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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
Autoren: Helle Vincentz
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verhalten hatte. Sie suchte bei Google nach dem Unternehmen und fand Informationen für die Anekdote.
    Viertel vor vier tauchte Jens’ Kopf über seinem Bildschirm auf.
    » Ist nicht Kaffeezeit? «
    Die Kaffeebar auf der Torvegade war ein beliebtes Ausflugsziel, wenn die Angestellten von Dana Oil während des Arbeitstages, der selten weniger als zwölf Stunden dauerte, eine Pause brauchten. Caroline schielte auf die silberfarbene Rolex an ihrem Handgelenk. Ein Geschenk ihrer Eltern zu ihrem dreißigsten Geburtstag vor einigen Jahren.
    » Kann nicht, ich habe in einer Viertelstunde einen Termin bei Markvart .«
    » Jetzt? «
    Der Kollege, der auf der anderen Seite des Mittelganges saß, schaute auf, und beide blickten sie fragend an. Wenn jemand zum Termin zum Chef musste, war es wichtig zu wissen, ob man neidisch oder dankbar darüber sein sollte, dass man es nicht selbst war, der gerufen worden war. Besonders in diesen Zeiten. Caroline zuckte mit den Schultern.
    Fünfzehn Minuten später erhob sie sich und ging zum Glaskäfig hinüber. Die Tür stand offen, sie klopfte vorsichtig an den Türrahmen.
    Markvart blickte von seinem Bildschirm auf.
    » Komm rein, Caroline .«
    Der Chef lächelte sie an, und sie erinnerte sich daran, warum er zwischenzeitlich nur als das Lächeln bezeichnet wurde. Das breite, verschmitzte Lächeln zusammen mit den schelmisch blickenden Augen brachte die Sekretärinnen dazu, darin wettzueifern, Kaffee für ihn zu holen, und die männlichen Kollegen, die Augen zu verdrehen, obwohl sie ihn heimlich um den jungenhaften Charme beneideten.
    Caroline trat ein und setzte sich an den Besuchertisch des Chefbüros, während sie darum kämpfte, ruhig zu atmen. Markvart erhob sich von seinem Bürostuhl und kam herüber zum Besuchertisch.
    » Lass mich direkt zur Sache kommen « , begann er, als er sich Caroline gegenüber hingesetzt hatte. Die Lachmuskeln entspannten sich, und jetzt sah er ernst aus.
    Caroline merkte, wie ihre Handflächen feucht wurden. Sie legte sie in den Schoß.
    In der einen Hand hielt Markvart einen weißen A 4 -Umschlag, den er auf den Tisch legte.
    » Bevor wir weitersprechen, möchte ich dich darauf aufmerksam machen, dass das hier ein vertrauliches Gespräch ist, und ich möchte dich bitten, die näheren Umstände gegenüber niemandem außerhalb des Unternehmens zu äußern .«
    Sie nickte. Der Knoten im Magen wurde hart wie Stein.
    » Wir haben einige Probleme in Kenia, bei denen wir gezwungen sind, etwas zu unternehmen– sofort . «
    Caroline schaute ihren Chef verwirrt an.
    » Ähm… «
    » Bojesen hat mich gestern angerufen und mich nach irgendwelchen Protesten in Kenia gefragt « , fuhr Markvart fort.
    Sie ließ die Worte einsickern. Das weiße Kuvert beinhaltete vielleicht doch nicht das gefürchtete Schreiben.
    » Proteste? «
    » Ja, Bojesen hat von der einen oder anderen NGO gehört, dass es in einem der Dörfer in Kenia einige Leute gibt, die unzufrieden mit uns sind .«
    Bojesen war Journalist bei Dagens Erhverv und hatte Dana Oil seit einem Menschenalter als festen Themenbereich. » Der Hausjournalist « , wie er leicht ironisch im Unternehmen genannt wurde, weil man ihn immer dazu überreden konnte, eine kritische Geschichte nach hinten zu schieben oder ganz fallenzulassen, wenn man ihm im Gegenzug dafür eine besondere Story oder einen heimlichen Blick in die Halbjahresbilanz versprach, bevor diese bei den anderen Wirtschaftsjournalisten landete.
    Kenia war eines der neuen Länder, in denen Dana Oil begonnen hatte, nach Öl zu suchen.
    » Womit sind sie unzufrieden? «
    » Einer ganzen Menge, heißt es. Sie wollen Arbeit haben, sie wollen eine neue Schule haben. Sie sind der Meinung, unsere Anwesenheit zerstört ihre Kultur und ihre Lebensmöglichkeiten. Der gewöhnliche Kram. « Markvart zuckte bedauernd mit den Schultern. » Das stimmt nicht, aber wir können uns das Gerede, zu dem das führen wird, nicht leisten .«
    » Woher weißt du, dass es nicht stimmt? « , fragte Caroline, plötzlich belebt von der Wendung, die das Gespräch genommen hatte.
    » Ich habe den Chef des Nairobi-Büros, John Hansen, angerufen, und er hat erzählt, dass sie von den Beschuldigungen gehört haben und die Frau kennen, die die Proteste anführt. Eine Querulantin, die jedes Mittel einsetzt, um mehr Geld für ihr Dorf zu bekommen– Asabo heißt es. Und das ist laut John Hansen auch das, was sie hier versucht .«
    Caroline zog die Augenbrauen zusammen.
    » Aber warum, um alles
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