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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen
Autoren: Arthur C. Clarke
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1 Ramas Rückkehr
    »Excalibur«, der mächtige, durch Atomspaltung gespeiste Radarpulsgenerator, war schon seit fast einem halben Jahrhundert nicht mehr in Betrieb. Entwickelt hatte man ihn in fieberhafter Anstrengung in den Monaten nach Ramas Durchgang durch das Sonnensystem. Als Excalibur im Jahre 2132 erstmalig für funktionstauglich erklärt wurde, war seine offizielle Aufgabe die, der Erdbevölkerung rechtzeitig umfassende Informationen über etwaige weitere Besucher aus dem All zu liefern: Ein Objekt von den gigantischen Ausmaßen Ramas (hoffte man) konnte auf diese Weise über interstellare Entfernungen hinweg geortet werden, und zwar (hoffte man) Jahre, bevor es sich irgendwie in menschliche Belange einmischen konnte.
    Die Entscheidung, Excalibur zu konstruieren, fiel noch, bevor Rama sein Perihel passiert hatte. Als dieser erste extraterrestrische Besucher die Sonne umkreiste und dann wieder in den Sternenraum hinauszog, untersuchten Heerscharen von Wissenschaftlern das Datenmaterial, das die einzige Expedition lieferte, der eine Begegnung mit dem Eindringling gelungen war.
    Damals verkündete man, dass Rama eine Roboterintelligenz ohne das geringste Interesse an unserem Sonnensystem oder seinen Bewohnern sei. In dem offiziellen Statement wurden keinerlei Erklärungen für die zahlreichen rätselhaften Fakten gegeben, mit denen die Forscher damals konfrontiert waren; allerdings gelangten die Experten einhellig zu der Überzeugung, dass sie ein Grundprinzip der ramanischen Technologie erkannt hätten. Da nämlich die meisten Zentral- und Hilfssysteme, auf welche das Aufklärungsteam der Erde im Innern Ramas stieß, zwei funktionstaugliche Reservesysteme aufwiesen, hatte es den Anschein, als folgten die Fremden in allem einem »Triplex«-Prinzip. Und da das ganze gewaltige Flugobjekt vermutlich eine einzige große Maschine war, erachtete man es als hoch wahrscheinlich, dass auf diesen ersten Besucher aus dem All noch zwei weitere Rama-Raumfahrzeuge folgen würden.
    Aber es drangen keine weiteren Raumschiffe aus den leeren Interstellarbereichen in die Nähe des Sonnensystems vor. Die Jahre vergingen, und die Menschen auf der Erde hatten dringlichere Probleme zu bewältigen. Das besorgte Interesse an den Ramanern - oder wer immer diesen unattraktiven fünfzig Kilometer langen Zylinder gebaut hatte - schwand, und der einsame einmalige Besuch von Fremden aus dem All ging in die Geschichte ein. Viele Gelehrte rätselten noch immer an diesem Rama-Besuch herum, doch die meisten Angehörigen der Spezies Mensch waren gezwungen, sich mit anderen Problemen herumzuschlagen. In den frühen vierziger Jahren des 22. Jahrhunderts keuchte die Welt unter einer schweren Wirtschaftskrise. Es gab keine Mittel mehr, Excalibur weiter zu unterhalten. Die wenigen wissenschaftlichen Entdeckungen rechtfertigten nicht mehr die enormen Mittel, die für den sicheren Betrieb erforderlich waren. Man gab den gewaltigen atomaren Pulsgenerator auf.
    Fünfundvierzig Jahre später benötigte man 33 Monate, um Excalibur wieder funktionsfähig zu machen. Wissenschaftliche Gründe waren vordringlich für diese Aufpolierung maßgebend. Während der verflossenen Jahre war die Radartechnik gewaltig weitergediehen und hatte neue Methoden der Datenauswertung entwickelt, durch welche die von Excalibur gelieferten Beobachtungen enorm an Bedeutung gewannen. Aber als der Generator dann erneut Bilder aus fernen Himmelsbereichen einzufangen begann, rechnete kaum jemand auf der Erde damit, dass ein zweites Raumschiff der Ramaner auftauchen könnte.
    Als sich auf dem Datenverarbeitungsschirm der erste ungewöhnliche Echoimpuls zeigte, informierte der Operationsleiter noch nicht einmal seinen Vorgesetzten. Er hielt es für künstlich, für eine Art Ufo, das durch Anomalie in der Auswertungsberechnung entstanden war. Er wurde erst aufmerksamer, als das Signal sich mehrmals wiederholte. Er zog den Chefwissenschaftler des Excalibur-Teams hinzu, und der machte eine Datenanalyse und gelangte zu dem Schluss, es handle sich bei dem neuen unbekannten Objekt um einen langperiodischen Kometen. Dann dauerte es weitere zwei Monate, bis ein Student (allerdings schon höheren Semesters) den Beweis erbrachte, dass es sich bei dem Signal um die eines glatten Körpers von mindestens vierzig Kilometern in seiner größten Länge handeln müsse.
    Dann, 2197, wusste man auf der Erde, dass dieses Objekt, das durch das Sonnensystem auf die inneren Planeten zuschoss, ein weiteres
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