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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert
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Sie, Fischer, ich bin zwar nur ein Laie, aber diesen H1N1-Pandemie-Scheiß lasse ich mir nicht einreden.«
    Paul nickte. »H1N1 hätte in der Station von Novozyme überhaupt niemanden umgebracht. Die Einrichtung verfügt über die entsprechende medizinische Ausrüstung, über Ärzte, über antivirale Medikamente … die Leute hier wussten, was sie taten. Das ist keine Schrottfirma irgendwo in der Dritten Welt, das ist ein biotechnologisches Institut von Weltklasseniveau. Und das Wort Pandemie bedeutet nur, dass sich eine Infektion über ein großes Gebiet ausgebreitet hat. Der erste H1N1-Fall wurde in Mexiko gemeldet. Nur sechs Wochen nach dem ersten Bericht wurden weitere Infektionen in dreiundzwanzig Ländern bestätigt. Die Ausbreitung war global. Hätte es sich um Matals Virus gehandelt, hätten wir es mit einer Sterblichkeitsrate von fünfundsiebzig Prozent zu tun gehabt – und zwar überall auf der Welt. Wissen Sie, wie viele Menschen dabei umgekommen wären?«
    »Fünf Milliarden«, sagte Curry. »Ja, ich kann rechnen. Man sollte es zwar nicht für möglich halten, aber wenn man General werden will, muss man doch tatsächlich ein paar Grundkenntnisse in Mathematik nachweisen.«
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Paul.
    Curry sah zu Matal. Der General schien ein paar Sekunden lang auf einem imaginären Kaugummi herumzukauen, bevor er sprach. »Fischer, Sie entwerfen da ein verdammt beängstigendes Bild.«
    »Ja, Sir, genau das tue ich.«
    Zwei weitere Bisse in den imaginären Kaugummi, dann eine Pause. »Ich weiß, was ich tun würde, wenn ich an Ihrer
Stelle wäre. Ich würde mich ganz tief reinhängen. Bis zu den Eiern.«
    »Und wenn ich mich ganz tief reinhängen will, General«, sagte Paul, wobei er auf den Ausdruck bis zu den Eiern verzichtete, »welche Möglichkeiten habe ich dann?«
    »Die dänische Regierung und der Premierminister Grönlands haben uns ihre volle Kooperation zugesichert. Sie wollen, dass dieser Erreger vernichtet wird, und sie sind bereit, jede Story zu unterstützen, die wir der Öffentlichkeit präsentieren werden. In Thule befindet sich ein einsatzbereiter Bone mit acht BLU-96ern.«
    Paul nickte. Ein Bone war ein B1-Bomber, eine BLU-96 war eine 2000-Pfund-Brandbombe. Diese Bombe öffnet sich bei einer zuvor festgelegten Höhe, wodurch Benzin zerstäubt wird, das sich mit der umgebenden Luft mischt. Dabei entsteht ein extrem instabiles Benzin-Luft-Gemisch. Wenn man es zündet, erreichen die Temperaturen eine Größenordnung von über eintausend Grad Celsius. In einem Radius von fast zwei Kilometern verbrennt alles – einschließlich sämtlicher Viren und den Objekten in oder auf denen sie sich befinden.
    »General, haben wir noch andere Optionen?«
    »Klar«, sagte Curry. »Noch zwei. Wir können mehrere Teams in biologischer Schutzkleidung einsetzen, um die Gegend zu untersuchen, und dabei das Risiko eingehen, dass wegen irgendeiner kleinen Nachlässigkeit das Virus freigesetzt wird. Oder wir konzentrieren uns ganz auf die Schadensbegrenzung und ziehen dieselbe Sache durch wie in Detroit.«
    Paul sah den General an. »Eine Atombombe? Sie haben eine Atombombe?«
    »Weniger als eine Megatonne Sprengkraft«, sagte Curry. »Aber in einem Radius von fünf Kilometern können Sie
sich dann von allem verabschieden. Die Evakuierungshubschrauber stehen bereit. Wir schaffen unsere Leute in sichere Entfernung und lassen alles zurück. Dann zünden wir hier den Weihnachtsbaum an.«
    Curry war es ernst damit. Eine verdammte Atombombe. Fischer warf einen Blick auf den Bildschirm, der eine Außenaufnahme der Station von Novozyme zeigte. Vor einem der Ställe konnte man Schweine erkennen, die die Erde durchwühlten. Matal und Novozyme hatten gehofft, die Schweine zu einer Herde von Organspendern für Menschen zu machen. Sie hatten sich mit Xenotransplantation beschäftigt, bei der die Organe eines Tieres in den Körper eines anderen verpflanzt werden. Hunderte von Biotechnologiefirmen widmeten sich ähnlichen Forschungen, und jedes einzelne Projekt barg eine versteckte Gefahr. Versteckt, aber durchaus real, wie durch die Szene vor ihren Augen höchst anschaulich demonstriert wurde.
    Ironischerweise wirkten die Schweine überhaupt nicht krank. Sie sahen so glücklich aus, wie Schweine überhaupt nur aussehen können – sie fraßen, wühlten den halbgefrorenen, schlammigen Boden auf oder schliefen. Paul war seltsam traurig zumute, als er daran dachte, dass die Tiere sterben mussten.
    »Wie lange
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