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Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten
Autoren: Hans Kneifel
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mehr lange machen!« stellte ein anderer Reiter fest und trocknete sein Gesicht mit einem schmutzigen Tuch.
    »Gebt ihm meinetwegen ein Pferd aus der Reserve!« beschied ihn Luxon großzügig. »Er ist arm und scheint nichts Böses im Schilde zu führen.«
    »Gut. Und was bedeutet es, dass uns >Licht< gespendet werden soll?«
    »Es ist nur ein anderes Wort für >Ausplündern< und dient zur Bereicherung Hadamurs.«
    »Sollen wir den Lichtspendern die Köpfe einschlagen?«
    »Nein«, befahl Luxon hart. »Wenn wir dies tun, werden sie den Sohn Rhiads und seine Freunde umso härter jagen und schließlich töten. Keiner von uns wird dies wollen.«
    »Niemand will es«, bestätigte der Pfader. »Die Sonne sinkt, und wir müssen den Tag ausnutzen, Luxon. Außerdem ist bald die nächste Karawane am Wasser und wird uns stören.«
    »Also reiten wir!« entschied der Sohn des Shallad.
    *
    Socorra, der Pfader, richtete sich im Sattel auf und rieb seinen schmerzenden Nacken. Bisher, von den Kämpfen und Überfällen abgesehen, hatte er seiner Gilde keine Schande angetan; nicht um einen Galoppsprung hatte sich die Karawane verirrt, und durch seine Schuld war niemand zu Schaden gekommen. Auch waren keine Wasserstellen und die Möglichkeiten für ein gutes Nachtlager verfehlt worden. Er hatte bewiesen, dass er den Weg kannte und die Reiter über die unbekannten Pfade führen konnte. Jetzt stand die erste wirkliche Prüfung bevor: die Kontrolle der Zöllner, Krieger und Lichtspender. Er selbst besaß nur Waffen, Nahrung und einen magischen Stein mit drei Löchern am Lederband. Ein paar Silbermünzen, nicht mehr, würde er als Maut entrichten können. Aber er fürchtete um Luxons Besitz. Andererseits wusste er, dass Luxon ein Meister der Verschleierung war. Er würde wohl die Sperre passieren, ohne allzu kräftig geschröpft zu werden.
    Die Straße führte aus einem bewaldeten Hochtal in drei Biegungen abwärts. Eine kleine, fruchtbare Ebene, von einem breiten, aber flachen Bach durchflossen, lag vor den ersten Reitern der Karawane. Die Straße der Elemente durchschnitt das Tal breit und gerade. Links und rechts von ihr standen Hütten, Mauern und ein kleiner Turm aus ungefügen Quadern. Im letzten Licht des Tages sahen die Reiter einige Feuer und, neben den Toreingängen, lodernde Fackeln.
    Gut bearbeitete Felder und saftige Weiden setzten sich nach beiden Seiten des Tals fort. Von der Zone, in der Orhakoreiter und Zöllner hausten, war das Gebiet sorgfältig durch Mauern, Palisadenzäune und dicke, dunkelgrüne Hecken abgeschlossen.
    »Wir sind da!« stellte Socorra fest. »Nur noch ein paar Schritte. Und noch eine Warnung!«
    Er stand in den Steigbügeln auf und rief nach hinten: »Kauft nichts von den Händlern. Daran erkennen die Zöllner, wer Geld und Wertsachen hat und wer nicht!«
    Dort, wo die Straße wieder im gegenüberliegenden Talabschnitt verschwand, versperrten ebenfalls Mauern und aus Balken gebaute Tore den Weitermarsch. Eben schob sich der Yarl durch das geöffnete Tor und eilte unbehindert mit seiner niedergeschlagenen Fracht davon. Zwischen den Feuern wimmelte es von Menschen. Überall waren Orhaken zu sehen, denen man Kapuzen über die Köpfe gestülpt hatte.
    Das Bild strahlte trotz aller Bewegung und aller Farben eine unverkennbare Unruhe aus, fast eine Drohung. Die erste scharfe Biegung bergab lag hinter der Karawane. Ebenso gut, wie die Pilger diesen Knotenpunkt sehen konnten, erkannten auch die Soldaten auf eine weite Strecke hinweg jeden Ankömmling aus dieser Richtung. Bisher war Luxon und seinen Reitern nicht ein einziger Wanderer begegnet, der aus Logghard zu kommen schien.
    Schweigend und ohne ihre Schnelligkeit zu verringern, kam die große Reitergruppe den Hang hinunter. Zwischen den Geräuschen der knarrenden Sättel und der harten Hufschläge waren plötzlich qualvolles Stöhnen und keuchendes Wiehern zu hören.
    Das Pferd unter Fafhad riss den Kopf hoch, strauchelte und brach in den Vorderläufen zusammen. Gelber Schaum stand dem Tier vor dem Maul. Jede einzelne Ader war hart und fingerdick geworden. Mit einem schnellen Satz landete der Gomale, seinen Gehstock einsetzend, auf dem Boden. Das Tier brach zusammen, legte sich auf die Seite und keilte mit den Hinterbeinen aus.
    »Helft ihm!« schrie der Gomale und breitete die Arme aus. Ein Reiter hielt sein Pferd an, stieg ab und zog seinen Dolch. Mit einem Sprung stand er neben dem keuchenden und gurgelnden Pferd. Er zögerte einen Moment, dann tötete
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