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Die Waffen des Lichtboten

Die Waffen des Lichtboten

Titel: Die Waffen des Lichtboten
Autoren: Hans Kneifel
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Luxon, den Thron erobert hast und den Menschen des Shalladad erklären wolltest, dass du nicht der Lichtbote bist, wirst du noch größere Schwierigkeiten haben als auf dem Weg bis zu diesem Punkt.«
    »Du hast, Pfader, meine tiefsten Gedanken laut ausgesprochen«, bekannte Luxon. Samed, der neben Kalathee hinter den drei Männern im Sattel eines mageren Pferdes saß, verstand nur einen Teil der Worte und deren Sinn. Kalathee hörte schweigend zu, und ihr Gesicht ließ nicht erkennen, was sie dachte.
    »Warum hat sich Hadamur nach Hadam zurückgezogen, das einstmals Andshara hieß?« wollte Luxon wissen.
    »Hadam heißt die Stadt jetzt, abgeleitet vom Namen des Shallad!« entgegnete der Pfader.
    »Vielleicht fürchtet er um sein Leben? Wer weiß?« meinte Syreno. »Er ist alt und unermesslich dick. Er kämpft nicht mit den Kräften eines Mannes. Seine Krieger und Sklaven sind in Wirklichkeit seine Glieder, seine Augen und Ohren. Aber sein Verstand ist funkelnd wie Sternenlicht.«
    Luxon pfiff leise durch die Zähne und warf Syreno einen überraschten Blick zu. Wieder machte die kaum erkennbare Straße eine Biegung. Abermals stak eine weißgebleichte Holzlanze im Sand, auf deren Spitze ein Tierschädel mit leeren Augenhöhlen nach der Karawane zu starren schien.
    »Niemand würde diese Wahrheit laut aussprechen. Aber es scheint mir tatsächlich die Wahrheit zu sein«, fuhr Syreno fort. »In Hadam entsteht ein prunkvoller Palast, an dem ununterbrochen gebaut wird. Auch ein Mausoleum erhebt sich aus dem Boden, von Tag zu Tag höher und prächtiger. Jedermann, der Logghard kennt, weiß, dass der Shallad auch Hadam nach diesem Muster baut.«
    Luxon erinnerte sich an das Bild, das auf dem Amulett um seinen Hals zu sehen war; eine Ansammlung von Mauern und wehrhaften Türmen, wie es viele Städte in dieser Welt des Kampfes und der Kriege geben mochte.
    Der Pfader deutete nach vorn und meinte abschließend: »Zwischen hier und Logghard werden wir jedenfalls sehr viele Krieger mit dem Symbol der Morgensonne sehen und dem Schwertmond darin. Keiner von ihnen wird dich, Luxon, besonders lieben. Denn in kurzer Zeit wird das Gerücht verbreitet sein, dass der Sohn des Shallad Rhiad den Mörder seines Vaters vom Thron stoßen wird.«
    »Auch wenn Algajar in Deneba von den Dämonen und Chimären zerfetzt wurde?« fragte Luxon.
    »Können wir dessen sicher sein?« setzte Socorra dagegen.
    Trocken bekannte Luxon: »Nein. Ich gäbe etwas darum.«
    »Du wirst es erfahren, wenn es soweit ist«, sagte Syreno.
    »Und bis es soweit ist«, unterbrach ihn Luxon und sah die Nachzügler der Karawane vor ihnen, »reiten wir weiter, der Düsterzone entgegen.«
    Viele Karawanen wählten diesen Weg nach Logghard. Menschen aller Völker und Stämme befanden sich in kleinen oder größeren Gruppen auf der Straße. Die Menschen waren bereit, ihr Leben im Kampf gegen die Dunklen Mächte hinzugeben. Sie wussten, dass das Böse aufgehalten werden musste und dass Logghard nicht aufgegeben werden durfte. Die Pilger kamen aus weiter Ferne, und ihr Entschluss war freiwillig gefasst worden. Aber auch andere Pilger kämpften für Logghard – sie taten dies allerdings nicht aus freien Stücken. Es waren Gefangene.
    Die Männer an der Spitze der Karawane ritten um eine Ansammlung von Felsblöcken herum, die aus einer Fläche saftigen Grüns herausgewachsen waren. So schien es jedenfalls. Ein Schwarm winziger Vögel stob aus den ranken- und schilfartigen Gewächsen hoch und flüchtete kreischend. Luxon sah ihnen einen Augenblick lang nach und deutete dann nach vorn. »Ein Yarl-Transport! Zweifellos Gefangene für Logghard!«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste«, knurrte Socorra, »dann müsste ich glauben, dass du diese Gefangenen auf den Weg geschickt hast.«
    »Keineswegs. Nicht diese!« lachte Luxon.
    Die Pilgerstraße, die Straße des Bösen und der »Weg nach Tumbuk« waren die bekanntesten Wege in diesem Land. Zwischen Rousund und Jahand verlor sich die Straße des Bösen im Nirgendwo. Vor vielen Generationen waren die Yarls hier marschiert, ihre Spuren hatten sich verwischt, und die Wüste hatte ebenso vom Land Besitz ergriffen wie die wuchernden Pflanzen. Auf der schmalen Piste des Weges nach Tumbuk wurden die unfreiwilligen Legionäre in die Richtung auf Logghard zu transportiert, und nicht nur die Yarls benutzten diesen Pfad. Der Tumbukpfad vereinigte sich mit der Pilgerstraße, aber dadurch wurde die Straße weder breiter, noch führte sie durch
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