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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
Autoren: Helle Vincentz
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leer war, begann die tägliche Überlegung. Noch einen?
    Bei ihrem letzten Besuch hatte seine Schwester gesagt, sie mache sich Sorgen um ihn.
    » Du trinkst in der Woche sehr viel mehr, als es die Gesundheitsbehörde empfiehlt « , hatte sie gesagt.
    Er hatte geantwortet, in der Behörde seien weiß Gott einige heilige Gesundheitsapostel, und wenn er Lust hatte, vor dem Abendessen zwei doppelte Gin Tonic zu trinken– und zwei bis drei danach–, dann tat er das. Gin Tonic half ja auch, die Malariamücken fernzuhalten.
    Die Entscheidung fiel aus wie immer.
    Als John Hansen vom Barschrank zurückkam, konnte er die Nachbarskinder, ein Junge und ein Mädchen, auf der anderen Seite des Bretterzauns spielen hören. Der Junge hatte Geburtstag, und sie bewarfen sich mit Wasserbomben und kreischten laut, wenn einer von ihnen getroffen wurde. Er überlegte, über den Zaun zu schauen, ließ es aber.
    Geburtstag. Sein eigener war in ein paar Wochen. Er hatte überlegt, etwas zu arrangieren, wusste aber nicht, was oder wen er einladen sollte. Und vielleicht war es auch besser, den Tag im Nebel verschwinden zu lassen. Das Einzige, was sein sechzigster Geburtstag wirklich bedeutete, war, dass er nur noch fünf Jahre der Karriere vor sich hatte. Es war Firmenpolitik, die Leute aus dem Ausland nach Hause zu holen, wenn sie fünfundsechzig Jahre alt wurden. John Hansen hatte ein paarmal angedeutet, ob man bei ihm nicht vielleicht eine Ausnahme machen könnte, er war bereit wegzubleiben, bis er siebzig wurde. Oder länger, wenn die Gesundheit mitspielte. Außerdem gab es keinen, der an dem anderen Ende zog. Keine Kinder oder Enkelkinder, die auf den Großvater warteten, also konnte er ebenso gut arbeiten. Aber die Schwulenärsche zu Hause im Hauptbüro hatten sich selbstverständlich an ihre Regeln und Paragrafen gehalten und gesagt, das sei leider nicht möglich.
    Fünf Jahre waren keine lange Zeit, und John Hansen versuchte, nicht zu viel darüber nachzudenken. Zumindest war ausreichend Zeit, die Ölbohrungen in Kenia ordentlich in Gang zu bringen. Zeit genug, die Abteilung in Kenia zu einem einträglichen Erfolg zu machen. Zeit genug, sich selbst endlich zu einem Erfolg zu machen.
    Die Zeichen standen auf jeden Fall gut.
    Kenia lag an der afrikanischen Ostküste, ungefähr in der Mitte zwischen Ägypten im Norden und Südafrika im Süden. Das Land war mitten auf dem Äquator platziert– eine Tatsache, die viele junge Männer des Landes dazu nutzten, Touristen um Dollarscheine zu erleichtern, indem sie ihnen zeigten, wie sich ein Zahnstocher in einer Schale Wasser auf der einen Seite des Äquators mit dem Uhrzeigersinn und auf der anderen Seite gegen den Uhrzeigersinn drehte.
    Das ostafrikanische Land war eine Agrargesellschaft, und besonders der Kaffee füllte die Handelsschiffe, die von Mombasa, der größten Hafenstadt des Landes, ablegten.
    Öl hatte in der kenianischen Wirtschaft hingegen nie irgendeine Rolle gespielt. In dieser Hinsicht war Kenia ein jungfräuliches Land. Das schwarze Gold war im tiefen Meer vor der Küste gefunden worden, aber das waren unbedeutende Mengen, und auch an Land hatte der große Fund bisher auf sich warten lassen.
    Dennoch sprach viel für den Erfolg auf dem Festland. Der von Unruhen verwüstete Sudan produzierte Öl, und aus kenianischer Perspektive betrachtet, war das sudanesische Ölabenteuer besonders interessant. Beide Länder waren Teil des Großen Afrikanischen Grabenbruchs, der sich vom Nahen Osten durch das östliche Afrika bis in den Süden erstreckte. Diese Lage hatte Forscher wiederholte Male dazu gebracht, Ölproduzenten zu versichern, dass der Sudan und Kenia viele geologische Gemeinsamkeiten hatten. Mit anderen Worten, es war wahrscheinlich, dass man ähnliche Ölvorkommen in Kenia finden konnte.
    Außerdem hatte Uganda, der kleine Bruder im Westen, gerade erst in einem der Seen des Landes ein überraschend großes Ölfeld entdeckt. Wenn das in Uganda passieren konnte, konnte es auch in Kenia passieren.
    Das kostbare schwarze Gold hatte unterdessen auf sich warten lassen.
    Bis vor Kurzem.
    Vor einem Jahr hatten Dana Oils Geologen ein Vorkommen in Block 12 A gefunden, einem großen Landgebiet nordwestlich von Nairobi, welches das Unternehmen von der Regierung Kenias gemietet hatte. Hier sahen die unterirdischen Strukturen vielversprechender aus als an einer der anderen Stellen, an denen sie gebohrt hatten.
    Die Erkundungsbohrungen deuteten darauf hin, dass das Unternehmen endlich
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