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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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1. Kapitel
     
     
     
     
    Bete nie um Erkenntnis – du könntest erhört werden.
    Stück für Stück habe ich mir die Geschichte zusammengereimt. Immer in der Angst, die Menschen zu verlieren, die ich liebe. Es ist nicht die Geschichte, mit der ich aufgewachsen bin, sondern ein einziges Flickwerk. Eine notdürftig vernähte, klaffende Wunde. Das Leben geht weiter, aber der Schaden ist irreparabel. Das wuchernde Narbengewebe bleibt empfindungslos. Die Familie, die mich schützen wollte, steht entblößt in einem Licht, das ihre Schwächen gnadenloser enthüllt als jede Röntgenaufnahme.
    Glaub ihnen nicht. Ich musste lügen, Kind, aber ich liebe dich.
    Ich war nicht dabei in jener Nacht, als er sie kommen sah. Aber jetzt weiß ich, was geschah.
     
    Sonntag
    Der Regen prasselte auf ihn herab. Äste zerschrammten seine Schultern, als er durch die Bäume brach. Schützend hielt er sich den Arm vors Gesicht und rang nach Luft. In der Dunkelheit fiel ihm die Orientierung schwer. Irgendwo vor ihm musste die Straße liegen.
    Seine Verfolger waren ihm dicht auf den Fersen.
    Phil Delaney rannte. Er konnte fast nichts sehen, weil seine Augen von den Schlägen zugeschwollen waren. Sein rechtes Knie drohte ihn im Stich zu lassen. Er hatte die Kniescheibe, die sie ihm ausgerenkt hatten, wieder an ihren Platz gedrückt. Als sie nach draußen gegangen waren, um eine zu rauchen, hatte er seinen Fuß zwischen zwei Holzbalken in der Scheune geklemmt und gezogen wie an einer verknoteten Schnur. Den Trick hatte er vor vielen Jahren von seinem Football-Trainer an der Highschool in Shawnee gelernt. Auch diesmal funktionierte es auf Anhieb. Als die Knochen knackten, unterdrückte er einen Schrei und flüchtete durch eine Lücke in der Scheunenwand. Jetzt konnte er laufen, aber sein Bein fühlte sich an wie ein Bündel Strohhalme, das nur von einem Gummiband zusammengehalten wird. Wenn der Adrenalinstoß abflaute, erwarteten ihn fürchterliche Schmerzen.
    Der Hund war ihm auf den Fersen.
    Der Pfad führte über Steine und Wurzeln nach oben zum Highway. Das Tier war kein Spürhund und würde seiner Fährte auf dem nassen Boden vermutlich nicht folgen können, aber es würde ihn hören. Leise konnte er nur sein, wenn er das Tempo drosselte, aber das kam nicht in Frage. Der Hund war auf Menschen abgerichtet, wie die blutige Bisswunde an seinem Arm bewies.
    Soll ich ihn zurückpfeifen? Dann sag uns, was wir wissen wollen, du Drecksack.
    Phil schaute sich um. Die Lichtkegel der Taschenlampen zuckten unruhig. Seine Verfolger bewegten sich schnell.
    Auf alles war er gefasst gewesen, nur nicht darauf. Der Einsatz lag ein Dutzend Jahre zurück. Zehn Jahre waren seit seinem Abschied von der Marine vergangen. Während der ganzen Zeit nicht die Andeutung eines Nachspiels. Und dann, an einem Frühlingsnachmittag auf einem kalifornischen Highway ein Hinterhalt.
    Warum ausgerechnet jetzt?
    Ihn zu finden, war sicher kein Problem gewesen. Im vergangenen Jahr hatte jeder sein Gesicht auf CNN, StarNews Asia oder BBC World sehen können. Aber seine Verfolger waren nicht aus dem Ausland. Sie sprachen mit den ausdruckslosen Stimmen des Abschaums aus den Trailerparks.
    Diese Schläger waren Yankees. Der mit dem dünnen schwarzen Pferdeschwanz, dem Spitzbart und den Springerstiefeln war ein Typ, wie ihn Phil nur allzu oft in den Spelunken der Hafenstädte angetroffen hatte: abgefüllt mit Southern Comfort und immer auf der Suche nach einer Schlägerei. Jedenfalls solange der Gegner kleiner und schwächer war oder von drei anderen festgehalten wurde. Aber warum jetzt? Wie waren sie ihm nach zwölf Jahren auf die Schliche gekommen? Der Einsatz selbst war ein einziges Desaster gewesen, aber sie hatten sauber aufgeräumt. Außer ihm war nur ein einziger Mensch daran beteiligt gewesen, und der hätte ihn nie verraten. Jax.
    Trotzdem wussten diese Leute Bescheid. Sie hatten ihn aufgespürt, ihm den Weg abgeschnitten und ihn aus dem Auto gezerrt. Als er unter ihren Fäusten und Stiefeltritten zusammenbrach, wurde ihm klar, dass ihn jemand verkauft haben musste.
    Über ihm rasten Scheinwerfer vorbei. Selbst in dieser gottverlassenen Gegend begegnete man alle fünf bis zehn Minuten einem Wagen. So lange konnte er seinen Vorsprung halten. Mit Fingern und Nägeln arbeitete er sich den Hang hinauf.
    Wer hatte gewusst, dass er in Santa Barbara lebte? Seine Familie natürlich: sein Sohn, seine Tochter, seine Ex-Frau. Seine Anwälte Jesse und Lavonne. Und Jax.
    Nur dass Jax
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