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Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten
Autoren: Hans Kneifel
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für mich. Der Weg nach Logghard ist für uns beide gleich lang und beschwerlich.«
    »Wir werden es gleich sehen. Der Shallad ist sehr ungehalten, wenn man ihm nicht gibt, was Rechtens ihm zukommt!«
    Die salbungsvollen Erklärungen ließen Luxon das ganze Ausmaß dieser unsinnigen und verbrecherischen Tätigkeit erkennen. Aber noch schwieg er und sagte sich, dass seine Stunde kommen würde. Dann hatte er vieles, an das er sich auf böse Art erinnern konnte. Mit beiden Armen, einen gierigen Ausdruck im Gesicht, wühlte der Zöllner in Luxons Gepäck. Aber er fand nichts mehr, und mit deutlichem Ärger sagte er: »Du siehst aus, Fremder, als könntest du deine Maut mit noch mehr Gold und Silber begleichen. Aber du hast wohl nur noch eine Münze, um die Lichtspender entlöhnen zu können.«
    »Ich bin tatsächlich ein armer, aber rechtschaffener Mann«, erkläre Luxon und zog seinen Hengst hinter sich her. Der Pfader war der nächste. Auch er wurde durchsucht, und die Waffen der Krieger, die unmissverständlich auf ihn gerichtet waren, erstickten jeden Gedanken an Widerstand. Jenseits der Mauer stoben Orhakoreiter in schnellem Trab hin und her, Menschen fluchten und stritten sich in der Nähe der Feuer. Knarrend öffneten und schlossen sich die Türen der Behausungen. Ein Pferd wieherte grell und ließ sich nicht beruhigen. Luxon wartete, bis nach Samed und Syreno Kalathee den Engpass verlassen konnte.
    Luxon nahm sie an der Hand und sagte leise zu ihr: »Es wird Zeit, denke ich, dass auch diese Unsitte aufhört. Hoffentlich schaffe ich es, nicht nur dieses Unwesen zu beseitigen.«
    »Dein Weg, Liebster«, entgegnete sie ernst und sah ihn aus ihren großen Augen an, »bis zum Thron des Shallad ist noch lang.«
    »Und beschwerlich«, nickte Luxon, »wie ich sehe.«
    Ohnmächtiger Zorn erfüllte ihn, als er zusehen musste, wie buchstäblich jeder Mann seiner Karawane und sein Gepäck durchsucht wurden. Schnell und rücksichtslos gingen die Zöllner vor. Sie sammelten einen guten Teil der Münzen ein, die Luxon unter allen Reitern verteilt und versteckt hatte. Aber sie hielten sich an ihre Befehle und stahlen weder ein Pferd noch eine einzige Waffe. Einen halben Bogenschuss weit entfernt, zwischen zwei Feuern, standen die anderen Bevollmächtigten des Shallad. Auch sie waren von Kriegern umgeben, die teils im Sattel der Orhaken saßen, teilweise zwischen den Opfern der Zöllner lauerten. Sie hatten eine seltsame feierliche Art. Luxon warf ihnen einen bösen Blick zu und beherrschte sich; ein Griff nach dem Schwert würde ein halbes Todesurteil sein. Es waren mehr als zweihundert Zöllner und Soldaten hier versammelt.
    Wieder knirschte das Tor und öffnete sich halb. Pilger, die auf Orhaken und Diromen saßen, stoben in halsbrecherischem Trab aus dem Talkessel hinaus. Sie waren sichtlich froh, dieser Durchsuchung entkommen zu sein. Aber wenige Tagemärsche weiter wartete bereits der nächste Posten auf sie, und es war zu erwarten, dass sie völlig ausgeplündert in Logghard ankommen würden.
    Als letzter kam der Gomale zwischen den Zöllnern hervor, hob seinen Gehstab und lächelte knapp. »Bei mir ging dieses Eintreiben der Maut sehr schnell. Wer nichts besitzt, kann schwerlich etwas abgeben. Meinen schönen Stab, den konnten sie nicht gebrauchen. Wir reiten weiter, wenn ich deinen Gesichtsausdruck richtig deute?«
    »Du deutest ihn vollkommen richtig«, gab ihm Luxon recht.
    »Noch müssen wir an den Lichtspendern vorbei«, sagte der Pfader. »Schnell und entschlossen, Männer!«
    Kaum, dass sich die Teilnehmer der Karawane, schweigend und wütend wegen der kalten Behandlung, zu einer lockeren Gruppe zusammengefunden hatten, kamen zwei Männer auf sie zu. Über dem kreisförmigen Zeichen des Schwertmonds glühten die Gesichter von Eiferern, zumindest von Menschen, die daran glaubten, was sie zu sagen hatten.
    Die Männer hoben die Arme. Die Ärmel ihrer hellen, wallenden Kleider glitten zurück und entblößten magere Arme. Die Lichtspender deuteten ziellos auf die Reiter und riefen, fast mit einer Stimme: »Im Namen des Shallad werden wir euch Licht spenden. Diese Gnade des Shallad ist eine Auszeichnung für jeden, der auf der Straße der Elemente pilgert.«
    »Wir sind dieser Gnade unwürdig«, sagte Luxon laut, »und wir sind überdies unfähig, eure klugen Worte zu kaufen. Die Zöllner haben alles erhalten, mit dem wir eure Großzügigkeit entgelten könnten.«
    Luxon zwang sich dazu, eine höfliche Entgegnung zu
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