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Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten
Autoren: Hans Kneifel
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besseres Gebiet. Nur selten gab es Oasen, Wasserlöcher oder Landstriche, die durch Felder und Äcker von Bauern gekennzeichnet waren. An der Stelle, an der Luxon und sein Pfader ritten, hatte sich das Aussehen der Straße vorübergehend geändert. Bisher hatte sie sich fast ununterbrochen durch Berge und Felsen geschlängelt und über Sandflächen und Geröllbänder geführt. Jetzt konnten sich die Augen der Männer hin und wieder an kleinen Fleckchen Grün ausruhen. Dieser Anblick schien nicht nur den Männern neue Kräfte zu verleihen, sondern auch den Tieren.
    »Was willst du bei den Gefangenen?« wollte Syreno wissen.
    »Erkundigungen. Sie wissen vielleicht etwas, das wir nicht erfahren haben«, sagte Luxon und setzte sich im Sattel zurecht. Er, der Pfader und Syreno preschten durch den Staub der Straße, Kalathee folgte ihnen nach kurzem Zögern. Sie vermieden, in den Sand hineinzureiten, den die Beine des Yarls aufwirbelten. Sie überholten zwei Vogelreiter, die hinter dem Yari einher trabten, und grüßten die Männer freundlich. Diese Krieger trugen nicht das Wappen des Shallad auf ihrer Ausrüstung.
    Auf diesem Yarl kauerten mindestens dreißig gefangene Männer jeden Alters. Auf den ersten Blick erkannte Luxon ihre Herkunft.
    »He!« rief er nach oben. »Ihr kommt von Sarphand?«
    Unbeirrbar zog das mächtige Tier seine Bahn. Die Reiter mussten im Gänsemarsch reiten, um nicht von der Straße zwischen die Felsen und die verkrüppelten Bäume gedrückt zu werden.
    »Wir sind Opfer der Wilden Fänger«, gab ein älterer Mann zurück, über dessen Gesicht sich eine dünne blutige Spur zog. »Man brachte uns mit einer verdammten Lichtfähre in dieses Land.«
    »Ihr habt viel erlebt«, stellte Luxon fest. »Auch wir sind auf dem Weg nach Logghard.«
    »Vielleicht treffen wir uns dort, ehe wir sterben«, antwortete der Gefangene bitter. Die Wachen, die vor und hinter den Gefesselten saßen, ließen gelangweilt zu, dass sich Luxon mit ihnen unterhielt.
    »Habt ihr einen Mann namens Mythor getroffen?« wollte Luxon wissen. Einige Männer schüttelten schweigend den Kopf. Sie waren müde, hungrig und schienen ihrem weiteren Schicksal apathisch entgegenzusehen.
    »Habt ihr auch nichts von ihm gehört? Oder von heldenhaften Taten, die er vollbracht haben soll?«
    Obwohl Luxons Stimme laut und seine Fragen deutlich waren, antworteten die Männer nur mit Kopfschütteln. Derjenige, der zuerst gesprochen hatte, sagte schließlich: »Du weißt nicht, was wir hinter uns haben. Viele von uns starben auf der Reise.«
    »Ich habe gehört, dass es kein leichtes Leben ist«, sagte Luxon. Aus dem Körper des Yarls kamen gurgelnde und polternde Geräusche. Mit dumpfem Schlag senkten sich die riesigen Klauen auf den Boden der Straße. Knirschend bewegten sich die Teile der Trageplattform auf dem Rückenpanzer.
    »Wie weit ist es noch nach Logghard?« wollte ein Gefangener wissen.
    Socorra antwortete: »Es hängt von der Geschwindigkeit des Yarls ab und von den Pausen. Ich würde sagen, ihr solltet mit einem Drittelmond rechnen.«
    Auch heute zeigte sich die Düsterzone nur schwach und war von einer hohen Nebelbank verdeckt. Die Sonne war nur als heller Fleck zu sehen.
    »Ein Drittelmond! Zehn Tage und Nächte?«
    »Es mag länger oder kürzer sein«, versicherte Socorra ein zweites Mal. »Ihr könnt keine Frage meines Herrn beantworten? Auch ihr nicht, Wachtposten?«
    »Nein. Wir haben nichts von einem Mythor gehört. Der Shallad ist es, der wunderbare Taten vollbringt.«
    »So wird es sein«, murmelte Luxon unzufrieden, hob den Arm und hielt das Pferd an. Die riesige Masse des Yarl-Körpers stampfte an ihnen vorbei, hüllte sie in einen Staubschleier und verschwand zwischen den Bäumen und Hängen der Straße.
    Kalathee hob ihre Schultern und rief: »Vielleicht ist er verschollen? Vielleicht ist er schon in Logghard? Niemand weiß es.«
    Luxons Wunsch, etwas über das Schicksal seines Gegenspielers zu erfahren, wurde dringender. Zwar galt sein persönliches Ziel nicht mehr länger, sein Traum, sich als der Sohn des Kometen bestätigen zu lassen. Aber noch immer kämpfte er mit Mythors Waffen. Er wusste nur, dass sich Mythor in den Klauen der Wilden Fänger befunden hatte, und zwar nicht ohne Zutun Luxons.
    Die eigene Karawane hatte aufgeschlossen, und die Spitzengruppe trabte weiter. Das Diromo der toten Prinzessin hatte man zurückgelassen, ebenso das schwere Tragetier, auf dem Shakar seine letzte Reise unternommen hatte. Die
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