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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen
Autoren: Arthur C. Clarke
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winzige Stücke.
    Der steuerungslose Hubschrauber trudelte unsicher nach unten. Obwohl das automatische Landesystem an Bord voll funktionstauglich arbeitete, knallte die Flugmaschine heftig auf die Landekufen und kippte zur Seite. Eine stattliche Männergestalt in brauner, mit zahlreichen Dekorationen bestückter Uniform sprang unweit der Landestelle des Hubschraubers aus einem offenen Lift. Der Mann kam gerade aus dem Kontrollzentrum, und seine Erregung, während er auf einen bereitstehenden Rover zueilte, war deutlich erkennbar. Hinter ihm drein hastete eine blonde Frau im Flugdress der ISA, die sich trotz der Kamera-Ausrüstung über beiden Schultern sehr gewandt bewegte. Der Mann in Uniform war General Valerij Borzow, der Chefkommandant bei »Projekt Newton«. Brüsk fragte er Richard Wakefield, einen Elektroingenieur, der im Rover wartete: »Jemand verletzt?«
    »Janos kriegte anscheinend einen bösen Schlag gegen die Schulter, als er rausflog. Aber Nicole hat grad rübergegeben, dass er keine Knochenbrüche oder Risse hat, nur 'ne Menge Prellungen.«
    General Borzow kletterte in den Rover neben Wakefield, der am Kontrollbord des Fahrzeugs saß. Die Blondine, eine Videojournalistin namens Francesca Sabatini, stoppte die Aufnahme und wollte die hintere Tür des Rovers öffnen, doch Borzow scheuchte sie brüsk fort. »Geh rüber und schau nach des Jardins und Tabori!«, sagte er und wies mit der Hand zu der ebenen Fläche hinüber. »Wilson ist wahrscheinlich bereits dort.«
    Der Rover mit Borzow und Wakefield setzte sich in die entgegengesetzte Richtung in Bewegung und fuhr etwa vierhundert Meter, ehe er neben David Brown anhielt. Brown war ein etwa fünfzigjähriger zierlicher Mann; er trug einen brandneuen Flugdress, und er war eifrig damit befasst, seinen Fallschirm zusammenzufalten und in einen Packsack zu verstauen. General Borzow stieg aus und ging auf den amerikanischen Wissenschaftler zu.
    »Sie sind unverletzt, Dr. Brown?«, fragte der General, der offensichtlich nicht viel von langen Vorreden hielt.
    Dr. Brown nickte, gab aber keinen Ton von sich. »Nun, wenn das so ist«, fuhr der General in gedämpfterem Ton fort, »dann könnten Sie mir vielleicht erklären, was Sie sich dabei gedacht haben, als Sie Yamanaka den Befehl gaben, auf Manualsteuerung umzuschalten? Es ist vielleicht besser, wenn wir darüber hier reden, nicht vor der ganzen restlichen Mannschaft.«
    Dr. Brown schwieg weiter. »Habt ihr denn die Warnanzeigen nicht gesehen?«, sprach Borzow nach einer kurzen Pause weiter. »Und haben Sie auch nur für eine Sekunde überlegt, dass dieses Manöver die Sicherheit der anderen Kosmonauten gefährden könne?«
    Nun warf Brown dem General einen stumpfen, hasserfüllten Blick zu. Als er endlich antwortete, klang es abgehackt und gezwungen, und er schien seine Gefühle bewusst zu unterdrücken. »Es erschien uns durchaus vernünftig, den Copter ein bisschen dichter ans Zielobjekt heranzubringen. Es gab noch etwas Spielraum, und nur so hätten wir den Bioten einfangen können. Schließlich ist es ja das Ziel unserer Mission ...«
    »Sie brauchen mich nicht daraufhin zu weisen, worin unsere Aufgaben bestehen«, unterbrach Borzow heftig. »Erinnern Sie sich, bitte, dass ich persönlich an der Abfassung des Abkommens beteiligt gewesen bin. Und ich möchte Sie daran erinnern, dass unter allen Umständen die Sicherheit der Besatzung Vorrang vor allem anderen hat. Dies gilt besonders im Verlauf dieser Simulationstrainings ... Ich muss Ihnen leider sagen, dass mich dieser irre akrobatische Akt, den Sie da veranstaltet haben, aufs höchste erstaunt. Der Hubschrauber ist beschädigt, Tabori verletzt, und Sie hatten noch Glück, dass keiner dabei getötet wurde!«
    Aber David Brown achtete nicht mehr auf das, was der General sagte. Er hatte ihm den Rücken zugekehrt und fuhr fort, seinen Fallschirm in den durchsichtigen Packsack zu verstauen. Von den hochgezogenen Schultern und aus der Heftigkeit, mit der er sich dieser Routinearbeit widmete, konnte man deutlich ablesen, wie wütend er war.
    Borzow kehrte zum Rover zurück. Er ließ mehrere Sekunden verstreichen, dann bot er Dr. Brown an, mit ihm zurückzufahren. Der Amerikaner schüttelte nur wortlos den Kopf, hievte sich den Pack auf.den Rücken und stapfte in Richtung auf den Hubschrauber und den Aufzug davon.

3 Teambesprechung
    Janos Tabori saß auf einem Klappstuhl vor dem Konferenzraum des Trainings-Centers unter dem Beschuss einer Batterie kleiner
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