Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
in der letzten Nacht am Lagerfeuer berichtet.
    »Die Großen werden dich nicht an den Shallad verraten, wenn du nicht gerade ein Verbrechen begehst. Ich bin und bleibe dein Führer und Pfader, gleichgültig, wie deine Entscheidung lautet. Ich muss gestehen, dass es auch mich freuen würde, wenn Mythor auf dem Umweg über meinen Herrn die Waffen des Lichtboten zurückbekäme.«
    Fafhad ist kein einfacher Gomale. Seine Zunge ist wieselflink, und er weiß mit Worten trefflich umzugehen, sagte sich Luxon. Trotzdem glaubte er dem Dunkelhäutigen.
    »Ich habe wohl gemerkt«, sagte Luxon, »dass in den Worten des Stummen Großen etwas Wahres lag.«
    Heiser lachte Fafhad. Er schien zu wissen, dass die Waffen versagt hatten. Hatte er dem Versuch des Kampfes zugesehen, der Luxon davon überzeugt hatte, dass die Lichtboten-Waffen ihm nicht gehorchten? Diese Fragen würden sich bald geklärt haben.
    »Du neigst dazu, den Dingen deinen Willen oder besser deine Sicht aufzuzwingen. Nun, es gibt Dinge, die kannst selbst du nicht ändern. Aus Tag wird nicht Nacht, nur weil du es so möchtest. Ich möchte natürlich trotzdem wissen, zu welchem Entschluss du gekommen bist.«
    »Ich weiß es noch nicht. Ich brauche Zeit zum Überlegen«, sagte Luxon. »Wie weit ist es noch zum Ausgang?«
    »Nicht mehr weit. Sind noch alle hinter dir?«
    »Wir sitzen im Sattel und leben noch«, sagte Kalathee.
    »Bald sind wir wieder im Sonnenlicht. Wie lange wirst du brauchen, um dich zu entschließen?«
    »Ändert mein Zögern etwas an deinem Angebot?« erkundigte sich Luxon nachdenklich.
    Ein Windstoß fuhr ihnen entgegen. Undeutlich hoben sich die Umrisse des Pferdes und des Gomalen gegen eine schwache Helligkeit ab. »Nein. Nichts. Ich werde versuchen, dich sicher nach Logghard zu bringen. Oder so weit nach Süden, wie es sein muss. Zahllose Abenteuer liegen vor uns, und die wenigsten davon sind harmlos.«
    »Ich weiß es. Der Shallad sucht mich.«
    Luxon sah zu, wie der Gomale vorsichtig die Höhle verließ. Er schob Äste und Blätter zur Seite, sicherte schweigend nach allen Seiten und bedeutete den Flüchtenden, noch im Schutz der Höhle zu verharren. Durch das Blattwerk hindurch erkannte Luxon, dass vor der Höhle sich ein karges, savannenartiges Land erstreckte, mit einzelnen Inseln aus Bäumen und Buschwerk darin, mit sandigen Flächen und den Felsbrocken, ohne die der Landstrich undenkbar erschien.
    »Kommt. Ich sehe keine Orhaken.«
    Luxon bewegte seinen Hengst vorwärts und duckte sich tief unter den Zweigen. Vor der Höhle, im hellen Licht, blieben sie stehen. Ein Rudel von hirschähnlichen Tieren mit gewundenen Hörnern lief ohne Hast am Rand des Blickfelds über den von dürrem Gras bedeckten Boden. Ein weiteres Zeichen dafür, dass sich an dieser Stelle keine jagenden Shallad-Reiter befanden.
    Die Waffen des Lichtboten! Luxon blickte zum Griff des Schwertes und berührte mit der Hand die Außenseite des Sonnenschilds. Ratlos hob er die Schultern. Fafhad bemerkte seinen Blick und nickte. Schweigend reichte Kalathee den Weinschlauch herum. Der Gomale nahm einen tiefen Schluck und fuhr mit dem Handrücken durch seinen Bart. »Deine Entscheidung, Luxon?«
    »Muss ich sie hier und jetzt treffen?«
    Der Gomale sah zweifellos, dass Luxon mit sich selbst kämpfte. Fafhad setzte voraus, dass sich Luxon freiwillig nicht von den Waffen trennen würde. Aber er sagte sich auch, dass eigentlich der letzte Beweis einem klugen und erfahrenen Mann, wie Luxon es ohne Zweifel war, hätte genügen müssen. Nachdrücklich schüttelte Fafhad den Kopf und trank einen zweiten Schluck.
    »Ich kämpfe mit mir«, sagte Luxon und schüttete sich Wein in die Kehle. »Ich lasse meine Entscheidung noch offen. Reiten wir weiter. Du wirst der erste Mann sein, der von mir erfährt, was ich tun werde.«
    »Einverstanden«, antwortete Fafhad ernst. »Wir sollten das Tageslicht nutzen und den Umstand, dass das Gelände vor uns anscheinend frei ist. Je weiter wir von den Shallad-Reitern entfernt sind, desto sicherer schlafen wir heute nacht.«
    Luxon verschloss den ledernen Schlauch und antwortete mit heiserer Stimme: »Die Jagd geht weiter, ebenso unsere Flucht. Führe uns an, Fafhad!«







Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher