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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
Autoren: Helle Vincentz
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in der Welt, müssen wir davon durch Bojesen erfahren? Es sind diese Informationen, die wir von den lokalen Büros vor Ort bekommen sollten. Wir haben das in Verbindung mit der Kommunikationsstrategie beim letzten Seminar diskutiert, bei dem… «
    » Das weiß ich, das weiß ich. « Markvart hielt die eine Hand abwehrend hoch. » Aber John Hansen ist von der alten Garde. Er meint, das Hauptbüro soll sich nicht in lokale Angelegenheiten einmischen. ›Das hier ist die wirkliche Welt, und wir, die wir hier wohnen, müssen uns dem selbst annehmen‹, wie er es ausgedrückt hat .«
    » Aber was, wenn sie unsere Hilfe nicht haben wollen? Wir können doch nicht einfach angestiefelt kommen? « Caroline sah ihren Chef an, der sich am Kinn rieb.
    » Doch, wir können, und doch, wir werden. « Er schaute sie an. » Oder direkter, du wirst. Ich habe mir gedacht, dich nach Kenia zu schicken, um herauszufinden, was das Problem ist und wie es gelöst werden kann .«
    Caroline starrte ihren Chef an. In dem ernsten Gesicht war kein Anzeichen von einem Lächeln zurückgeblieben. Dann starrte sie nach unten auf den Glastisch. Durch die Tischplatte hindurch konnte sie die Spitzen der blank polierten Schuhe ihres Chefs sehen. Selbstverständlich. Das war es, was Viktor gemeint hatte. Das hier war Markvarts Test.
    Sie sollte nach Kenia reisen, ein Land, in dem der Müll garantiert auf den Straßen herumlag. Ein Psychologe würde sie vermutlich auffordern, das als » die Entwicklungsmöglichkeit aller Zeiten « anzusehen, aber allein der Gedanke an all die Bakterien machte sie schon krank. Sie hob den Kopf, zog die Mundwinkel nach oben und nickte.
    » Das hört sich spannend an .«
    » Alles deutet auf eine Frau hin, die versucht, die Situation zu ihrem eigenen Vorteil auszunutzen, aber du weißt ebenso gut wie ich, wie in der Presse eine Mücke schnell zum Elefanten wird– besonders in einer Zeit, in der alle über soziale Verantwortung reden–, und wir können derzeit mehr negatives Gerede ganz einfach nicht gebrauchen .«
    Caroline nickte wieder. Erst vor wenigen Tagen war massive Kritik wegen zu hoher Chefgehälter auf Dana Oil herabgeprasselt.
    » Deine Aufgabe ist zweigeteilt. Als Erstes sollst du herausfinden, ob an der Kritik überhaupt was dran ist. Wir können es uns nicht erlauben, von einem Journalisten auf dem falschen Fuß erwischt zu werden– wenn es dort Probleme gibt, müssen wir das wissen .«
    » Und zum anderen? «
    » Wenn du das überprüft hast, und das sollte nicht mehr als ein oder zwei Tage dauern, ist es deine Aufgabe herauszufinden, wie wir die Kritik stoppen können. Denn sie muss gestoppt werden, und es muss jetzt sein .«
    » Weiß John Hansen, dass ich komme? «
    » Ja .«
    » Was sagt er dazu? «
    » Es wäre wohl eine Übertreibung, ihn als begeistert zu bezeichnen .«
    Caroline rutschte ein Klumpen in den Hals. Über dem Job hier stand mit großen Buchstaben » Scheißaufgabe « geschrieben.
    Sie streckte die Hand nach dem Kugelschreiber aus, der vor ihr auf dem Tisch lag, zog sie aber ebenso schnell wieder zurück. An dem einen Ende befanden sich Bissabdrücke, wo entweder Markvart oder einer der Kollegen seinen Speichel hineingeknabbert hatte.
    Besuch aus dem Hauptbüro war selten etwas, auf das sich die in der Welt verteilten Lokalbüros von Dana Oil freuten. Sie empfanden die Besuche als eine unnötige Formalität, die Zeit von ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich Geld zu verdienen, stahl. Wenn der Besuch noch dazu von einem aus der Abteilung Corporate Social Responsibility & Communications kam, war die Begeisterung noch geringer. Die Abteilung stellte Forderungen, wie sich die Büros verhalten sollten, und es war schwierig, schnelle Ergebnisse zu erzielen. So gesehen verstand Caroline sie gut. Dennoch bemühten sich die meisten Büros, ihren Widerstand zu verbergen. Dieser John Hansen aber offensichtlich nicht.
    Sie nickte entschlossen.
    » Selbstverständlich « , sagte sie laut. » Wenn du gern möchtest, dass ich fahre, dann tue ich das .«
    » Das möchte ich sehr gern .«
    Einen Augenblick lang saßen sie schweigend da. Auf der anderen Seite der Tür konnten sie Birthes Schimpfen über den Drucker hören. Caroline schaute nach unten auf die durchsichtige Tischplatte.
    » Gibt es einen Grund… « , begann sie vorsichtig. » Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass gerade ich für diese Aufgabe hier ausgewählt wurde? «
    Sie hob langsam den Blick, sodass er wieder Markvarts ernste Augen
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