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Schenk mir mehr als diese Nacht

Schenk mir mehr als diese Nacht

Titel: Schenk mir mehr als diese Nacht
Autoren: Abby Green
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1. KAPITEL
    Aneesa Adani durchlebte bei vollem Bewusstsein einen Albtraum. Panik stieg in ihr auf, während sie von ihren jüngeren Schwestern und mehreren Tanten zu dem Platz geführt wurde, wo ihr Verlobter wartete, um sie endlich zu seiner Frau zu machen.
    Der kunstvoll gearbeitete Hochzeitssari war so eng auf Figur geschneidert, dass sie kaum gehen konnte. Zu allem Übel bekam sie auch noch einen klaustrophobischen Anfall. Dazu die schweren Juwelen, die Kopf, Ohren, Hals, Arme und Hände der Braut zierten und sie fast zu Boden drückten …
    Nicht zum ersten Mal kämpfte Aneesa gegen den unbezwingbaren Drang an, sich von dem ganzen Ballast zu befreien und die Flucht zu ergreifen. Energisch rief sie sich zur Ordnung und erinnerte sich daran, dass sie selbst die Schuld an dem ganzen Desaster trug.
    Wäre ich nur nicht so naiv und leichtgläubig gewesen!
    Zum wiederholten Mal fühlte sie einen sanften, aber nachdrücklichen Schubs im Rücken, der sie vorwärtsdrängte. Sobald sie den blumenumkränzten Torbogen durchschritten hatte, sah sie sich ihrem Verlobten und ihren Eltern gegenüber.
    Die umstehenden Zuschauer, die den großzügigen Innenhof bevölkerten, gaben ein leises Raunen von sich. Der bezaubernde Patio war das Herzstück des exklusivsten Luxushotels von Mumbai und wirkte im Schein Hunderter Lichter romantisch und ausgesprochen märchenhaft. Doch gerade die opulente Dekoration und der ungeheure Aufwand ängstigten Aneesa umso mehr und machten ihr noch klarer, in was sie sich da hineinmanövriert hatte.
    Langsam und beherrscht setzte Aneesa einen Fuß vor den anderen. Es war ohnehin sinnlos und viel zu spät, sich gegen ihr Schicksal aufzulehnen.
    Eine flüchtige Bewegung, die sie nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, lenkte sie kurz ab. Automatisch sah sie zur Seite und wurde förmlich von dem eisblauen Blick eines Mannes gefangen genommen, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.
    Er stand halb verdeckt im Hintergrund, doch selbst das ließ erkennen, dass er ungewöhnlich groß, kraftvoll und attraktiv war. Der Fremde stach aus der Menge heraus wie ein Juwel. Oder wie eine antike Statue, dachte Aneesa.
    Unter Garantie war er ein Hotelgast, der von der glanzvollsten Hochzeit des Jahres gehört und daraufhin beschlossen hatte, sich einzuschleichen, um sich das farbenprächtige Spektakel nicht entgehen zu lassen.
    Seine stolze Kopfhaltung und der freimütige Ausdruck auf dem markanten Gesicht erschienen Aneesa plötzlich wie schicksalsträchtige Symbole für die Freiheit, die sie gleich endgültig verlor. Sie wusste, dass es ihr während des kurzen Blickkontakts nicht gelang, Angst, Trotz und einen Rest von Widerstandsgeist aus ihrem Blick zu verbannen. Aber das war ihr egal. Denn das stumme Verständnis in seinen hellen Augen fand einen Widerhall in ihrem Herzen und tröstete sie ein wenig, obwohl sie nicht hätte sagen können, warum.
    Erst verspätet wurde ihr die Ungeheuerlichkeit dessen, was gerade geschehen war, bewusst. Rasch wandte sie den Kopf ab und stählte sich innerlich für das, was gleich auf sie zukommen würde.
    Sebastian Wolfe fühlte sich noch immer leicht benommen von dem intensiven Augenkontakt, den er kaum länger als einen Herzschlag lang mit der Braut getauscht hatte. Obwohl sie nur rein zufällig aufgeschaut hatte, trafen sich ihre Blicke in einem so tiefen Einverständnis, wie er es noch nie zuvor bei einer Frau erlebt hatte.
    Auch wenn er das champagnergleiche Prickeln genoss, das dieser flüchtige Moment in ihm hervorrief, und sie ganz sicher die hinreißendste Braut war, die er je gesehen hatte, schüttelte er das kurze Intermezzo mit einem Schulterzucken ab und lächelte zynisch.
    Hauptsache, ich bin es nicht, der die Braut am Ende des blumengeschmückten roten Teppichs in Empfang nehmen muss!
    Er selbst stammte aus einer großen Familie, deren Oberhaupt sich in seiner Rolle als Erzeuger von acht Sprösslingen aus drei Ehen und zahllosen Affären gefallen hatte. Doch zu behaupten, dass Sebastian mit der Ehe als heiligem Sakrament auch nur im Entferntesten etwas anfangen könnte, wäre stark übertrieben.
    Mit eisernem Willen zwang er seine Gedanken zurück in die Gegenwart, weg von dem gefährlichen Minenfeld seiner Vergangenheit und Wolfe Manor, dem Familiensitz, den er und seine Geschwister nach dem gewaltsamen Tod ihres Vaters bei der ersten Gelegenheit verlassen hatten.
    Das Zentrum des großzügigen, festlich gestalteten Innenhofs bildete ein romantischer Baldachin, dekoriert
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