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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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ihm.«
    Jesse, der offenbar einen Wutausbruch meinerseits befürchtete, zog mich an sich und nickte Gilbert zu. »Wann wird der Rettungshubschrauber da sein?«
    »In fünfzehn bis zwanzig Minuten.« Gilbert stutzte. »Hatten Sie mal was mit der Küstenwache zu tun?«
    »Ich war früher bei der Seerettung.«
    Gilbert bemühte sich sichtlich, nicht allzu auffällig auf die Krücken zu starren, während Lily Jesse nur fragend anschaute. Vermutlich hatte sie ihn noch nie auf den Beinen gesehen.
    Gilbert steckte die Hände in die Taschen. »Wir versuchen, den zeitlichen Ablauf zu rekonstruieren«, erklärte er aufgeräumt. »Ihr Vater ist gestern Mittag aus Santa Barbara weggefahren. Ist das richtig?«
    »Gegen dreizehn Uhr«, sagte ich.
    Die abgelegene, wilde Gegend, in der wir uns befanden, lag gut sechzig Kilometer nördlich von meinem Haus. Er musste spätestens gegen vierzehn Uhr hier gewesen sein. Mich überlief es eiskalt. Also hatte das Autowrack fast einen Tag lang im Gestrüpp gehangen, bevor es jemandem aufgefallen war. Und ich hatte von nichts gewusst.
    Ich spähte die Straße entlang. »Können Sie mir sagen, wo das Auto die Fahrbahn verlassen hat? Wo fangen die Bremsspuren an?«
    Gilbert verzog das Gesicht und rieb sich mit dem Zeigefinger die Nase. »Es gibt keine Bremsspuren.«
    Er warf einen Blick auf meinen Mustang, den ich in einiger Entfernung auf dem Highway abgestellt hatte. Auf dem Asphalt dahinter waren zwei schwarze Streifen sichtbar, die Bremsspuren, die ich hinterlassen hatte, als ich um die Kurve gerast war. Sonst konnte ich keine entdecken.
    »Das kann nicht sein«, sagte ich.
    »Ms. Delaney, ich bin seit fünfzehn Jahren bei der Polizei. Wenn ein Auto das Gestrüpp durchbricht und dreißig Meter weiter unten auf einen Felsen stürzt, muss es oben auf der Straße ordentlich gekracht haben. Eine solch heftige Kollision hinterlässt Bremsspuren, die selbst nach tagelangem schwerem Regen noch sichtbar sind. Die gibt es hier nicht.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass er nicht gebremst hat?«
    Gilbert sah mich bedauernd an, bevor er mir die bittere Pille verabreichte. »Richtig. Zumindest nicht auf dem Highway.«
    »Sie meinen, er ist einfach von der Straße abgekommen?«
    »Nasse Fahrbahn, hohe Geschwindigkeit, da kann so was schon passieren.«
    »Mein Vater ist kein Raser.«
    Wie gebannt starrte ich auf die Straße, während mir albtraumhafte Vorstellungen durch den Kopf geisterten. Wie mochte es sein, mit überhöhter Geschwindigkeit in diese Kurve zu gehen?
    »Und wenn er ausweichen wollte? Einem Tier oder einem anderen Auto?«
    Lily hob die Hände. »Keine voreiligen Schlüsse.«
    »Falls er dabei mit den Reifen auf das Bankett geraten ist und …«
    Gilbert schüttelte den Kopf. »Wenn er in einer solchen Kurve plötzlich ausgeschert wäre, hätten wir auf der Fahrbahn eigentlich einen entsprechenden Reifenabrieb entdecken müssen.«
    »Aber völlig ausschließen lässt sich das nicht«, wandte Jesse ein.
    »Nein. Nicht mit absoluter Sicherheit.«
    »Dafür wissen wir mit absoluter Sicherheit, dass er irgendwo da draußen ist. Wir müssen ihn finden«, mischte ich mich ein.
    Gilberts Miene war undurchdringlich, und seine Augen schimmerten so grün wie die Berge. »Ms. Delaney, welchen Eindruck machte Ihr Vater, als er Sie verließ?«
    »Er hatte es eilig, nach San Jose zu kommen, weil er dort eine geschäftliche Besprechung hatte.«
    Noch während ich das sagte, hörte ich den falschen Ton in meiner Stimme. Dad hatte es durchaus nicht eilig gehabt. Er war nervös gewesen, was mir im Nachhinein als schlechtes Zeichen erschien.
    »Beschäftigte ihn irgendwas, das ihn möglicherweise abgelenkt hat? Irgendwelche Probleme?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Ganz sicher?«
    Meine Finger waren wie abgestorben vom kalten Wind, aber mein Gesicht brannte. Offenbar hatte dieser Gilbert unseren Namen in den Nachrichten gehört und kannte unsere Geschichte.
    »Nehmen Sie es mir nicht übel«, fuhr er fort, »aber wir sprechen hier immerhin von Phil Delaney.«
    Lily warf ihm einen warnenden Blick zu.
    Jesse ließ mich los und richtete sich auf. »Deputy, das sind wilde Spekulationen ohne vernünftige Grundlage.«
    »Ich will nur nichts übersehen. Im Augenblick können wir keine Möglichkeit ausschließen«, erwiderte Gilbert.
    Ich wand mich innerlich. »Wollen Sie damit andeuten, er ist absichtlich über die Klippe gefahren?«
    »Ich meine nur, dass er unter großem Druck stand.«
    Lily verzog das Gesicht.
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