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Cademar-Günstling der Magie

Cademar-Günstling der Magie

Titel: Cademar-Günstling der Magie
Autoren: Falko Löffler
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Kristall
    Im Licht der Abendsonne rannte Cademar aus Klarbach hinaus in den Wald.
    Er war am ganzen Körper schweißgebadet von der Feldarbeit mit seinem Vater Ratum, die sie früh am Tag begonnen hatten. Schon bald ging sein Atem schwer, doch er wollte seinem Freund Urlat nicht zu viel Zeit lassen, also beeilte er sich, sodass seine blonden Haare in der Luft flogen und seine helle Jacke flatterte. Flussaufwärts im Wald gelangte er schließlich zu dem Abschnitt, wo die Furra in die Breite ging und nur knietief war. Dort fand er Urlat, der gebückt im Wasser stand und mit beiden Händen im schlammigen Flussbett wühlte. Schnell streifte Cademar seine Lederschuhe ab und eilte zu seinem Freund.
    »He, wühl nicht alles auf, ich habe gerade etwas gesehen!«, entfuhr diesem. Urlat war etwas älter als Cademar, schlaksig und fast einen Kopf größer, was ihn immer wieder zu Scherzen auf Kosten des Kleineren veranlasste. Ihrer Freundschaft tat das keinen Abbruch – zumal Urlat nur zu gut wusste, dass Cademar der stärkere der beiden war.
    Lachend und weiter wassertretend kam Cademar näher. »Nur noch mehr wertloses Quarz, oder?« Er tauchte beide Hände ins Wasser, doch nicht, um Steine zu suchen, sondern um sich einen Schwall kühlendes Nass übers Gesicht und durch seine Haare rinnen zu lassen. Er kam langsam wieder zu Atem.
    Triumphierend griff Urlat in die Tasche und holte ein glitzerndes Steinchen hervor. Cademar nahm es entgegen, betrachtete es prüfend und fuhr mit der Kante des Daumennagels darüber. »Das ist tatsächlich Gold!«
    »Ich habe es genau hier gefunden«, sagte Urlat. »Da ist sicher noch mehr!« Er steckte das Goldstück zurück in seine Tasche und wühlte weiter im Wasser.
    Cademar nickte begeistert, tauchte ebenso beide Hände ins weiche Flussbett und kümmerte sich nicht darum, dass das Wasser seine Ärmel durchtränkte. Er fischte eine Handvoll Steine hervor, die er sodann in Augenschein nahm.
    »Wie sind die Erträge deines Vaters ausgefallen?«, fragte Cademar.
    Urlats Blick verdüsterte sich. »Es ist nicht viel geworden. Große Teile seiner Weizenfelder sind verdörrt, dabei ist es noch einige Zeit bis zum Hochsommer. Er hat mehrmals bei den Gesandten der Magier in Bergfried vorgesprochen, aber sie sagen, sie hätten keine Zeit, in Klarbach Wolken zu beschwören. Aber wie immer werden sie pünktlich im Herbst kommen, um das Fünftel unserer Erträge abzuholen … egal wie wenig es letzten Endes ist, und egal wie wenig uns dann noch bleibt.«
    Urlat gab sich keine Mühe, seine Wut auf die Magier zu verheimlichen. Cademar und er konnten offen miteinander sprechen. Beide fürchteten die Magier, aber gleichzeitig bemerkte Cademar bei seinem Freund, dass er sie um die Macht zu beneiden schien, die sie besaßen.
    »Was machst du mit den Goldstücken, die du in den letzten Tagen gefunden hast? Wirst du sie deinem Vater geben?«
    Abfällig atmete Urlat aus. »Wenn ich das tue, wird er den fünften Teil davon den Magiern geben müssen. Nein. Ich vergrabe sie hinter dem Haus.«
    »Und wenn die Magier wirklich deine Gedanken lesen können, wie man sagt?«
    »Ganz einfach«, sagte Urlat, »wenn sie kommen, denke ich nicht daran.«
    Cademar nickte, aber dachte bei sich, dass es kaum so leicht sein konnte. Beide widmeten sich wieder dem Flussbett und suchten eine Zeitlang schweigend weiter nach Gold.
    »Hast du auch von der Kristallkugel gehört?«, fragte Cademar leise.
    »Ja. Gestern war sie in Bergfried. Mein Vater hat sie gesehen, als er bei den Gesandten der Magier war. Dort hat sie keine Günstlinge gefunden.« Auch Urlat hatte unwillkürlich seine Stimme gesenkt.
    »Wohin ist sie dann geschwebt?«
    »Das wusste mein Vater nicht. Vielleicht nach Fuhrberg und dann weiter in die Westlande. Aber wenn sie dort schon war, könnte sie heute Klarbach erreichen.«
    Cademar nickte. Genau das hatte er auch gedacht.
    »Und wie steht es mit dir?«, fragte Urlat. »Ist deine Magie stärker geworden?«
    »Ja. Als ich mir gestern den Fuß an einem Stuhlbein gestoßen habe, wurde ich wütend, und das Stuhlbein brach ab, ohne dass ich den Stuhl berührt hatte. Wenigstens waren meine Eltern nicht in der Nähe, und das Stuhlbein ließ sich wieder anleimen. Sie haben nichts bemerkt. Wären sie dabei gewesen, hätten sie gesehen, wie der Manuskristall dabei aufgeleuchtet ist … zum Glück konnte ich ihn bislang vor ihnen verbergen.«
    Urlat schaute seinen Freund von der Seite an. In seinem Blick lag gleichermaßen
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