Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
seinem Tier die Sporen.
    Die Gruppe wurde binnen weniger Galoppsprünge schneller und preschte durch die enge Schlucht. Die Hufe schleuderten wirbelnd Steine nach allen Seiten.
    Auch die verwundeten Reiter blickten nach hinten und erkannten, dass sie entdeckt worden waren und verfolgt wurden.
    Schreie gellten auf.
    »Dort sind sie! Es müssen die Reiter sein, die uns entkommen sind!«
    »Sie sind es! Seht den Helm an. Ihnen nach!«
    Eine Gruppe von sechs oder sieben Orhakoreitern stob zwischen den Felsen hervor. Mit wenigen Blicken erkannten die erfahrenen Krieger des Shallad, dass es sich um leichte Beute handelte. Mit schrillen Schreien feuerten sie ihre Tiere an. Die Orhaken ließen sich von der Aufregung anstecken und kreischten wütend.
    »Bei der Schwarzen Hand von Logghard!« stieß Socorra hervor. »Jetzt gilt es, sich zu wehren. Wir sind in der gleichen schlechten Lage.«
    Er richtete sich im Sattel auf, nahm den Bogen von der Schulter und griff in den Köcher. Hinter ihm preschten die Flüchtenden über den Boden der gewundenen Felsenschlucht. Hinter den ersten Vogelreitern des Shallad kamen weitere Krieger zum Vorschein. Ihr gellendes Geschrei und das Kreischen der Vögel hallten zwischen den Felsen wider. Socorra zielte auf den ersten Reiter, dessen Tier in rasendem Lauf näher herantrabte. Die Krallen rissen kleine Krater in den Sand und das Kieselgeröll. Dann schwirrte der Pfeil von der Sehne, jagte zwischen den Reitern hindurch und bohrte sich in die Brust des Verfolgers. Der Krieger verlor seinen Halt, riss beide Arme in die Höhe und wurde aus seinem Sattel geschleudert.
    Luxon wartete auf eine Möglichkeit, die Waffen des Lichtboten sinnvoll einzusetzen. Er federte die Stöße des Pferdekörpers mit den Knien ab und sagte sich, dass sie der Übermacht der Krieger nicht viel entgegenzusetzen hatten – außer den Waffen Mythors.
    »Schneller! An mir vorbei!« schrie er und befestigte den Sonnenschild am Sattelknauf. Auch er griff nach dem Bogen und rückte den Mondköcher zurecht. Die Befiederung eines Pfeiles lag zwischen seinen Fingern; er drehte sich halb im Sattel und legte den Pfeil auf die Sehne.
    Kalathee und Samed sprengten, die Packpferde hinter sich herzerrend, an ihm vorbei. An dieser Stelle wurde die Schlucht immerhin so breit, dass zwei Reiter ohne Schwierigkeiten nebeneinander passieren konnten.
    »Weiter! Bringt euch in Sicherheit!« schrie Luxon den verwundeten Reitern zu. Sie spornten ihre Pferde. Wieder heulte ein Pfeil Socorras durch die Schlucht und bohrte sich dicht unter der Kehle in einen massigen Reitvogelhals. Blutend und um sich schlagend brach das Tier zusammen, schleuderte seinen Reiter über sich hinweg gegen die Felsen, und zwei nachfolgende Reiter ritten mitten in dieses Knäuel aus Beinen, Hälsen und umherfliegenden Waffen hinein.
    Der erste Pfeil aus dem Mondköcher löste sich von der Sehne. Schwach blinkte der Zielstein vor Luxons Augen. Das Geschoß beschrieb eine fast gerade Bahn und zersplitterte dicht neben dem Krieger am Fels.
    »Ich? Ein Fehlschuss?« knurrte Luxon mehr als verwundert. Es war für ihn undenkbar, denn auf diese kurze Entfernung hätte ein schlechterer Schütze besser getroffen. Wieder riss er einen Pfeil aus dem Köcher und hörte die Federn gegen das Leder schlagen. Zunächst maß er dieser Beobachtung keine Bedeutung bei und feuerte den Pfeil ab. Hart schlug die Sehne gegen das Leder seines linken Unterarms.
    Der Pfeil heulte durch die Luft, verfehlte die Körper von zwei Kriegern und schwirrte zwischen ihnen harmlos und unschädlich davon. Ein stechender Schmerz fuhr durch Luxons Kopf, und er war nahe daran, sich den Helm der Gerechten vom Schädel zu reißen. Aber er biss die Zähne aufeinander und hoffte, noch einen Schuss anbringen zu können. Er blickte über die Schulter und in die Öffnung des Köchers hinein. Er sah nur noch ein Dutzend Pfeile. Die Enden und die Federn waren überraschend deutlich zu erkennen, als sie gegeneinanderschlugen. Noch einmal zog Luxon einen Pfeil heraus und legte ihn auf die Sehne.
    Die Reitvögel und die Krieger, die einen wirren Haufen bildeten und schreiend versuchten, auf die Beine zu kommen und sich zu trennen, versperrten noch immer die Schlucht. Die rund fünfzig Krieger, die hinter ihnen zwischen den Felsen ritten, standen ungeduldig da, rissen an den Zügeln der Orhaken und fluchten.
    Es war also noch Zeit für einen Schuss .
    Der letzte der Flüchtenden war an Luxon vorbeigeritten. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher