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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman
Autoren: Jeannine Meighörner
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schnäuzend. Oft hätte ihr Bartlmä von der größten Hebammenstube der Schifffahrt berichtet und vom Fondaco dei Tedeschi, wo die deutschen Kaufleute ihre Geschäfte abwickelten.
    Am nächsten Tag besah man sich den Markusdom, auch dieser auffallend muselmanisch, scheinbar aus Kuppeln zusammengesetzt, inwendig überkrustet mit Goldmosaiken.
    Auch zu einem Gemälde Veroneses führte man uns, worin ich mehrere Kleinwüchsige entdeckte. Sie wuseln zwischen Jesus und seinen Jüngern herum und sollen dem Zwergenfreund großen Ärger bereitet haben, da viele Betrachter uns nicht für gottgefällig halten. Dann begrüßten uns die Botschafter Spaniens, Frankreichs und des Papstes. Der kaiserliche Gesandte, Graf Dornberg, war schon in Mestre zu uns gestoßen.
    Der Doge empfing uns mit dem Rat der Zehn im Festsaal des Palazzo Dandolo. Seine Repräsentationsräume seien immer noch vom Ruß geschwärzt, entschuldigte man sich.
    Sebastiano Venier war kürzlich verstorben, einer der Sieger von Lepanto hatte es bis zum Dogen gebracht. Gerne hätte mein Herr dem „Türkenverdränger“ gehuldigt, dessen Antlitz in der Ambraser Kunstkammer an bevorzugter Stelle hing.
    Sein Nachfolger Nicolò da Ponte schien dem biblischen Moses gleich. War im siebenundachtzigsten Lebensjahr in dieses hohe Amt gekommen, ein schlohweißer Bart züngelte in zwei Strängen über seine Brust. Er stützte sich auf kostbares Elfenbein.
    „So etwas Mickriges verfüttern wir an Fische“, brummte er, als er mich sah.
    Mein Herr hatte ihn als Botschafter Venedigs noch bei seinem Kaiseronkel Karl V. kennen gelernt und wusste, dass der viel Studierte Rätsel liebte.
    Dann kam ich zum Einsatz:
    „Ein Ungeheuer hält vierzig Zwerge in einer Höhle gefangen. Sie müssen ein Rätsel lösen, sonst frisst es sie.
    Der Unhold wirft jeweils zehn rote, grüne, gelbe und blaue Mützen in die absolut dunkle Höhle. Jeder muss eine aufsetzen, dann sollen die Zwerge einer nach dem anderen aus der Höhle kommen und zwar so, dass die Mützen nach den vier Farben getrennt sind und sich auch farblich getrennt aufstellen.
    Kein Wort darf gesprochen werden, sonst frisst er die Zwerge gleich.
    Ehrenwerter Doge, Ihr seid der Zwergenkönig, wie instruiert Ihr Eure Leute?“
    Seine buschigen Augenbrauen zuckten.
    „Sie sehen gar nichts in der Höhle?“ Eigentlich sah der Corno Ducale auf seinem Kopf einer roten Zwergenmütze ähnlich.
    „Nein“, sagte ich.
    „Alle Mützen fühlen sich gleich an?“
    „Absolut.“
    „Man kann die Farbe der Mütze, die man selbst aufhat, also gar nicht erkennen?“, fragte er mit einer Hand an seine eigene Spitzkrone greifend.
    „Nein“, bekräftigte ich.
    „Dürfen sich die Zwerge zumindest Zeichen geben?“, er wirkte aufgeregt.
    „Nein.“
    „Sie müssen aus der Höhle und dürfen von keinem Zwerg, der draußen ist, einen Hinweis erhalten?“ Der Doge zwirbelte ganz ungeniert an seinen Bart.
    „Nein“, wiederholte ich.
    „Bei vier Farben dürfen die Zwerge nicht in eine Reihe treten, zu hoch wäre das Risiko“, murmelte er.
    Dann erhob er sich, erstaunlich drahtig für sein Alter, packte vier Männer aus dem Rat der Zehn an ihren kostbar bestickten Ärmeln und zog sie in die Saalmitte. Diese sichtbar verblüfft.
    „Angelo, du hältst einen Finger hoch, Tino, du zwei, Giovanni, du drei, Adriano, du vier“, befahl er.
    „Der erste Zwerg stellt sich auf, los Angelo. Und lass deinen Finger oben“, sagte er nachdrücklich.
    „Du bist der Zweite. Tino, stell dich versetzt daneben. Der dritte, schlaf nicht Giovanni“, er klopfte diesem mit seinem Stock auf den Rücken, „schiebt sich zwischen die beiden. Nein, nach hinten versetzt. Ihr müsst ein Dreieck bilden“, rief der Doge und malte eines mit seine Gehhilfe in die Luft.
    „Der vierte Zwerg sieht dann, ob eine Farbe doppelt vorhanden ist, und stellt sich entsprechend. Adriano, halt deine vier Finger hoch“, du schwörst doch auch sonst jeden Eid“, schalt er diesen.
    „Und wenn alle drei Zwerge die gleiche Farbe haben, sagen wir grün, oh ehrenwerter Doge?“, gab einer aus dem Rat der Zehn, der nicht ausgewählt worden war, zu bedenken.
    „Wenn alle die gleiche Farbe tragen, stellt er sich etwas abseits, sie bilden ein Viereck. Falls noch ein Gleichfarbiger dazukommt, ein Pentagon.“
    „Ein was?“, entfuhr es dem dreifingrigen Giovanni.
    „Ein Fünfeck. Wohl bei der Mathematik ein Schläfchen gemacht?“ Der Doge stocherte wild in die Luft. Die gewünschte Form
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