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Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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Die neue Schule
    Es war schon zwanzig vor acht, doch Lilli stand noch immer vor dem Spiegel und versuchte, ihre widerspenstigen roten Locken glattzukämmen. Ihr Vater rief schon zum dritten Mal und hörte sich an, als würde er jeden Moment die Treppe hochkommen, um sie zu holen. Lilli seufzte und schimpfte kurz mit ihrer Frisur: »Blöder Wischmopp!« Da erschien ihr Vater in der Tür. »Mit wem redest du da?«
    »Mit meinen Haaren.«
    »Lilli, du bist spät dran! Willst du gleich am ersten Tag zu spät kommen?«
    Schnell suchte Lilli zwischen den Umzugskartons nach ihrer Schultasche und folgte ihrem Vater in die Küche, wo ihre Mutter, versteckt hinter der Tageszeitung, am Frühstückstisch saß und »Guten Morgen« grummelte.
    »Wo ist Oma?«, fragte Lilli und blickte sich suchend um, während ihr Vater ein Pausenbrot in ihre Tasche stopfte.
    »Sie ist mit dem Hund draußen«, erwiderte er und schob Lilli sanft in Richtung Tür.
    »Papa?«, fragte Lilli und blieb schlagartig stehen. »Was ist, wenn …«
    »Denk nicht darüber nach«, antwortete er. »Es wird schon alles gutgehen.« Er ging vor ihr in die Hocke, zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu und sagte aufmunternd: »Eine Susewind lässt sich nicht unterkriegen, oder?«
    Tapfer schüttelte Lilli den Kopf, fühlte sich aber alles andere als zuversichtlich. Ihr Vater hatte ja keine Ahnung, wie schlimm es in letzter Zeit geworden war!
    »Geh jetzt, Kleines«, sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
    Schweren Herzens zog Lilli die Haustür hinter sich zu, stapfte durch den Vorgarten und dann die Straße entlang. Ein paar Minuten später stand sie vor ihrer neuen Schule. Es war kurz vor acht, und alle schienen schon in ihren Klassen zu sein. Sie huschte schnell hinein und machte sich auf die Suche nach dem Büro des Rektors, wo sie sich melden sollte. Um fünf nach acht wurde Lilli von einem steif voranschreitenden Herrn mit grauen Haaren in ihre Klasse, die 4 b, gebracht. Als der Rektor das Klassenzimmer betrat, folgte sie ihm dicht auf den Fersen. Sobald die anderen Schüler Lilli entdeckten, wurde es still im Raum, und alle starrten sie interessiert an. Der Rektor sprach kurz mit dem Klassenlehrer und verließ dann den Raum. Der Lehrer streckte Lilli freundlich seine Hand entgegen und sagte: »Hi! Ich bin Herr Gümnich.«

    Sie drückte zaghaft seine Hand und lächelte schief.
    »Alle mal herhören!«, rief Herr Gümnich und wandte sich der Klasse zu. »Das ist eure neue Mitschülerin, Liliane Susewind.«
    Einige ihrer Klassenkameraden kicherten über den ungewöhnlichen Nachnamen. Lilli wurde feuerrot und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Herr Gümnich sagte kopfschüttelnd zu den Schülern: »Sehr witzig! Stellt euch mal vor, ihr kämt selbst in eine neue Klasse. Wie würdet ihr euch da fühlen?«
    »Warum kommt sie mitten im Schuljahr?«, fragte eine der Schülerinnen.
    »Das kann uns Liliane vielleicht selbst erzählen«, erwiderte der Lehrer und sah Lilli aufmunternd an. Es wurde noch stiller im Raum, und alle warteten gespannt. Lilli holte ruckartig Luft und würgte einen kleinen Satz hervor. »Wir sind umgezogen.«
    »Ja, und wie ich gehört habe, nicht zum ersten Mal, nicht wahr?«, hakte Herr Gümnich nach und schien nicht zu merken, wie unangenehm Lilli seine Frage war.
    »Nein, äh …«, stotterte sie. »Wir sind schon öfter …«
    »Das hier ist schon deine vierte Schule – habe ich gelesen.«
    »Ähm, ja.« Lilli warf ihm einen überraschten Seitenblick zu. Wieso hatte er etwas über sie gelesen? Wusste er etwa Bescheid? Wurde in den alten Schulen vielleicht doch ein Vermerk in ihre Unterlagen geschrieben? Lilli schüttelte erschrocken ihren tomatenroten Kopf – obwohl sie die Frage des Lehrers gerade bejaht hatte. Die Klasse brach daraufhin in Gelächter aus.
    »Na ja, vielleicht setzt du dich erst mal«, sagte der Lehrer und schien nun doch einzusehen, dass es keine gute Idee war, Lilli vor der ganzen Klasse zu interviewen. »Möchtest du dich dorthin setzen?«, fragte er und wies ihr einen Platz am Fenster zu, neben einem Mädchen mit einer Stupsnase und Segelohren. Das Mädchen wirkte ganz nett, aber Lilli blieb trotzdem unschlüssig stehen und sagte leise: »Kann ich nicht lieber woanders sitzen?«
    Herrn Gümnichs Augenbrauen fuhren überrascht in die Höhe, und das Mädchen am Fenster zog beleidigt einen Schmollmund. Lilli hätte ihnen am liebsten erklärt, warum sie nicht dort sitzen wollte, aber das ging
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