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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen
Autoren: Arthur C. Clarke
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außerirdisches Raumschiff war. Die ISA raffte alle ihre Mittel zusammen, um eine Mission zu organisieren, die den Eindringling exakt Ende Februar 2200 knapp innerhalb der Venus-Umlaufbahn abzufangen hatte. Und wieder einmal blickte die Menschheit hinaus zu den Sternen, und die gleichen gewichtigen philosophischen Fragen wie bei Rama I wurden jetzt erneut auf dem ganzen Globus diskutiert. Und als dann der neue Besucher näher rückte und ganze Batterien von Sensoren, die in seine Richtung spähten, eine exaktere Analyse seiner physikalischen Beschaffenheit erbrachten, bestätigte es sich, dass dieses Raumschiff - zumindest äußerlich - mit seinem Vorgänger identisch war. Rama kam wieder zur Erde zurück. Die Menschheit stand wieder vor einem schicksalhaften Rendezvous.

2 Test und Training
    Das sonderbare Metallgeschöpf schob sich langsam höher auf die Überkrängung der Wand zu. Es sah aus wie ein abgemagertes Gürteltier. Den schlangenartigen gegliederten Körper bedeckte ein dünner Schild, der sich oben und seitlich um ein Kompaktset von elektronischem Spielzeug wölbte, das auf der mit deren der drei Körpersegmente ritt. Etwa zwei Meter von der Wand entfernt schwebte ein Helikopter. Aus seiner Nase ragte ein Gelenkarm mit Greifern an der Spitze, die soeben hinter der sonderbaren Kreatur ins Leere schnappten.
    »Verdammt!«, brummte Janos Tabori. »Es ist unmöglich, wenn unsere Hummel dermaßen herumtorkelt. Es ist schon unter perfekten Bedingungen schwierig, Präzisionsarbeit zu leisten, wenn die Greifer ganz ausgefahren sind.« Er warf dem Piloten einen Blick zu. »Und wieso kann unser märchenhafter Flugapparat eigentlich nicht Höhe und Position konstant halten?«
    »Bring die Maschine dichter an die Wand ran!«, befahl Dr. David Brown.
    Hiro Yamanaka blickte Brown ausdruckslos an, dann gab er dem Kontrollbord einen Befehl ein. Der Schirm vor ihm blitzte rot auf und ließ dann die Information ablaufen: ANWEISUNGEN UNDURCHFÜHRBAR. UNGENÜGENDE TOLERANZEN. Yamanaka Sag te kein Wort. Der Hubschrauber blieb weiter in derselben Position.
    »Wir haben fünfzig, höchstens fünfundsiebzig Zentimeter Abstand zwischen den Rotorspitzen und der Wand«, sagte Brown, laut denkend. »Und in zwei, drei Minuten ist der Biot unter der Krängung außer Reichweite. Schalten wir auf HandSteuerung und packen wir uns das Ding. Sofort. Und keinen Fehler diesmal, Tabori!«
    Einen flüchtigen Moment lang starrte Yamanaka den schütter behaarten, bebrillten Wissenschaftler auf dem Rücksitz zweifelnd an. Dann drehte er sich wieder um, tippte einen weiteren Befehl ein und schob den großen schwarzen Hebel nach links. Der Monitor blinkte: MANUALMODUS. KEINE SCHUTZAUTOMATIK. Behutsam schob Yamanaka den Hubschrauber zentimeterweise näher an die Wand.
    Tabori, am Greifgerät, war bereit. Er schob die Hände in die Instrumentalhandschuhe und probierte aus, wie sich die Greifzangen am Ende des Schwenkarmes öffneten und schlössen. Wieder schob sich der Arm vorwärts, und die beiden mechanischen Kiefergreifer schlössen sich exakt über der gepanzerten Gelenkschnecke. Das Feedback aus den Sensoren der Greifer in seinen Handschuhen verriet Tabori, dass er die Beute fest im Griff hatte. »Ich hab es!«, rief er jubelnd. Dann begann der langsame Prozess der Bergung des Jagdobjekts an Bord.
    Eine plötzliche Windbö ließ die Maschine nach links abrollen, und der Greifer mit dem Bioten schlug gegen die Wand. Tabori spürte, wie sein Zugriff sich lockerte. »Halt das Ding doch grade!«, schrie er, während er den Greifarm weiter einholte. Und während Yamanaka dem Rollen des Flugzeugs entgegenzusteuern versuchte, neigte er unabsichtlich geringfügig die Nase nach unten. Dann hörten die drei Männer an Bord das eklige Krachen, als die metallenen Rotorblätter gegen die Wandung schrammten.
    Der japanische Pilot drückte sofort die Notschaltung, und die Automatik übernahm die Kontrolle sogleich. Sekundenbruchteile danach schrillte wimmernd ein Alarmsignal, und der Monitor blinkte rot auf: STARKE SCHÄDEN, AUSFALLWAHRSCHEINLICHKEIT GROSS. SCHLEUDERSITZE BETÄTIGEN! Yamanaka zögerte nicht. Sekundenschnell hatte er sich aus dem Cockpit katapultiert und seinen Fallschirm geöffnet. Tabori und Brown ebenfalls. Sobald der Ungar die Hände aus den Spezialhandschuhen gezogen hatte, öffneten sich die Greifer, und das »Armadillo«, das künstliche Panzertier, stürzte die hundert Meter auf die Flachebene drunten hinab und zerschellte in tausend
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