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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert
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damit Colding und die Leute von Genada sich nicht aus dem Staub machen können.«
    Vom Regen in die Traufe. Wenn Paul so vorging, blieb die Verbindung, die er vor Ort hatte, bis zur Landung des CBRN-Teams ganz auf sich allein gestellt. Wenn man wusste, wie sich der Sicherheitsdienst von Genada zusammensetzte, konnte das wirklich sehr übel werden.
    »Sir, ich schlage vor, dass wir noch warten. In der Station befinden sich fünfzig Tiere. Damit können sie innerhalb von zehn Stunden nicht sehr weit kommen.«
    »Colonel Fischer, wir sind fertig hier. Sobald ich die Einwilligung der Kanadier habe, geben Sie die Anweisung, dass Ihre eingeschleuste Verbindung alle Transportmöglichkeiten zerstört, den Zugriff auf sämtliche Forschungsdaten unmöglich macht und die Paviane tötet.«
    »Kühe, Sir«, korrigierte Paul. »Monsanto benutzt Paviane. Genada benutzt Kühe.«
    »Dann bringen Sie eben alle Kühe um. Hören Sie auf, mit mir zu diskutieren.«
    Frustriert rieb sich Paul über das Gesicht. Seine Ex-Frau Claire hatte immer zu ihm gesagt, dass er dabei wie ein kleiner Junge aussah, der sich unbedingt ein wenig hinlegen musste. Er hatte diese Angewohnheit nie abgelegt, und jetzt dachte er jedes Mal daran, wie sie an ihm herumgenörgelt hatte, damit aufzuhören.
    »Colonel Fischer«, sagte Longworth, »werden Sie meine Anweisungen befolgen oder nicht?«
    »Ja, Sir. Ich werde den Befehl rausschicken, sobald Sie mir grünes Licht geben.«

ZWEITES BUCH
BAFFIN ISLAND

7. November: Träum einen kleinen Traum von mir
    Hört auf, Hände.
    Ihre Finger strichen ihr das lange schwarze Haar aus den Augen. Langsam, fast als schwebe es durch die Luft, fiel das Haar wieder zurück, so dass sie es sich noch einmal aus dem Gesicht streichen musste. Ihre kleinen Hände bewegten sich, als hätten sie einen eigenen Willen – sie griffen zu, legten die Stiche fest und nähten.
    Hört auf, Hände, wollte sie sagen, doch sie konnte nicht sprechen. Sie konnte nur zusehen.
    Es war falsch.
    Es war gefährlich.
    Es war, was sie verdiente. Sie verdiente es, weil sie böse war. Dumpfe Furcht erfüllte ihr Denken, eine verhängnisvolle metallisch-graue Wolke.
    Sie hielt einen flauschigen ausgestopften schwarz-weißen Panda in den Händen. Doch ihr Lieblingsspielzeug sah nicht mehr so aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie hatte zwar den Rumpf des Pandas vor sich, doch ihm fehlten die Arme, die Beine und der Kopf.
    Die besessenen Hände griffen unter sich und förderten das orange und schwarz gestreifte Bein eines ausgestopften Tigers zutage. An der Stelle, an der es mit der Schulter verbunden gewesen war, war der Stoff zerrissen; weißes Füllmaterial hing in langen Fetzen heraus. Liu Jian Dans Hände fingen an zu nähen. Immer wieder blitzte die Nadel auf. Das Bein des Tigers verband sich mit dem Rumpf.
    Sie spürte einen schmerzhaften Nadelstich.
    Jian betrachtete ihre besessene Hand. Ein dünner Streifen
Blut rann über ihren kurzen dicken Finger. Die Tropfen sammelten sich zwischen ihren Fingern, fielen auf den Körper des Panda und beschmutzten sein flauschiges weißes Fell.
    Die Angst jagte ihr ein Brennen über die Haut, als ob Milliarden gefräßiger Bakterien ihr milliardenmal ins Fleisch bissen. Ihr kleiner Körper erschauderte.
    Wieder griffen ihre Hände nach unten. Diesmal hielten sie das lange, baumelnde, grau-weiß gemusterte Bein eines Strickäffchens.
    Die Nadel blitzte auf. Noch mehr Stiche. Die besessenen Hände befestigten das Bein am Körper des Pandas, dessen schwarz-weißes Fell inzwischen von dünnen roten Streifen gezeichnet war.
    »Shou, ting xia lai«, brachte sie schließlich hervor. Hört auf, Hände. Doch die Hände ignorierten sie.
    Warum hatte sie Mandarin gesprochen? Sie benutzte es inzwischen nur noch sehr selten. Aber nein, das stimmte nicht, denn sie war fünf Jahre alt, und das war die einzige Sprache, die sie kannte.
    Das lohfarbene Bein eines Löwen.
    Mehr Schmerz.
    Mehr Blut.
    Der rosarote Arm einer Plastikpuppe.
    Noch mehr Schmerz.
    Noch mehr Blut.
    »Shou, ting xia lai«, sagte sie, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Qing ting xia lai.«
    Hört auf, Hände. Bitte, hört auf.
    Die Hände ignorierten sie. Wieder griffen sie zu, doch diesmal fanden sie kein Kunstfell und kein Plastik. Es war etwas Kaltes und Festes.
    Ein kleiner abgetrennter Kopf. Klebriges schwarzes Fell,
von Streifen nassen Bluts bedeckt. Ein breites Maul, tote schwarze Augen. Ein Wesen wie dieses hatte noch nie gelebt, es würde
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