallend klein und mit einer Entennase behaftet. Selbst die Nasenlöcher schnabelartig geformt und nach vorne verdickt, was so selten vorkommt, dass der Kolbenphilosoph kaum wusste, wie dies zu deuten sei.
    Sie ging auch wie ein Wassertier, schaukelnd, die Füße leicht nach außen gestellt. Das Kind hatte die Kunstliebe des Vaters und die Frömmigkeit der Mutter geerbt. Hieß es doch, dass Eleonore von Österreich nach der Geburt von drei Kindern ihre ehelichen Pflichten als erfüllt betrachtet hätte und sich nur noch barmherzigen Werken und Frömmigkeitsübungen widme.
    Keine glänzende Partie also, aber Geld schmückt ungemein.
    Bei der Rückreise nach Tirol legte mein Herr sein Inkognito ab und ließ sich huldigen. Mir allein war der Grund für seine Feierlaune bekannt, denn Karl wollte vom Vater das Datum für seine Verlobung erfahren: „Das Gänslein ist reserviert, doch erst wenn es blutet, will der Schwager ein fixes Datum nennen“, vertröstete er den Sohn.
    Die an der Straße liegenden Schlösser der Landadeligen begrüßten uns mit Böllerschüssen. In Rovereto, Bozen und Brixen rückte die Bürgerschaft bewaffnet aus und bildetet beim Einzug des Erzherzogs Spalier. Die Roveretaner überreichten ihrem Landesfürsten ein ansehnliches Geschenk, bestehend aus Austern, Geflügel und Fischen.
    Am 11. Februar gelangte man auf den Brenner. Damit wir die Passhöhe überhaupt überschreiten konnten, mussten einige hundert Mann aufgeboten werden, die den Weg von Schneemassen befreiten.
    In Ambras war alles für die glückliche Heimkehr vorbereitet mit Tanz und Schmaus. Mein Herr schloss Philippine in seine Arme:
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