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Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten
Autoren: Hans Kneifel
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geben. Was hier im Namen des Shallad und mit seiner vollen Billigung, ja auf seinen ausdrücklichen Befehl hin geschah, gehörte zu den unnötigen Ungerechtigkeiten dieser Welt. Hier wurden gutgläubige und mutige Menschen ausgeplündert. Träfe es habgierige Reiche, würde sich Luxon, obwohl selbst davon betroffen, gefreut haben.
    Vor ihm blieben die Lichtspender stehen und senkten ihre Arme. Sie streckten Luxon die offenen Handflächen entgegen. Er nahm ein winziges Goldstück, das ihm die Zöllner gelassen hatten, aus der Tasche des doppelten Gürtels. Als würde er ein unvorstellbar kostbares Schmuckstück überreichen, legte er die Münze in die Handfläche hinein.
    »Damit verurteilt ihr uns dazu, bis nach Logghard im Sand schlafen und hungern zu müssen«, sagte er grimmig. »Nehmt es, spendet euer Licht, und schnell wird sich die anfeuernde Wirkung über uns ergießen.«
    Die Männer ließen das Gold blitzschnell verschwinden und umkreisten dann die Karawane, indem sie beschwörende Bewegungen machten und unverständliche Formeln murmelten. In steigender Ungeduld ließen die Krieger diese Prozedur über sich ergehen. Sie alle kamen aus Sarphand, und über derlei Versuche, Menschen zu betrügen, waren sie nahezu erhaben. Dort, woher sie kamen, galten noch ganz andere Maßstäbe des Betrugs. Aber niemals waren sie so wenig delikat und offensichtlich gewesen wie hier.
    »Nun wird euer Mut die Kräfte der Dunkelwelt besiegen!« riefen die Beschwörer.
    »Wir danken euch, dass eure Beschwörungen uns vor den Dämonen schützen werden«, sagte Socorra grämlich.
    »Dies und das eine oder andere kostbare Amulett, das wir übersehen haben«, bestätigte einer der Beschwörer. »Reitet in Frieden, und das Licht des Shallad schütze euch.«
    »Dies tut es zumindest bis zur nächsten Mautstelle«, gab Luxon zurück und stellte seinen Fuß in den Steigbügel. Er schwor sich, beim nächstenmal noch vorsichtiger vorzugehen und das Risiko, ausgeplündert zu werden, zu verringern. In diesem Zusammenhang dachte er an die unersetzlichen Waffen des Lichtboten.
    Nur langsam und in Schlangenlinien kamen die Mitglieder der Karawane vorwärts. Sie umrundeten die Feuerstellen, wichen einigen Gruppen verstört klagender Pilger aus und näherten sich dem Palisadentor.
    »Weiter! Schnell! Hinter mir her!« zischte Luxon. »Nichts wie weg aus diesem Tal des Irrsinns!«
    Er schüttelte sich. Auf einen Wink, der aus dem Dunkel kam, zogen unsichtbare Hände einen Torflügel auf. Luxon beugte sich aus dem Sattel und nahm einem Shallad-Soldaten die brennende Fackel aus der Hand. Er schwenkte sie und rief: »Das Licht, das uns gespendet wurde, erhellt unsere Herzen. Aber der Weg, der vor uns liegt, bleibt leider dunkel.«
    Hinter ihm schlugen die Hufe der Pferde einen dumpfen, schnellen Wirbel, als die Karawane ihrem Anführer folgte und im Dunkel der herangebrochenen Nacht verschwand. Als einer der letzten galoppierte der Gomale und versuchte, sich entlang der Reiter zur Spitze vorzuschieben.
    Es war deutlich, dass er Luxon nicht aus den Augen lassen wollte.
    *
    Ein einzelner Orhakoreiter kam aus dem Dunkel, lenkte sein Tier zur Seite und verringerte die Geschwindigkeit seines Reitvogels nicht, als er die Lichtkreise, der Fackeln vor sich erkannte. Er konnte an dem Abstand zwischen den einzelnen Lichter erkennen, dass ihm eine mittelgroße Karawane entgegenkam.
    Die mächtigen Beine des Orhakos griffen bei jedem Schritt weit auseinander. Die Krallen bohrten sich tief in den weichen Boden abseits der Straße. Wie ein Dämon raste der Mann heran. Die Pilger erkannten, dass er einen Helm trug und dass ein Mantel mit dem Zeichen des Shallad-Schwertmondes hinter ihm flatterte. Er war schwer bewaffnet. Der Schild an seinem Oberarm, ebenfalls mit dem Zeichen geschmückt, verbarg zur Hälfte sein Gesicht. Wie ein Spuk trabte der Reiter vorbei. Nur noch die keuchenden Atemzüge aus dem Raubvogelschnabel des Reittiers und das Geräusch der Schritte blieben einen Augenblick in der stillen Abendluft hängen.
    »Es war, als ob er einen wichtigen Befehl des Shallad überbringen müsse!« sagte Syreno. Fafhad pflichtete ihm bei.
    »Ein Krieger, der Hals und Knochen aufs Spiel setzt und in der Dunkelheit auf dem Orhako so schnell dahinprescht, ist in wichtiger Mission unterwegs.«
    »Es betrifft uns nicht mehr«, meinte Kalathee. »Kennst du einen guten Platz für unser nächtliches Lager, Socorra?«
    »Ja. Eine Stunde lang etwa müssen wir noch reiten. Zur
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