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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert
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7. November: Grönland
    Paul Fischer hatte sich den Weltuntergang immer ein bisschen … na ja, technisierter vorgestellt. Laute Maschinen, ineinanderkrachende Autos, schreiende Menschen, Feuer aus allen Rohren. Vielleicht eine Massenvernichtungswaffe, die die Erde in kleine Stücke riss. Aber hier in Grönland? Nichts als dicht gepackter Schnee, endlose Felsen und turmhoch aufragende weiße Gletscher am Horizont. Keine brennenden Städte, keine zurückgelassenen Autos – überhaupt nichts von diesem Quatsch. Nur ein winziges Virus und ein paar Schweine.
    Paul sprang aus dem UH-60-Black-Hawk-Hubschrauber auf ein schneebedecktes Feld, das in das Licht der anbrechenden Morgendämmerung getaucht war. Eine Frau in Uniformjacke der Air Force erwartete ihn; die pelzbesetzte Kapuze eng um ihren Kopf gezurrt, um die Kälte und den beißenden Wind abzuhalten.
    Sie salutierte stramm. »Colonel Fischer?«
    Paul nickte und erwiderte lässig ihren Gruß.
    »Second Lieutenant Laura Burns, Colonel. General Curry erwartet Sie bereits. Hier entlang, Sir.«
    Sie drehte sich um und ging auf drei weiße Wellblechhütten zu, deren gewölbte Dächer mit der Landschaft zu verschmelzen schienen. Zwei Tunnel verbanden die Hütten und vervollständigten die kleine menschliche Hamsterstadt, die weniger als vierundzwanzig Stunden zuvor errichtet worden war. Er hörte das Summen eines Dieselgenerators und sah die Wölbung zweier Satellitenschüsseln, die auf den Dächern der Hütten angebracht waren.

    Paul folgte der jungen Frau, ihre beiden Schatten vereinigten sich zu einer langen, unregelmäßig geformten grauen Silhouette, die sich über den aufgewirbelten Schnee bewegte.
    Er wollte nach drinnen, hoffte, dass es dort warm wäre – diese Kälte war die Hölle für sein linkes Knie. Paul fragte sich gedankenverloren, ob die junge Frau verheiratet war und ob sie zu dem Typ Frau gehörte, den sein Sohn interessant fand. Er hätte gerne gewusst, ob sein Sohn vorhatte, irgendwann sesshaft zu werden und sich der Zeugung einiger Enkelkinder zu widmen, die Paul dann hemmungslos würde verwöhnen können.
    Zwei F-16 rasten über sie hinweg. Das Echo ihrer Düsen dröhnte über dem Talgrund. Wahrscheinlich eine Schwadron aus Reykjavik, die die Aufgabe hatte, die Flugverbotszone zu sichern. Sie war eingerichtet worden, kurz nachdem Novozyme den Alarm wegen des Auftretens einer Biogefährdung ausgelöst hatte.
    Während er weiterging, warf Paul einen Blick in das flache Tal. In drei Kilometern Entfernung konnte er die Station von Novozyme erkennen: ein Hauptgebäude, in dem die Forschungslabore und die Räume der Angestellten untergebracht waren, eine Landebahn, Beleuchtungsmasten, ein metallener Wachturm, zwei kleine, makellose Walzblechschuppen für die Schweine und ein mannshoher elektrischer Zaun, der das ganze Areal umgab.
    Die junge Frau – Second Lieutenant Burns, korrigierte sich Paul – führte ihn zur mittleren Hütte. Keine Luftschleuse. Weil die Zeit nicht ausgereicht hatte, um ein voll funktionstüchtiges Lagezentrum einzurichten, wie es bei einer Biogefährdung eigentlich vorgesehen war, hatten die Jungs von der Thule Air Force Base lediglich die Kommunikations-
und Kommandoeinheit eines transportablen Harvest-Falcon-Quartiers aufgebaut. Was keine große Rolle spielte. Die Geheimdienstinformationen ließen den fast sicheren Schluss zu, dass keine Viren über die Station von Novozyme hinaus in die Umwelt gelangt waren.
    Das entscheidende Wort lautete fast.
    Paul öffnete die Tür und trat in die beheizte Hütte. General Evan Curry sah auf und winkte ihn zur Reihe der Monitore heran, die die hintere Wand bedeckten. Mehrere amerikanische Soldaten saßen dicht an dicht vor ihren Konsolen. Einige hochrangige dänische Offiziere standen daneben und sahen ihnen zu.
    Curry hatte das mürrische Aussehen und den grau melierten Bürstenschnitt eines typischen Hollywood-Generals, doch seine Größe von eins fünfundsechzig und seine tiefschwarze Haut wichen deutlich von den üblichen Filmskripts ab. Das Einzige, was wirklich zählte, war ohnehin nur das Glänzen seiner vier Sterne.
    »Hallo, Paul.« Curry schüttelte seine Hand mit festem Griff. »Ich würde gerne sagen, wie schön es ist, Sie wiederzusehen, doch das hier ist genauso übel wie bei unserer letzten Begegnung. Wie lange ist das jetzt her? Drei Jahre?«
    »Auf den Tag genau drei Jahre«, sagte Paul
    »Wirklich? Sie haben ein verdammt gutes Gedächtnis.«
    »Das alles kann man wohl
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