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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung
Autoren: Eoin Colfer
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unkontrolliert davon und krachte in ein Gepäckband. Von der Ladefläche rollten Hunderte kleiner, zylindrischer Objekte über den Boden.
    Kobold Nummer zwei feuerte eine Salve in Hollys Richtung, doch er verfehlte sie, zum einen deshalb, weil seine Arme vor Nervosität zitterten, andererseits aber auch, weil das mit dem Aus-der-Hüfte-Schießen nur im Film funktioniert. Holly versuchte im Laufen mit ihrer Helmkamera ein Bild von seiner Waffe zu machen, damit der Computer diese mit den in der Datei erfassten vergleichen konnte, aber es wackelte zu sehr.
    Die Verfolgungsjagd ging weiter, durch die Gänge bis zur eigentlichen Startrampe. Zu ihrer Überraschung vernahm Holly das Summen von Andockcomputern. Hier durfte es normalerweise gar keinen Strom geben. Die ZUP-Techniker hatten doch die Generatoren abgebaut. Und wozu brauchte jemand hier Strom?
    Eigentlich wusste Holly die Antwort bereits. Der Strom wurde gebraucht, um das Schwebegleis und die Startkontrolle zu nutzen. Ihr Verdacht bestätigte sich, als sie den Hangar betrat. Die Kobolde hatten tatsächlich ein Shuttle gebaut!
    Unglaublich! Ein Kobold hatte kaum genug Elektrizität im Hirn, um einen Glühwürfel zum Leuchten zu bringen. Wie konnten sie also ein Shuttle bauen? Aber da war es, in seiner Starthalterung verankert, der Albtraum eines jeden Gebrauchtshuttlehändlers. Jedes einzelne Teil hatte mindestens zehn Jahre auf dem Buckel, und die Außenwand war ein Flickenteppich aus Schweißnähten und Nieten.
    Holly schluckte ihre Überraschung hinunter und konzentrierte sich wieder auf die Verfolgung. Der Kobold war kurz stehen geblieben, um sich einen Satz Flügel aus dem Laderaum zu schnappen. Sie hätte ihn mit einem Schuss erwischen können, aber es war zu riskant. So, wie das Shuttle aussah, war die Nuklearbatterie wahrscheinlich nur durch eine einzige Bleiplatte abgeschottet.
    Der Kobold nutzte ihr Zögern und verschwand im Zuleitungstunnel. Das Schwebegleis führte über den rußgeschwärzten Fels zu dem gewaltigen Schacht. Dieser war nur einer der zahllosen natürlichen Schlote, die Erdmantel und Erdkruste durchzogen. In unregelmäßigen Abständen schossen Magmaströme aus dem flüssigen Zentrum des Planeten Richtung Oberfläche. Ohne diese Überdruckventile wäre die Erde schon vor Äonen von Jahren in Milliarden Einzelteile zerborsten. Die ZUP hatte sich diese natürlichen Kräfte für den Expressaufstieg an die Erdoberfläche nutzbar gemacht. In Notfällen ließen sich Officer der Aufklärung in Titankapseln von den Magmawogen nach oben schießen. Und für gemütlichere Reisen gab es Shuttles, die in den Pausen zwischen den Magmastößen auf Heißluftströmungen die verschiedenen Terminals überall auf der Welt anflogen.
    Holly verlangsamte ihren Schritt. Der Kobold konnte nirgendwo mehr hin. Es sei denn, er hatte vor, direkt in den Schacht hineinzufliegen, und so verrückt war niemand. Alles, was mit einer Magmawoge in Berührung kam, verglühte innerhalb von Sekundenbruchteilen zu einem Haufen Atome.
    Die Schachtmündung kam in Sicht, massiv und starrend von verkohltem Fels.
    Holly schaltete ihren Helmlautsprecher ein. »Das reicht jetzt«, rief sie über das Brausen der Erdwinde hinweg. »Gib auf. Ohne Tec kannst du nicht in den Schacht.«
    Tec war ZUP-Jargon für technische Informationen. In diesem Fall war damit die Magmaausbruchvorhersage gemeint. Sie stimmte, außer in 0,2 Prozent der Fälle. Meistens also.
    Der Kobold legte ein seltsam aussehendes Gewehr an, und diesmal zielte er sorgfältig. Der Schlagbolzen fuhr nieder, aber was auch immer diese Waffe normalerweise verschoss, es war nichts mehr davon da.
    »Das ist das Dumme an nicht nuklearbetriebenen Waffen - irgendwann ist die Munition alle«, übte sich Holly in der althergebrachten Kunst, den Gegner während eines Schusswechsels zu verspotten, obwohl die Knie beinahe unter ihr nachgaben.
    Als Antwort schleuderte der Kobold ihr sein Gewehr entgegen. Ein elender Wurf, aber das Ablenkungsmanöver gelang. Der B'wa-Kell-Gauner nutzte den Moment, um seine Flügel anzuwerfen, ein uraltes Modell mit Rotationsmotor und kaputtem Auspuff. Das Dröhnen des Motors erfüllte den Tunnel.
    Dahinter war ein anderes Dröhnen zu vernehmen. Eines, das Holly von ihren zahllosen Schachtflügen nur zu gut kannte. Eine Magmawoge!
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Wenn die Kobolde es geschafft hatten, das Terminal an eine Stromquelle anzuschließen, dann mussten auch die Sicherheitseinrichtungen
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