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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman
Autoren: Jeannine Meighörner
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machen, du Affenfurz“, sagt sie.
    „Nixe Affefurze, Muckeschisse“, grölt Giovanni Bona.
    „Man bringe mir meinen Stumpen!“, befiehlt mein Herr ungeduldig dazwischen.
    „Lasst den Wurzelzwerg nur machen, er hat Talent“, sagt Philippine.
    „Wer alle Tage Kuchen isst, Pasteten und Kapaunen, der weiß gar nicht, wann Sonntag ist, und kennt nur schlechte Launen“, säuselt meine Mutter auf böhmisch. Endlich ist es mir eingefallen: Ihre Augen waren grün, algengrün.
    Doch mir gehen die Worte aus, mir geht die Tinte aus, mir geht mein Leben aus.
    Nur noch zwei Tage bis zum Zerreißen.
    „Einen alten Zwerg kauft nicht einmal der Teufel“, sagte Zobelbarett heute zu mir mit einem ungewaschenen Grinsen, dabei riss er ein Büschel junges Gras aus und ließ einen Grashalm nach dem anderen über mein Zwergenköpfchen rieseln.
    „Dein hässlicher Hut nimmt mir die Sonne“, erwiderte ich.
    Dann hieß ich Jost, Bärlauch zu kochen. Vor Tagen erst brachen auch die lindgrünen, krautigen Blätter der Maiglöckchen und der Herbstzeitlosen durch das alte Laub. Man verwechselt sie leicht.
    Ein lustiges Süppchen wird das.
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Nachwort
    Es gibt Frauen, die sich leicht beschreiben lassen. Philippine Welser gehört nicht dazu: Sie war mutig und duldsam, revolutionär und konservativ, schwäbisch-gründlich und sinnenfroh, bescheiden und prunkverliebt, verehrt und verhasst, mit der Aura einer Heiligen und einer Kurtisane.
    Eine seraphische Schönheit voller Widersprüche.
    Ihre heimliche Hochzeit mit Erzherzog Ferdinand im Jänner 1557 barg Gefahren für ihr Leben. So verdammte Kaiser Ferdinand I. seinen Zweitgeborenen zu absolutem Stillschweigen über diese Schmach, weswegen die nicht Standesgemäße fast zwanzig Jahre lang als „Beiwohnerin“ oder gar Hure verunglimpft wurde. Ihre Kinder waren von der habsburgischen Erbfolge ausgeschlossen.
    Der spätere Kaiser Maximilian II. wünschte, „die verdammte Hündin stecke in einem Sack“, und hätte sie bei einer so genannten Wasserprobe – ein brachiales Gottesurteil, das der Hexerei beschuldigte Frauen meist mit dem Leben bezahlten – gerne in einem Sack ertränken lassen. Hatte dieses Kräuterweib nicht seinen Bruder verhext?
    Tatsächlich war Philippine eine der heilkundigsten Frauen ihrer Zeit. Früchte ihrer bürgerlichen Herkunft als Tochter der heilkundigen Anna Welser und ihres Onkels, des mächtigen Augsburger Kaufmannes Bartlmä Welser, der als „Gewürzgott der Könige“ galt. Es gehört zur Tragik in Philippines Leben, dass ihr heilkundliches Wissen das Leben ihres Mannes verlängerte, der sich schon als Jüngling mit Syphilis infiziert hatte, sie selbst aber vermutlich genau daran verstarb. Mit kaum 53 Jahren nach langjähriger Leidenszeit.
    Das Leben von Hofzwerg Thomele kennt noch mehr Fragezeichen. Wohl als Tomasz in Böhmen geboren, fixiert ein zentrales Datum sein Leben: Er sprang bei der Münchner Fürstenhochzeit 1568 aus einer Pastete. Für diesen Auftritt als damaliges „Partyhighlight“ hatte sein Besitzer Erzherzog Ferdinand von Tirol eigens eine winzige Ritterrüstung schmieden lassen. Der Münchner Hofschreiber Massimo Troiano hielt den „Pastetenspringer“ in seinem Bericht über die Hochzeit des Erbprinzen Wilhelm von Bayern mit Renata von Lothringen für die Nachwelt fest.
    Ein Gemälde in der Kunst- und Wunderkammer von Schloss Ambras zeigt Thomele in „Lebensgröße“. Er steht neben dem Hofriesen Giovanni Bona, auch Bartlmä Bon genannt, und reicht diesem knapp bis zu den Knien. Seine theatralisch inszenierte Winzigkeit misst zirka 65 Zentimeter. Derart puppenhafte Wesen waren „lebendiges Spielzeug“ für Adelshöfe, die diese sündhaft teuren Prestigeobjekte eigens von Zwergenagenten beschaffen ließen.
    Thomele litt vermutlich am Seckel-Syndrom, einer sehr seltenen Erbkrankheit, mit dem Krankheitsbild von starkem Kleinwuchs.
    Als derzeit kleinster Mann der Welt gilt der Nepalese Chandra Bahadur Dangi. „Mit 54,6 Zentimetern der kleinste Erwachsene, der jemals dokumentiert worden ist“, so das Guinness-Buch der Rekorde 2012.
    Thomeles Schicksal verliert sich im Dunkeln der Geschichte, wie das vieler Zwerge, die, älter geworden, „aus der Mode kamen“. Ich habe mich ihm mit mehr erzählerischer Freiheit genähert als der deutlich besser erforschten Philippine Welser.
    Der Leser/die Leserin möge mir dies verzeihen und sei an das Zitat ganz zu Anfang des Buches verwiesen.
    Unentbehrlich für meine
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