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JULIA COLLECTION Band 14

JULIA COLLECTION Band 14

Titel: JULIA COLLECTION Band 14
Autoren: ELIZABETH BEVARLY
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PROLOG
    „Ich glaube, ich sehe ihn.“
    „Wo?“
    „Dort oben, direkt über dem Bergahorn, ungefähr zwanzig Zentimeter links vom Mond. Siehst du ihn auch?“
    Die fünfzehnjährige Angie Ellison starrte angestrengt auf die Stelle am nächtlichen Himmel, auf die ihre Freundin Rosemary March zeigte. Doch das Einzige, was sie sah, war fleckige Schwärze um die Mondsichel herum und ein winziger Fleck weißen Lichts, der sich kaum von den übrigen Sternen am Himmel unterschied.
    „Das kleine Ding?“, meldete sich ihre zweite Freundin, Kirby Connaught, ungläubig zu Wort. „Das ist Bob?“
    Rosemary nickte. „Das ist er.“
    „Das ist überhaupt nichts“, stellte Angie in jenem abfälligen Tonfall fest, der fünfzehnjährigen Mädchen mit Leichtigkeit über die Lippen kommt. „Ich bin nicht besonders beeindruckt. Was soll schon dran sein an diesem Kometen? Schließlich ist er nur ein riesiger gasförmiger Feuerball.“
    Angie, Rosemary und Kirby hatten sich bei Angies Eltern im Garten versammelt. Hier, in der ruhigen Vorortsiedlung, konnten sie den Kometen ohne die störenden Lichter der Stadt beobachten. Sie lagen mit den Füßen nach außen sternförmig auf dem Rasen, die Arme unter den Köpfen verschränkt. Es war drei Uhr dreizehn morgens, und Komet Bob sollte in dieser Nacht um exakt drei Uhr siebzehn über dem nächtlichen Himmel von Endicott, Indiana, die größte Nähe zur Erde erreichen. Aus einem unerfindlichen Grund kehrte der Komet alle fünfzehn Jahre zur Erde zurück, jeweils in der dritten Septemberwoche. Und jedes Mal lag der Punkt seiner größten Erdnähe direkt über der Kleinstadt Endicott.
    Das war eine Anomalie, für die die Wissenschaftler seit Generationen erfolglos eine Erklärung suchten, ein Rätsel, das sie wie die Lemminge alle fünfzehn Jahre in die kleine Stadt in Indiana lockte – nur, um nach Bobs Verschwinden stets aufs Neue kopfschüttelnd und ratlos wieder abzureisen. Und weil niemand bisher in der Lage gewesen war, die Regelmäßigkeit von Bobs Wiederkehr oder seine Vorliebe für Endicott zu erklären, war die Berühmtheit des Kometen immer größer geworden. Inzwischen betrachtete die kleine Stadt ihn sozusagen als ihr Eigentum.
    Die Septembernacht war heiß und drückend, obwohl der Sommer schon zu Ende war, und die schwache Brise brachte kaum Abkühlung. Zwar hatte die Schule vor drei Wochen wieder begonnen, doch Bobs Rückkehr und das damit verbundene Fest erforderten einen zusätzlichen Feiertag. Die Schulen waren am nächsten Tag geschlossen, und alle Berufstätigen bekamen per Erlass des Bürgermeisters frei, damit jeder lange aufbleiben und Bob beobachten konnte.
    In diesem Jahr aber schien Bob andere Pläne zu haben. Laut Aussage der Astronomen war er zwar pünktlich erschienen, doch aufgrund der starken Bewölkung war er in diesem Jahr für die meisten Beobachter bisher nicht sichtbar gewesen. Auch in dieser Nacht war der Himmel wieder nicht klar, was die Identifizierung des Kometen noch schwieriger machte.
    Angie blickte konzentriert auf die Stelle, wo Bob sich nach Meinung der Experten zeigen sollte. Aber bis auf einen vagen hellen Fleck konnte sie nichts erkennen. „Ich fürchte, irgendjemand hat einen Fehler gemacht“, erklärte sie. „Ich glaube nicht, dass Bob sich heute Nacht blicken lässt.“
    „Er wird kommen“, versicherte Kirby den anderen. „Es ist fünfzehn Jahre her, und er ist immer gekommen.“
    „Bob ist schon da“, beharrte Rosemary. „Da, über dem Bergahorn, ungefähr zwanzig Zentimeter links vom Mond. Seht genau hin. Es ist schwer zu erkennen, aber es ist Bob.“
    Eigentlich hatte Komet Bob einen weitaus komplizierteren Namen, aber niemand konnte ihn richtig aussprechen. Er war nach einem osteuropäischen Wissenschaftler benannt, in dessen Namen einige merkwürdige Vokale und noch seltsamere Konsonanten vorkamen und der seit über zweihundert Jahren tot war. Außerdem – was machte es schon für einen Unterschied? Das zumindest war die allgemeine Ansicht. Komet Bob war Komet Bob, mit selbst erworbenem Ruhm aus verschiedenen Gründen. Er war stets pünktlich, mit dem bloßen Auge erkennbar, sobald er der Erde nahe genug war, und Endicott, Indiana, profitierte alle fünfzehn Jahre reichlich von ihm.
    Natürlich gab es da noch die Legenden. Jeder, der schon mehr als ein Auftauchen des Kometen erlebt hatte, wusste, dass er für alle möglichen Turbulenzen verantwortlich war. Manche Leute behaupteten, Bob verursache „kosmische
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