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Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Titel: Rolf Torring 129 - Unter Indianern
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel  
    Professor Membros Tochter
     
      „Ich finde auf dieser Reise keinen rechten Gefallen an dem Leben auf der Prärie, Rolf, und wäre froh, wenn wir erst wieder auf unserer Jacht wären."  
      Ich nahm mit meinem Freunde das einfache Mittagessen, das wir uns bereitet hatten, auf der Prärie ein und konnte es nicht verhindern, daß ich etwas missmutig drein blickte, obwohl mich sonst die gute Laune fast nie verlässt.  
      Pongo war im Augenblick nicht bei uns. Er wollte nach den Pferden sehen, die — frei grasend — sich etwas von uns entfernt hatten.  
      Weite, öde Steppe umgab uns. Sie wurde von Hügeln und kleinen Vertiefungen, für die das Wort „Tal" überheblich gewesen wäre, unterbrochen. Hier kamen wir uns einsam und verlassen vor. Man muß ein inneres Verhältnis zu der eigenartigen Landschaft der Prärie gewinnen, wenn man sie lieben will. Und ich fand dieses Verhältnis einfach nicht.  
      Rolf aß schweigend. Ich konnte seinem Gesicht nicht ansehen, worüber er nachdachte.  
      Nach einer Weile meinte er:  
      „Nicht ungeduldig werden, Hans. Wir wollen nach St. Louis und dann den Mississippi hinunter. Da ist wieder mehr Leben als hier."  
      „Wann werden wir deiner Meinung nach in St. Louis eintreffen, Rolf?"  
      „Es ist noch ein ganzes Ende bis dahin. Zwei Tage werden wir noch zu reiten haben. Wenn wir ..."  
      Rolf brach mitten im Satze ab und zeigte auf Pongo, der uns Zeichen machte. Was es auf der Prärie wohl zu sehen gab?  
      Schnell standen wir auf und eilten zu dem kleinen Hügel, auf dem Pongo stand. Als wir neben ihm waren, erkannten wir weit entfernt in der Richtung, die uns der schwarze Riese wies, einen dunklen Tunkt, der sich rasch vorwärts bewegte und unmittelbar auf uns zuhielt. Mit Hilfe der Ferngläser konnten wir bald einen Reiter ausmachen, der allein durch die Prärie ritt  
      „Vielleicht ein Westmann, Hans," meinte Rolf.  
      „Wollen wir hier warten, bis er herangekommen ist, oder unten unser Mittagessen weiter einnehmen? Vor einer Viertelstunde kann der Reiter kaum hier sein. Pongo hat schon gegessen; er kann ihn ja weiter beobachten."  
      „Wir werden erst essen, Hans," entschied Rolf.  
      Mich interessierte der Reiter wenig, mochte er sein, wer er wollte. Vielleicht lag es daran, daß ich an dem Tag nicht in Stimmung war. Langsam ging ich zu unserem Lagerplatz zurück und aß schweigend weiter. Rolf folgte mir. Weshalb ich gerade jetzt an Kapitän Hoffmann und unsere Jacht denken mußte, weiß ich nicht. Ob er mit unserem Boote schon in New Orleans eingetroffen war?  
      Rolf riß mich mit einer Frage in die Gegenwart zurück:  
      „Wer mag der Reiter sein, Hans?"  
      „Das ist mir schrecklich gleichgültig, Rolf," meinte ich missmutig. „Vielleicht ein Präriemann aus früherer Zeit, der sich hier wieder einmal umsehen mochte. Wir sind ja in einem Gebiet, wo sich vor ein paar Jahrzehnten noch Kämpfe zwischen Weißen und Indianern abgespielt haben."  
      „Pongo winkt uns schon wieder, Hans. Der Reiter wird wohl nahe herangekommen sein. Komm, wir steigen nochmals auf den Hügel!"  
      Etwas widerwillig folgte ich Rolf. Vom Hügel aus sahen wir jetzt, daß das Pferd eine schnelle Gangart lief und der Reiter verhältnismäßig jung war. Er hatte die Richtung noch nicht geändert und kam tatsächlich direkt auf uns zu. Wahrscheinlich hatte er Pongo schon von weitem erkannt. Präriemänner haben weit schärfere und geschultere Augen als wir.  
      Als der Reiter nahe herangekommen war, hob er grüßend die Hand und winkte uns zu, was wohl ein Zeichen dafür sein sollte, daß er sich in friedlicher Absicht nähere.  
      Der junge Mann war wie ein Westmann gekleidet und ritt ein gutes, ausdauerndes Pferd. Über die Schulter gehängt trug er die in der Prärie unvermeidliche Büchse, in seinem Gürtel steckten zwei ziemlich neu aussehende Pistolen. War der Mann ein „Greenhorn", den Eindruck machte er seinem Wesen nach allerdings nicht.  
      Immer näher kam der Reiter und entpuppte sich, als er gewandt vor uns vom Pferde sprang, als — junges Mädchen. Die Männerkleidung hatte uns bis zuletzt getäuscht. Niemanden wird es verwundern, daß wir etwas erstaunt waren.  
      „Guten Tag, meine Herren!" rief uns das Mädchen munter entgegen. „Ich freue mich, Sie hier zu treffen; vielleicht können Sie mir Auskunft geben. Ich heiße übrigens Erika Membro."  
      Wir erwiderten den
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