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Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten
Autoren: Hans Kneifel
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gefüllte Satteltaschen auf die Rücken der Tiere geschnallt.
    Auch Syreno zog und zerrte einige Lasten auf den Rücken des Reitvogels. Luxon wusste, dass keiner seiner Krieger mehr lebte. Er hatte jeden einzelnen Körper genau untersucht. Vier Männer waren verwundet. Vielleicht überlebten sie, vielleicht nicht. Kämpfen konnte keiner mehr von ihnen, und ob sie die Strapazen eines längeren Ritts überstanden, vermochte niemand zu sagen.
    Luxon stellte einen Fuß in den Steigbügel und rief drängend: »Wir reiten weiter!«
    »Aber auf keinen Fall entlang der Pilgerstraße«, schränkte Socorra ein.
    »Nein. Abseits der Straße der Elemente! An die Spitze, Socorra. Lasse dir von Syreno helfen.«
    »Ich habe verstanden!«
    Socorra und Syreno lenkten ihre Tiere nach rechts, in die Richtung der bewaldeten Zone zwischen den kleinen Hügeln und den felsigen Einschnitten. Ihnen folgten deutlich langsamer die vier Überlebenden. Kalathee und Samed zerrten an den Zügeln schwerbepackter Lasttiere. Griffo übernahm mit gezogenem Schwert den Schluss der schweigenden Karawane. In den Gesichtern der Überlebenden standen Schrecken und Wut auf die Soldaten des Shallad. Sie hatten Luxon gesucht und Unbeteiligte erschlagen und getötet.
    »Ein Bild des Schreckens«, sagte Luxon leise und wartete, bis Griffo an ihm vorbeigeritten war.
    Dann warf er einen letzten Blick auf das Chaos, das sie hinter sich zurücklassen mussten. Die Geier, inzwischen mindestens vier Dutzend, fuhren in ihrem grausigen Geschäft fort. Binnen weniger Tage würde es hier kein Fleisch mehr geben, und eine Anzahl neuer Skelette würde entlang der Straße bleichen und langsam zerfallen.
    Luxon gab sich einen Ruck, rammte seinem Hengst die Hacken in die Seiten und ritt hinter seinen Leuten her. Die Zweige von Büschen, an deren Blattenden Wassertropfen funkelten und glänzten, bewegten sich. Dann waren die Reiter verschwunden.
    Einige Zeit später war Kalathee an Luxons Seite und betrachtete ihn schweigend. Endlich sagte sie: »Wir wären von der Übermacht der Shallad-Krieger zweifelsfrei ebenso besiegt worden. Obwohl weder dich noch mich in unserem veränderten Aussehen jemand erkannt hätte.«
    »Der Befehl des Shallad war wohl eindeutig: Macht alle nieder. Unter ihnen wird dann auch Luxon sein.«
    »Du meinst«, fragte sie zögernd, »dass sie glauben, auch du befändest dich unter den Leichen?«
    »Ich vertraue nicht darauf«, antwortete er hart. »Ich bin wild vor Hass. Der Shallad wird auch dafür bezahlen.«
    Der Überfall hatte ihm gegolten. Keiner der Überlebenden dachte etwas anderes. Sie alle – abgesehen von den vier, die man für tot hatte liegengelassen und die ohne Luxon und Kalathee von den Geiern zerfleischt worden wären – waren durch den Ritt zu Fafhads Herrn gerettet worden. Nun waren sie wieder auf sich allein gestellt. Dies war ein ebenso großer Nachteil, wie es ein Vorteil sein konnte: Zehn Reiter konnten sich leichter und besser verstecken als fünfzig.
    »Bevor du an Rache denken kannst«, beschwor ihn die junge Frau flehentlich, »wirst du ununterbrochen von den Häschern Hadamurs gejagt werden. Denn auch sie glauben nicht, dass du getötet wurdest. Es wäre gegen jede Erfahrung – und das sage ich dir, eine Frau, die das Kriegshandwerk nicht versteht.«
    »Du hast sicher recht«, gab er unbewegt zurück. »Ich rechne fest damit, dass wir gejagt werden. Aber du hast kleine Wunder vollbracht mit unseren Freunden. Sie scheinen auf magische Weise stärker geworden zu sein.«
    »Roter, starker Wein und einige Kräutersäfte lassen sie die Erschöpfung und den Blutverlust vergessen. Hoffnung und der Wunsch, gesund zu werden, sind die besten Helfer.«
    »Danke«, sagte Luxon. Noch hatte er die unüberwindlichen Waffen des Lichtboten. Auch gegen eine Übermacht waren sie wirksam, wie er mehrmals sich selbst und seinen Angreifern bewiesen hatte.
    Aber würden sie, diese kleine, wenig bewegliche Gruppe, den langen Weg nach Logghard durchstehen? Er war nicht sicher, ob er die lauernden Gefahren der nächsten Tage richtig einschätzte. Trotzdem verlangte er von keinem der neun Freunde, die ihm verblieben waren, dass sie sich von ihm trennen sollten.
    Die Wirkung der Salbe der Tausend Monde ließ in den Stunden nach, die sie abseits der Straße in südlicher Richtung zurücklegten.
    Es wurde dunkel. Socorra fand eine Schlucht, die in einem versteckten Kessel endete. Zwei Felsblöcke und ein Wall aus Steinen verschlossen den Spalt in den
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