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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen
Autoren: Martin Korte
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1 Einleitung:
    Suche nach dem Bildungskompass
    Bildungsthesen - Nur das Beste für mein Kind - Schule: Ende der Schonzeit? - Bildungsfakten - Gute Noten, glückliche Gesellschaft? - Was ist eigentlich Bildung?
     
»Ich möchte auch, dass man sorgfältig darauf achtet, für ihn (scil. den Schüler) einen Erzieher auszumachen, der den Kopf eher richtig gesetzt als richtig gefüllt hat.«
    MICHEL DE MONTAIGNE, ESSAIS
     
    In rund 38 000 deutschen Schulen bemühen sich gut 700 000 Lehrer und Lehrerinnen, etwa zehn Millionen Schülern das Rüstzeug fürs Leben beizubringen. In den 60er und 70er Jahren schien es den meisten Eltern noch ratsam, dass ihre Kinder eine nahe gelegene Schule besuchten, die der Lehrer empfohlen hatte. Die Hauptschule hatte einen Wert, die Realschule war schon etwas Besonderes und Abitur zu machen ein sensationeller Erfolg. Dies hat sich grundsätzlich geändert. Heute wünscht sich die Hälfte aller Eltern, dass ihr Kind auf das Gymnasium geht mit dem Ziel, die Hochschulreife zu erlangen.
    Die Schulausbildung unserer Kinder ist eines der brennendsten und aktuellsten Themen unserer Zeit. Zu Recht. Eine fundierte Bildung zu haben war natürlich immer schon wichtig, aber angesichts wirtschaftlicher Krisenzeiten und eines sich durch die neuen Medien rasant wandelnden Lernverhaltens ist die Diskussion, wie und was unsere Kinder in Zukunft überhaupt wissen sollen, brisanter denn je. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte
das Thema zur Chefsache, obwohl den Bundesländern hier die Hoheit obliegt, und brach im Herbst 2008 zu einer Bildungsreise durch Deutschland auf. Bildungsthemen schafften es auf die Titelseiten von Zeitungen und Magazinen, Bildungsbücher stürmten die Beststellerlisten. Und nicht zuletzt entschied Bildungspolitik auch mit über Wahlergebnisse - wie wir im Jahr 2008 in Hessen und Bayern erleben konnten. Gleichzeitig muss man die Erfahrung machen, dass eine Schulförderung oder eine Sanierung von Schulgebäuden nur im Zuge eines Konjunkturprogrammes zur Belebung der Bauindustrie die Schatullen des Finanzministeriums öffnet.
    Was bleibt, ist die Sorge der Eltern um die Bildung ihrer Kinder und die generelle Kritik am deutschen Schulsystem, welches im Kern nicht verändert wurde. Auf der einen Seite frustrierte Lehrer, denen vor lauter kleinen Reförmchen und langen Reformstaus kaum noch Zeit bleibt, sich um die notwendige individuelle Förderung von Schülern und Schülerinnen zu kümmern, auf der anderen Seite unverbesserliche Schulaufsichtsbehörden, die immer wieder hoffnungsvolle und engagierte Aktionen zur Verbesserung des Schulalltages zunichte machen. Aber es gibt auch ein PISA-Ergebnis, welches dauerhaft bestehen bleibt und für alle (!) an der PISA-Studie beteiligten Nationen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, gilt: Unabhängig von der Qualität der Schule und des Schulsystems haben Eltern maßgeblichen Einfluss auf den Schulerfolg ihrer Kinder. Und in kaum einem anderen an PISA teilnehmenden Land ist der Schulerfolg derart stark abhängig vom Elternhaus wie in Deutschland. Diese Erkenntnis allein ist Grund zum Handeln. Natürlich obliegt es weiterhin den Bundesländern, allen Kindern die gleichen Schulchancen zu ermöglichen, aber das PISA-Resultat macht Eltern auch deutlich, dass sie Einfluss auf die Schulleistungen ihrer Kinder haben, ganz unmittelbar und völlig unabhängig davon, wann - und ob - Veränderungen im Schulsystem selbst eintreten. Daraus allein ergibt sich jedoch noch keine konkrete Handlungsanweisung, wie Eltern
sich im Lern- und Bildungsdschungel am besten zurechtfinden. Das Ergebnis ist vielmehr als Handlungsaufforderung zu verstehen. Für die Navigation durch den komplexen Dschungel von Lernen, Erziehung und Schule mag es verschiedene Modelle geben. Dieses Buch berücksichtigt vor allem Erkenntnisse der Hirnforschung und evidenzbasierte Ergebnisse aus psychologischer und pädagogischer Forschung. Es bietet Wegmarkierungen - mehr kann es nicht sein -, mit deren Hilfe Eltern, an einigen Stellen sicher auch Lehrer, befähigt werden sollen, einen Blick in die Gehirne ihrer Kinder zu tun. Denn das Gehirn ist die »Maschinerie«, mit der Kinder lernen, Gelerntes abspeichern und Erlerntes erinnern. Noch ist der Bauplan des Gehirns nur unvollständig verstanden, aber von dem, was wir bereits wissen, ist zu erwarten, dass es helfen wird, den Schul- und Lernalltag effektiver und erfolgreicher zu gestalten und das Lernen der Kinder optimal zu begleiten
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