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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
Autoren: Helle Vincentz
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kostet dich maximal zehn Minuten, dorthin zu gehen « , lockte die Freundin.
    » Das weiß ich, aber es ist wirklich wichtige Arbeit, und ich bin gezwungen, mich vorzubereiten. Sorry .«
    Caroline schaute aus dem Fenster und auf das graue Wasser unter der Knippelsbro, auf der einer der gelben Hafenbusse vorüberfuhr. Tine seufzte in den Hörer.
    » Und was ist so wichtig, dass du keine Zeit für ein einziges Glas mit deinen besten Freundinnen hast? «
    » Eine Aufgabe, die ich für meinen Chef lösen soll. Ich kann nicht darüber reden « , antwortete Caroline ausweichend.
    » Du musst, verdammt noch mal, immer arbeiten! Manchmal ist das Leben aber wichtiger als die Arbeit .«
    Sie verabschiedeten sich, und Caroline legte das Handy weg. Sie vermisste ihre Freundinnen auch, besonders Tine, aber heute Abend hatte sie nicht die Ruhe, um in einer Weinbar zu sitzen. Alle Kräfte sollten auf die Aufgabe gerichtet werden, die Markvart ihr übertragen hatte.
    Der erste Schritt war es, den Chef in Kenia anzurufen und zu bestätigen, dass sie kommen würde. Kein Anruf, auf den sie sich freute, aber abwarten würde es nur schlimmer machen. Sie griff nach dem Telefonhörer.
    Exakt fünf Minuten später legte sie den Hörer mit einem Knall auf, dass die Kollegen, die sich noch im Großraumbüro befanden, verblüfft aufblickten.
    Jens, der das Gespräch aus wenigen Metern Abstand verfolgt hatte, sah sie mit einem neckenden Lächeln an.
    » Da hast du wohl einen neuen Freund gefunden, was? «
    » Er kann mir, verdammt noch mal, nicht verbieten, nach Kenia zu reisen! «
    » Oh, oh, da muss es wirklich ernst sein– das feine Fräulein Kayser flucht! « Jens sprach in den Raum hinein und erntete Gelächter von einigen Kollegen.
    Caroline biss sich auf die Lippe und griff nach dem weißen Umschlag, den ihr Markvart gegeben hatte. Fünf kleine, gelbliche Umschläge fielen auf den Tisch. Sie waren zerknittert und zerrissen und sahen aus, als wären sie lange unterwegs gewesen. Alle Umschläge waren an » Den höchsten Direktor von Dana Oil « adressiert. Caroline dachte an Direktor Clausen, der an einem guten Tag einen Meter siebzig maß.
    Die Umschläge waren oben aufgerissen, und in allen lag ein A 4 -Blatt. Sie nahm die Briefe aus den Kuverts, faltete sie auseinander und legte sie auf den Tisch. Sie waren mit zierlicher Handschrift geschrieben und von einer » Mama Lucy « unterzeichnet. Sie überflog die Seiten.
    Plötzlich hielt sie inne und las den Satz noch einmal.
    Ein weißer Mann stiehlt kleine Mädchen in Asabo. Sie sagen, er macht schlimme Dinge mit ihnen.
    Caroline spürte die Unruhe in sich aufsteigen. Bereits als sie das Büro verließ, zeichnete sich ab, dass dies hier eine sehr schwere Aufgabe werden würde.

2
    Verfluchte Drecksau!
    John Hansen stieß sich mit den Füßen ab, und der schäbige Bürostuhl rollte nach hinten, bis er die Wand traf. Wütend schaute er aus dem einzigen Fenster des Büros hinunter auf die schmutzige Straße in Nairobi.
    So eine verwöhnte Zicke! Allein schon wie sie ihren Namen ausspricht– Caroline Kayser mit Betonung auf Kayser –, als ob sie das zu etwas Besonderem machen würde. Als ob dann jeder wüsste, zu welcher Familie sie gehört. Das wusste er selbstverständlich, aber sie sollte nicht glauben, dass ihr das ein Recht auf Sonderbehandlung gab. Vielleicht bei anderen, aber nicht bei ihm.
    Er hatte gehofft, sie von der Reise nach Kenia abhalten zu können. Hatte geduldig versucht, ihr zu erklären, dass es keinen Grund dafür gab, ihre Zeit oder das Geld der Firma darauf zu verwenden, hier herunterzukommen. Alles war unter Kontrolle, und sollte jedes Mal das Hauptbüro ausrücken, wenn ein Neger versuchte, für sich selbst und sein Dorf ein wenig Extrageld abzugreifen, konnte man ebenso gut gleich das ganze Hauptbüro nach Afrika verlegen.
    Er hatte am Telefon natürlich nicht Neger gesagt, sondern Kenianer. Es war so einfach, heilig zu sein, wenn man in einem schönen Büro im schönen Kopenhagen saß. Ohne Öl unter den gepflegten Fingernägeln.
    John Hansen begriff nicht, was diese Kayser glaubte, ausrichten zu können. Hier in der wirklichen Welt brauchte es mehr als einen bekannten Namen, und das hatte er ihr zu verstehen gegeben. Sie konnte ebenso gut wissen, wie er das sah. Aber das junge Ding hatte an ihrer Absicht festgehalten. Darauf bestanden, es sei wichtig, dass sie kommen würde , sowohl um sich die Sache genauer anzuschauen, als auch als ein Teil in– was war das,
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