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0364 - Mein Job in der Todeszelle

0364 - Mein Job in der Todeszelle

Titel: 0364 - Mein Job in der Todeszelle
Autoren: Mein Job in der Todeszelle
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Seit dreißig Sekunden war ich, Jerry Cotton, Spezial-Agent des New Yorker FBI, Strafgefangener.
    Auf dem Tisch lagen Brieftasche, Feuerzeug, Geldbörse und Gürtel.
    Hinter einer spanischen Wand schlüpfte ich mit einigem Unbehagen in die Sträflingskleidung.
    Die Wärter im Baltimore-Prison sprachen kein überflüssiges Wort.
    Als ich meine Umkleideszene beendet hatte, sprangen zwei von ihren Sitzen auf.
    Einer griff nach einem Schlüsselbund, der andere ließ Handschellen um meine Gelenke klicken.
    Ich war Strafgefangener 4533.
    Wir verließen das Office.
    Bei jedem Schritt rasselte das Schlüsselbund in der Hand des Gefängnispolizisten. Nach zehn Schritten standen wir vor dem ersten Doppeltor.
    Mit sicherem Griff fischte der Cop den Schlüssel heraus. Vor uns lag ein langer Flur. An seinem Ende befand sich eine Gittertür.
    Die Stäbe standen so dicht zusammen, dass man keine Hand durchschieben konnte.
    Für das Zuchthauspersonal war ich Richard Marquet.
    Ich war angeblich wegen versuchten Mordes zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Ich musste meine Rolle überzeugend spielen.
    Im dritten Stock befand sich die Zelle.
    Der Wärter blieb stehen. Er angelte aus seinem Bund den richtigen Schlüssel, stieß ihn ins Schloss und drehte ihn zweimal. Knarrend sprang die Tür auf.
    Zwei von den drei Pritschen waren belegt. Der eine Mann hatte graue Schläfen und starrte uns mit wachen Augen an.
    Der zweite Bewohner war bedeutend jünger, er saß auf seiner Pritsche, drehte die Daumen und schien mich nicht wahrzunehmen.
    Der Cop, der meine Handschellen hielt, schob mich in die Mitte der Zelle.
    »Das ist Richard Marquet«, knurrte er. »Er wird mit euch die Zelle teilen.«
    »Well«, sagte der ältere, »endlich ein neues Gesicht und neue Nachrichten von draußen. Mensch, das ist direkt ‘ne Auszeichnung für uns. Hoffentlich habt ihr uns ‘nen anständigen Kerl gebracht.«
    »Er passt in eure Gesellschaft«, sagte der Cop mit dem Schlüsselbund, »fünfzehn Jahre für versuchten Mord.«
    Der Jüngere stieß einen Pfiff aus.
    »Dann bist du noch glimpflich davongekommen«, knurrte er, »bist wohl mit den Bullen gut Freund, wie?«
    »Die können mir alle gestohlen bleiben«, murmelte ich und hielt dem Cop meine Hände hin. Er öffnete die Handschellen.
    Nach zwei Minuten war ich mit Frank Worecki, dem Mann mit der vorspringenden Nase und den grau melierten Schläfen und dem blonden Jeff Murphy allein.
    Ich kannte den Lebenslauf der beiden Gangster. Worecki saß wegen Beteiligung an Mord und wegen vollendeten Mordes im Zuchthaus. Lebenslänglich.
    Jeff Murphy hatte von seinen zwanzig Jahren Zuchthaus bereits drei abgesessen.
    Er hatte sich die Strafe für einen Raubüberfall auf einen Bankkassierer eingehandelt.
    Mein Interesse galt Worecki.
    Worecki hatte sich entschlossen, das Gangstersyndikat von New York auffliegen zu lassen. Worecki war bereit, vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss auszusagen. Darauf stand in Gangsterkreisen der Tod.
    ***
    Es war Donnerstag, 16.35 Uhr, als der G-man Phil Decker, mein Freund, die Halle des Hotels Great Northern betrat.
    Sein Besuch galt einer Dame, die im fünften Stockwerk wohnte.
    Sie hieß Rose Leaver und gehörte zu unseren Vertrauensleuten. Wir hatten von ihr schon manchen Tipp bekommen.
    Phil ging zur Rezeption und sagte, zu wem er wolle. Der Empfangschef nickte und wies mit dem Kopf zum Aufzug.
    Phil durchquerte mit schnellen Schritten die Hotelhalle.
    Dicke rote Teppiche schluckten jedes Geräusch.
    Mein Freund trat an den Aufzug und drückte den Knopf. Phil war ungeduldig. Vor einer Viertelstunde hatte Mrs. Leaver angerufen und dringend um seinen Besuch gebeten. Mein Freund hatte sich unverzüglich auf die Socken gemacht.
    Wenn Rose anrief, war es wichtig.
    Angestrengt hörte Phil auf das Surren im Aufzugschacht. Der erleuchtete Fahrstuhl schob sich von oben in sein Blickfeld.
    Zuerst sah Phil Frauenbeine, die in hauchdünnen Nylons und in hochhackigen Pumps steckten, dann einen eleganten Nerzmantel mit hochgeschlagenem Kragen.
    Das zierliche Köpfchen war durch ein Seidentuch verhüllt.
    Das Girl stand mit dem Rücken gegen die Aufzugstür gelehnt.
    Als der Lift aufsetzte, schwankte die Frau wie eine Kunststoffpuppe, die durch einen Stoß aus dem Gleichgewicht geraten ist.
    Sekunden stand Phil unschlüssig. Als sich die Dame noch immer nicht bewegte, öffnete mein Freund vorsichtig die Tür.
    Der Körper im Nerzmantel rutschte ihm entgegen, fiel Phil
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