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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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rief Lily.
    Oben auf dem Highway 1 qualmten grellrosa Warnleuchten. Lilys Kollegen vom Sheriff’s Department dirigierten einen Abschleppwagen mit Winsch und siebzig Metern Stahltrosse, während ein Trupp der Rettungswacht vom County Santa Barbara die nächste Aktion plante. Ihre warnenden Rufe konnten mich nicht bremsen.
    Mein Fuß verfing sich in einer Wurzel, und ich landete auf allen vieren. Steine schürften mir die Handflächen auf und bohrten sich durch den Stoff meiner Jeans. Vergeblich nach Halt suchend, kullerte ich den Hang hinunter und landete mit dem Gesicht voran in einem Manzanita-Busch. Als ich mich aufsetzte, entdeckte ich das Auto. Das Heck war unbeschädigt. Die Heckleuchten waren unversehrt, und der blaue Metallic-Lack glänzte. Der Wagen zeigte in einem Winkel von vielleicht fünfundsiebzig Grad nach oben, sodass die Räder und der Unterboden zu sehen waren. Der Kühlergrill hatte sich bei dem Aufprall um einen Felsblock gewickelt.
    Hinter mir kämpfte sich Lily außer Atem durch die Büsche und blieb wie angewurzelt stehen. Beim Anblick des Wracks verlor selbst sie die Fassung.
    Ich rappelte mich auf und rutschte bis zu der offenen Fahrertür. »Dad.«
    Keine Antwort. Er war nicht im Auto, das hatte mir Lily schon mitgeteilt, als sie an meiner Tür klingelte. Die Fahrertür hatte sich dreißig Zentimeter tief in den Schlamm gegraben und beim Sturz eine Furche in den gesamten Hang gerissen. Ich stützte mich mit den Händen ab und beugte mich ins Wageninnere. Die Windschutzscheibe war zerschmettert, der Airbag hatte sich geöffnet, und der Motorblock hatte den Vordersitz durchstoßen. Das Armaturenbrett war über und über mit Kaffee bespritzt.
    Ich spähte nach oben. »Dad?«
    Lily arbeitete sich zu mir vor. Ihr Koboldhaar flatterte im Wind, und sie trug einfache Jeans. Nur die Jacke des Sheriff’s Department und die Waffe an ihrer Hüfte verrieten die Polizeibeamtin.
    »Evan, das ist gefährlich. Komm bitte wieder mit nach oben.« Hinter ihrer professionellen Gelassenheit verbarg sich eine warmherzige Persönlichkeit.
    Ich klammerte mich an den Türrahmen und musterte das dichte Gestrüpp am Hang. Panik erfasste mich und schnürte mir fast die Luft ab.
    »Er muss hier sein, Lily. Irgendwo.«
    »Die Rettungswacht hat schon einen Hubschrauber angefordert. Solange es nicht regnet …«
    »Vielleicht ist er bewusstlos oder zu schwach, um sich bemerkbar zu machen.« Ich kämpfte mit den Tränen. »Wir können nicht einfach weggehen.«
    Aber ich wusste genau, wie steil der Fels unter meinen Füßen war, und ich hörte das Tosen des Ozeans unter mir, das Brüllen des gierigen Pazifiks, dessen Tiefen schon allzu viele verschlungen hatten.
    »Komm«, sagte Lily.
     
    Als wir zurück auf den Highway kletterten, schlug uns der Wind ins Gesicht. Es war ein eisiger Aprilmorgen. Die von den schweren Regenfällen des Winters getränkten Berge schimmerten saftig grün. Um die Gipfel jagten silberne Wolkenfetzen. Ein Feuerwehrfahrzeug und mehrere Streifenwagen mit kreiselndem Einsatzlicht versperrten die Straße. Mitten auf dem Highway hatte sich ein Polizeibeamter postiert und leitete den Verkehr um die Unfallstelle herum.
    Hinter den Streifenwagen parkte ein schwarzer Pick-up. Daneben stand Jesse Blackburn und unterhielt sich mit einem Beamten in Uniform. Als sein Blick dem meinen begegnete, war es um mich geschehen. Ich rannte zu ihm und fiel ihm um den Hals.
    »Ev, es tut mir so furchtbar leid«, sagte er.
    Ich verbarg mein Gesicht an seiner Brust, was ihn fast aus dem Gleichgewicht brachte. Er stützte sich auf seine Krücken und legte mir einen Arm um die Schultern.
    »Wie hast du davon erfahren?«, fragte ich.
    »Brian hat mich in der Rehaklinik aufgespürt.«
    Im Stillen dankte ich Gott für meinen verflixten Bruder. Ich wollte gar nicht daran denken, wie schnell Jesse gefahren sein musste.
    »Du hättest die Telefonzentrale anrufen sollen. Ich war die ganze Nacht da«, sagte er.
    »Ich wollte dich nicht stören.«
    »Was ist denn das für ein Unsinn, Delaney.« Er presste mich an sich.
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war heilfroh, dass er hier war, wusste aber, dass er eigentlich woanders dringend gebraucht wurde.
    Der Polizeibeamte räusperte sich. »Darf ich kurz stören?«
    Als ich aufblickte, tippte er sich an die Hutkrempe. »Ben Gilbert. Der Hang ist tückisch. Bitte bleiben Sie ab jetzt auf der Straße.«
    »Dann sorgen Sie dafür, dass mein Vater gefunden wird. Sonst suche ich selbst nach
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