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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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nicht hier war. Sie war nie hier gewesen. Die Bitte um ein Treffen war eine Falle gewesen.
    Er stolperte über einen Stein, und der Schmerz schoss durch sein Bein. Keuchend hetzte er den Pfad hinauf. Verdammt noch mal. Er war kräftig, aber immerhin schon neunundfünfzig und bei weitem nicht so fit wie in seiner Jugend. Noch ein falscher Schritt, und das Knie würde unter ihm nachgeben. Dann konnte ihn nur noch ein Paar Flügel retten.
    Das Bellen näherte sich. Ihn hatten sie aufgespürt, aber er war nicht das eigentliche Ziel. Er musste eine Warnung absetzen.
    Die Wolken zerrissen, und Mondlicht ergoss sich über die Landschaft. Das Gestrüpp wurde lichter und dann – Gott sei Dank, da war die Straße. Schwer atmend duckte er sich hinter einen Baumstamm. Erst wenn ein Auto kam, durfte er sich aus der Deckung wagen.
    Er wusste, was sie von ihm wollten. Das, was Jax verbarg. Sie wollten die Macht, und sie wollten Zerstörung. Operation Riverbend. Wenn er es ihnen nicht gab, würden sie sich an seinen Kindern und seinem Enkel vergreifen.
    Er musste seine Familie da raushalten. Zu lange hatte er dafür gekämpft, sie zu schützen, als dass er jetzt versagen durfte.
    »Hier lang!«, schrie jemand am Fuß der Böschung.
    Das war die Frau, die Hexe mit den schlechten Zähnen und dem irren Blick eines Junkies. Vermutlich wollte sie ihn bloß deshalb erledigen, damit sie sich schnellstmöglich ihre nächste Dosis Methamphetamin verpassen konnte. Vielleicht hatte sie ihn deswegen ins Gesicht getreten.
    Schwer atmend zückte er sein Handy und schirmte das Display mit der Hand ab, um zu verhindern, dass das Licht seine Position verriet. Jax oder ihren Mann würde er sicher nicht mehr erreichen. Ihm blieben bestenfalls Sekunden. Mit vor Erschöpfung zitternden Händen blätterte er durch die gespeicherten Namen, bis er auf einen stieß, der ihm vertrauenswürdig schien. Jemanden, der noch in dieser Nacht handeln konnte. Verdammt noch mal, er hatte nur die Festnetznummer. Er wählte.
    In den Büschen hinter ihm raschelte es. Am anderen Ende der Leitung war das Freizeichen zu hören. Geh endlich ran. Mach schon.
    Im nächsten Moment brach der Hund durch das Gestrüpp und starrte ihn keuchend an. Was für ein hässliches Monster! Er rührte sich nicht von der Stelle. Nur keine Angst zeigen.
    Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Der Hund senkte den Kopf und knurrte. Er musste weg, aber zuerst musste er eine Nachricht hinterlassen. Zehn Sekunden, mehr hatte er nicht.
    »Phil hier«, begann er. »Ich steck in Schwierigkeiten. Du musst mir helfen.«
    Der Hund schob sich mit gefletschten Zähnen immer dichter an ihn heran. Im Gestrüpp hinter sich hörte er Lärm. Das Licht von Taschenlampen blendete ihn.
    Er rasselte die Anweisungen herunter. »Heute Nacht. Morgen ist es zu spät. Und …«
    Der Hund pirschte sich an. Ganz ruhig bleiben. Nur nicht bewegen.
    »Du musst meine Tochter raushalten. Evan darf nichts erfahren. Halt sie da raus. Hörst du, Jesse? Wenn du versagst, gerät meine ganze Familie ins Fadenkreuz.«
    Die beiden Gangster brachen durch die Büsche. Mit einem Riesensatz hechtete Phil Richtung Straße.
    Sein Knie hielt, und er erreichte die Fahrbahn in dem Augenblick, als die Scheinwerfer um die Kurve bogen. Sein Herz raste. Er hob die Hände, um den Fahrer zum Anhalten zu bewegen. Mit gleißenden Scheinwerfern stoppte der Wagen vor ihm.
    Phil stürzte auf das Auto zu. Die Tür öffnete sich, und die Innenbeleuchtung schaltete sich ein. Ein Mann und eine Frau. Pelz, Diamanten, gespannte Erwartung. Er blieb stehen. Die Frau lächelte, als sie ihn erkannte. Der Fahrer stieg aus. Jung, voller Energie, arrogant lächelnd. In der Hand hielt er eine Waffe.
    »Hallo, alter Mann«, sagte er.
    Phil rührte sich nicht. Er sammelte seine letzten Kräfte für den Augenblick der Entscheidung.

2. Kapitel
     
     
     
     
    Montag
    Regennasse Äste griffen nach mir und kippten ihre feuchte Last über mir aus. Das Gestrüpp war dicht, und der Boden schlüpfrig. Dreißig Meter unter mir donnerte der Ozean gegen die Felsen.
    »Evan, bleib stehen.«
    Mir entging nicht die Sorge in Lilia Rodriguez’ Stimme, aber ich rammte nur die Fersen ins Geröll, um mein Tempo zu verlangsamen. Die Morgensonne sickerte durch die Wolken und tauchte die Schneise aus abgebrochenen Bäumen und aufgewühlter Erde, die der Wagen bei seinem Sturz gezogen hatte, in ein goldenes Licht.
    »Da ist es nicht sicher. Warte!«,
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