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Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten
Autoren: Hans Kneifel
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auf, und dann folgen wir euch. Wir finden euch, keine Sorge. Geht endlich!«
    Der Kopf schmerzte, der Sonnenschild wurde schwerer und schwerer, und das Brennen des Schwertgriffs ließ nach. »Wir ziehen uns zurück«, sagte er.
    »Ich kann schließlich noch mit Felsbrocken werfen. Hinter mir her! Socorra, du achtest auf den Weg.«
    »Einverstanden«, sagte der Pfader.
    Kalathee, Samed und Luxon hetzten davon. Die anderen Reiter folgten etwas langsamer. Ab und zu gaben sie einen Schuss ab, der die Verfolger aufhielt. Die Geschwindigkeit der Tiere steigerte sich. Im Zickzack ging es durch die enge Schlucht, deren Boden sich unmerklich hob. An den Rändern der Schlucht tauchten größere Bäume auf, deren mächtige Zweige tief in den Spalt hineinhingen. Keuchend, gelben Schaum vor den Mäulern, galoppierten die Pferde weiter. Das Licht änderte sich, ein Halbdunkel umfing die Reiter, zugleich mit einer beruhigenden Kühle.
    Beruhigung gab es nicht für Luxon. Der Sohn des Shallad hatte in furchtbarer Wahrheit erkennen müssen, dass die Worte des Großen die Wahrheit ausdrückten. Mythors Waffen hatten ihm kein Glück gebracht. Sie hatten eigenes Leben entwickelt und sich gegen ihn gekehrt.
    Das Schreien und Trampeln der Hufe und Klauen hinter Luxon wurde leiser. Noch merkte er es nicht mit vollem Bewusstsein. Kurze Zeit später, als sich Luxon umdrehte, musste er erkennen, dass die anderen Reiter zurückgeblieben waren. Siedend heiß durchfuhr ihn die Erkenntnis, dass sie dies absichtlich getan hatten. Sie wollten den Verfolgern einen Hinterhalt legen und sie davon abhalten, ihn weiterhin zu hetzen.
    Einige Augenblicke lang zögerte er. Was sollte er tun? Wenn er umdrehte und sich den Orhakoreitern zum Kampf stellte, würde er mit dieser widerspenstigen Ausrüstung mit Sicherheit den Tod finden. Es war Selbstmord, wenn er sich zum Kampf stellte. Er ritt weiter und hörte verschwommen hinter sich wütenden Kampflärm: das Klirren von Schwertern, die kreischenden Todesschreie von Orhaken, die lauten Flüche, die jemand aus Sarphand ausstieß. Dann ein langgezogenes Ächzen und das Geräusch polternd fallender Steine.
    »Die Übermacht ist zu groß. Sie werden es nicht schaffen…«, sagte er zu sich selbst und ritt weiter. Er überholte Samed, dann Kalathee, und abermals hob sich der Boden der Schlucht.
    Aber noch lange war das ehemalige Flussbett nicht zu Ende. Zwar erschienen immer mehr grüne Gewächse an beiden Seiten des breiten Bandes aus Sand und feinem Gestein, aber weder nach rechts noch nach links gab es einen Ausweg.
    Seine Freunde opferten sich! Ihr Entschluss war freiwillig gewesen. Vielleicht sagten sie sich, dass sie ohnehin angesichts der hasserfüllten Krieger, dieser Übermacht der Reiter, würden sterben müssen. Vielleicht zogen sie ein schnelles Ende vor. Selbst der Pfader Socorra, der keiner der Freunde Luxon-Croesus’ aus Sarphand gewesen war, sondern ein bezahlter Wegekundiger aus diesem Land – Luxon schüttelte sich und schwor sich, diese Rechnung nicht unbeglichen zu lassen.
    Die Reiter hatten sich an der schmalsten Stelle der Schlucht entschlossen, die Männer des Shallad aufzuhalten.
    Syreno trieb sein Orhako zurück, hob den Schild bis unter das Kinn und wartete, bis der erste Verfolger heran war. Dann entbrannte ein harter, erbarmungsloser Kampf. Beide Krieger waren gleich stark und wendig. Die Hiebe prasselten auf die Schilde und schlugen tiefe Kerben. Die Schnäbel der Reitvögel schlugen den Reitern tiefe Wunden. Klirrend trafen sich die Klingen.
    Aber ein nachfolgender Orhakoreiter stob heran, eine lange Lanze gefällt, die am Körper seines Kameraden vorbeizischte und sich im Stoß tief in Syrenos Brust bohrte. Der Rebell starb, während er den Halt im Sattel verlor. Ein zweiter Lanzenstich beendete das Leben des Reitvogels. Die Krieger trieben ihre Tiere über die zusammenbrechenden Körper hinweg und sahen sich Socorra gegenüber.
    Er spannte seinen Bogen und schoss. Der Köcher, fast leer, hing am Sattelhorn. Unerschütterlich wartete Socorra auf die besten Augenblicke. Er hatte noch vier Pfeile, und jeder Pfeil traf sein Ziel. Vier Krieger kippten schwer verwundet oder tot aus den Sätteln. Die herrenlosen Orhaken trabten weiter, durchbrachen die Linie der Verteidiger, und eines von ihnen tötete einen der verwundeten Männer.
    Dann schleuderten zwei Reiter, die nebeneinander herantrabten, ihre Lanzen. Die Männer verbargen sich, den Schild vor ihrer Brust, hinter den Hälsen der
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