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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert
Autoren: authors_sort
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gleichgültig ob der Betreffende Symptome zeigte oder nicht.
    Angesichts der Aufnahmen krampfte sich Pauls Magen zusammen – erst recht, als er die Frauen sah. Rosafarbener Schaum bedeckte ihre Münder, ihre Augen starrten ins Leere. Sie erinnerten ihn an die Ereignisse drei Jahre zuvor. Wie Pons war Paul gezwungen gewesen, einen Anruf zu machen … und Clarissa Colding war gestorben.
    Paul holte tief Luft und versuchte, die Erinnerungen beiseitezuschieben. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen. »General, wann wurde die erste Infektion bestätigt?«
    »Vor weniger als sechsunddreißig Stunden«, sagte Curry und warf einen Blick auf seine Uhr. »Laut seinen eigenen Notizen hat Matal sieben Menschen erschossen. Zwanzig starben durch die Infektion. Wie immer der Erreger auch aussehen mag, er breitet sich sehr schnell aus.«
    Eine Untertreibung. Paul hatte noch nie eine Infektion erlebt, die sich so schnell ausbreitete, die so schnell tötete. Niemand hatte das.

    »Die Messgeräte der Station, die eine mögliche Kontamination feststellen sollen, sind mit ihren Werten allesamt im grünen Bereich«, sagte Curry. »Es gibt nur zwei Zugänge. Beide sind mit Unterdruck-Luftschleusen ausgestattet, und beide sind voll funktionstüchtig. Die Luftreinigungssysteme werden in Echtzeit überwacht. Sie sind absolut einwandfrei. «
    Paul nickte. Der Unterdruck war das Entscheidende. Wenn es irgendwelche Risse in den Wänden, Türen oder Fenstern des Gebäudes gab, dann würde frische Luft hinein strömen; die kontaminierte Luft könnte nicht nach außen dringen. »Und Sie sind sicher, dass sämtliche Mitarbeiter lokalisiert wurden?«
    Curry nickte. »Novozyme ist straff organisiert. Die Verwaltung hat uns dabei geholfen, jeden zu finden, der nicht vor Ort war, als das Gebäude abgeriegelt wurde. Alle fraglichen Personen sind in Quarantäne, und niemand zeigt bisher irgendwelche Symptome. Die Sache wurde eingedämmt.«
    Der Bildschirm zeigte, dass Matal jetzt immer langsamer kroch. Er atmete schneller. Jedes Mal, wenn er die Luft ausstieß, hörte man den Schleim aus seinem Mund spritzen. Paul schluckte heftig. »Hat Doktor Matal irgendwelche Aufzeichnungen für uns angefertigt, die sich direkt auf die Krankheit beziehen?«
    Curry griff nach einem Klemmbrett und reichte es ihm. »Matal sagte, es handle sich um eine neue Influenza-A-Varietät. Sie kommt irgendwie von den Schweinen. Er nannte es, glaube ich, Zeno Zoo Nase.«
    »Xenozoonose«, sagte Paul. Er sprach das Wort sorgfältig aus.
    »Genau«, sagte Curry. »Matal meinte, die Varietät sei schlimmer als die Spanische Grippe von 1918.«

    Paul warf einen raschen Blick auf die Notizen. Matal hatte nicht genügend Zeit gehabt, um das Virus eindeutig zu identifizieren, doch er war der Ansicht, dass es sich um eine H5N1-Variante handelte oder um eine Mutation des H3N1-Typs. Paul überflog die Zeilen in besorgter Vorahnung dessen, was er würde lesen müssen, und er zuckte zusammen, als er es tatsächlich las: Matals Kollegen hatten Oseltamivir und Zananivir eingesetzt, zwei antivirale Medikamente, mit denen sich die Folgen einer Schweinegrippeinfektion abmildern ließen. Keines der beiden Mittel hatte irgendeine Wirkung gezeigt.
    »Ich bin kein Wissenschaftler, Fischer«, sagte General Curry. »Aber sogar ich weiß, dass es kein Virus gibt, das absolut jeden Menschen umbringt. Deshalb bin ich überrascht, dass ein Zivilist wie Matal seine eigenen Leute erschossen hat.«
    »Er hat gesehen, wie schnell sich der Erreger ausbreitet, und er war nicht in der Lage, ihn zu stoppen. Matal kam zu dem Schluss, dass sein eigener Tod und der Tod seiner Mitarbeiter einem möglicherweise millionenfachen Sterben vorzuziehen war.«
    »Oh, ich bitte Sie«, sagte Curry. »Ich habe zwar nicht vor, Matal diesen rosafarbenen Schleim vom Kinn zu lecken, aber wie schlimm kann das denn wirklich sein?«
    »Bei der Epidemie von 1918 sind fünfzig Millionen Menschen gestorben. Damals betrug die Weltbevölkerung zwei Milliarden. Jetzt sind es fast sieben Milliarden. Bei derselben Sterblichkeitsrate hätten wir heute siebzig Millionen Tote. Damals gab es keine Flugzeuge, General. Es gab noch nicht einmal Autobahnen. Heute können Sie in weniger als einem einzigen Tag überall auf der Erde hinfliegen, und die Leute tun das auch. Ständig.«

    »Aber wir haben doch gerade eben die Schweinegrippe überstanden«, sagte Curry. »Dieses H1N1-Ding. Wie viele Menschen sind daran gestorben? Einige tausend? Entschuldigen
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