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Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten
Autoren: Hans Kneifel
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verwundeten Reiter sammelten sich um Kalathee. Luxon spannte den Bogen, zielte sorgfältig und schoss. Der Pfeil traf sein Ziel nicht. Er ging viel zu weit vorbei, als dass es noch ein Zufall gewesen sein konnte. Der Druck in Luxons Schläfen und das lautlose Kreischen in seinem Kopf hörten nicht auf, kamen und gingen in langen Wellen.
    Die Pfeile im Mondköcher werden weniger!
    Ich treffe mit den Pfeilen nichts!
    Der Helm der Gerechten verursachte ihm Schmerzen und ein unerklärliches Dröhnen.
    Luxon riss mit einem unterdrückten Fluch sein Pferd herum und warf, als er sich tief über den Hals duckte, den Bogen auf die Schulter. Die Worte des Großen kamen ihm in den Sinn. Er folgte seinen Leuten und holte sie ein. Sie hatten sich an der ersten Stelle versammelt, an der eine Gruppe von Reitern zwischen den Felsen nebeneinander Platz fand. Die Männer trugen die blanken Schwerter und die Schilde in den Händen. Socorra schoss dem ersten Angreifer, der sich aus dem Haufen gelöst hatte, einen Pfeil in die Brust.
    Luxon nahm den Sonnenschild vom Sattel, schob den Unterarm durch die Griffe und hob den Schild an. Er richtete ihn gegen die drei Reiter, die auf ihn losstoben. Sie hätten von ihrer eigenen Angriffslust überwältigt und geblendet sein müssen, aber ungehindert trabten die Orhaken näher. Socorra konnte noch einen Pfeil abschießen, und Syreno schleuderte seinen letzten Speer. Beide Geschosse trafen und verschafften den Flüchtenden eine kurze Pause.
    Der Sonnenschild wirkt nicht! Die Worte des Großen! Seine Drohung!
    Verzweiflung packte Luxon. Er sah ein, dass die Waffen nicht wirkten. Keine einzige hatte bisher die Wirkung gezeigt, die er sich von ihr versprochen hatte und die sie sonst in seinen Händen auszeichnete. »Flucht!« schrie er. »Ich kann sie nicht aufhalten.«
    Der Sonnenschild nützte nichts. Drei Reiter trabten heran und wurden nicht im geringsten beeindruckt. Für sie war es ein Schild wie jeder andere. Luxon zog das Gläserne Schwert und wusste, dass dieses Schwert nichts anderes sein würde als eine einfache, wenn auch hervorragend ausgewogene Waffe und dass der Schild ihn nur vor Verletzungen schützen konnte. Er wandte verzweifelt den Kopf und versuchte, den Druck hinter den Schläfen zu vergessen.
    »Kalathee! Samed!« rief er. »Reitet weg! Schnell! Syreno soll euch führen und in Sicherheit bringen.«
    »Ich bleibe hier und kämpfe gegen die dort!« sagte der Vogelreiter entschlossen und deutete mit der Spitze des Schwertes auf die Verfolger.
    Die ersten von ihnen waren auf weniger als Bogenschussweite herangekommen.
    »Zurück, Luxon!« rief einer aus seiner Gruppe. »Sie haben es auf dich abgesehen.«
    Luxon kümmerte sich nicht darum. Er riss am Zügel und sprengte auf die Reiter los. Sie thronten förmlich über ihm in der Höhe ihrer Sättel. Alton, dessen Griff in seinen Fingern zu glühen schien, zuckte abwärts und aufwärts.
    Die Hiebe der Krummschwerter prasselten wuchtig auf den Sonnenschild herunter. Luxons Hiebe waren fast immer wirkungslos. Sein Pferd sprang zwischen den hackenden Schnäbeln der Orhaken hin und her, bäumte sich auf und keilte aus. Luxon vermochte nur, einige Männer zu verwunden, und es waren leichte Verwundungen.
    Gerade als ein Krieger einen blitzschnellen Schlag nach Luxons Kopf führte und ein Horn des Helms streifte, traf ihn ein Pfeil des Pfaders.
    »Zurück, Luxon!« dröhnte seine Stimme auf.
    Luxon folgte, so schnell er es vermochte, diesem Rat. Er konnte nichts ausrichten. Mit einem Schwert, dessen Griff seine Finger zu versengen drohte, gab es keinen Kampf und erst recht keinen Sieg. Er rettete sich mit einem scharfen Galopp, der ihn in die Mitte seiner Leute brachte. Er war in Panik geraten, als sein Pferd herumwirbelte und sich die übriggebliebenen Männer aus Sarphand und der Rebell zum Kampf stellten.
    »Du, Luxon, bringst Kalathee und den Jungen in Sicherheit«, sagte der Pfader entschlossen. Luxon kannte diesen Tonfall. Er würde diesen harten Mann nicht umstimmen können.
    »Der Große hatte recht«, sagte er niedergeschlagen. »In meinen Händen sind die Waffen wirkungslos.«
    Aber warum hatte Alton seine Kraft noch beim Kampf in der Höhle des Stummen Großen gezeigt? Es gab für ihn – noch! – keine Erklärung.
    »Ich fliehe nicht«, sagte Luxon schwach. »Ich kann euch nicht allein hier zurücklassen.«
    Syreno deutete auf die heranstürmenden Reiter und schrie in blindem Zorn: »Du kannst uns nicht helfen. Wir halten sie
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