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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung
Autoren: Eoin Colfer
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hatten.
    »Wie läuft's?«, fragte der Jakute, der aussah wie ein Bär.
    Wassikin spuckte über die Kaimauer. »Wie soll's schon laufen? Habt ihr was gefunden?«
    »Nur tote Fische und kaputte Kisten«, sagte der Jakute und drückte den beiden Killern einen dampfenden Becher in die Hand. »Nichts was noch gelebt hätte. Und jetzt ist es schon über acht Stunden her. Ein paar gute Männer suchen die ganze Küste bis zum Grünen Kap ab.«
    Kamar nahm einen tiefen Schluck, spuckte ihn jedoch sofort wieder aus. »Was ist denn das für ein Zeug? Pech?«
    Ljubtschin lachte. »Heiße Cola. Von der Fowl Star. Wird kistenweise ans Ufer gespült. Heute trägt die Kola-Bucht ihren Namen zu Recht.«
    »Pass bloß auf«, knurrte Wassikin und kippte die Flüssigkeit in den Schnee. »Das Wetter hier hebt nicht gerade meine Laune. Also spar dir deine blöden Witze. Mir reicht's, dass ich mir Kamars Sprüche anhören muss.«
    »Nicht mehr lange«, entgegnete sein Partner. »Noch eine Kontrollrunde, dann brechen wir die Suche ab. Keiner kann acht Stunden in dem Wasser hier überleben.«
    Wassikin hielt seinen leeren Becher hoch. »Hast du nicht was Stärkeres? Einen Schluck Wodka, um die Kälte zu vertreiben? Ich weiß doch, dass du immer 'nen Flachmann mit dir rumträgst.«
    Ljubtschin griff in seine Hüfttasche und hielt inne, als das Walkie-Talkie an seinem Gürtel zu piepen begann. Drei kurze Signale. »Drei Piepser. Das ist das Zeichen.«
    »Das Zeichen wofür?«
    Ljubtschin rannte schon den Kai hinunter. Über die Schulter rief er ihnen zu: »Dafür, dass die von der K9 jemanden gefunden haben.«
     
    * * *
     
    Der Überlebende war kein Russe, das sah man schon an seiner Kleidung. Alles, vom Designer-Anzug bis zum Ledermantel, stammte eindeutig aus Westeuropa oder sogar aus Amerika. Die Sachen waren maßgeschneidert und aus Materialien von bester Qualität.
    Obwohl die Kleidung des Mannes relativ unversehrt geblieben war, ließ sich das von seinem Körper nicht gerade behaupten. Seine bloßen Hände und Füße waren übersät mit Frostbeulen, ein Bein war unterhalb des Knies merkwürdig verdreht, und sein Gesicht war eine schauerliche Maske von Verbrennungen.
    Der Suchtrupp hatte aus einer Plane eine Trage gebastelt und ihn von der Spalte in der Eiswüste, wo man ihn gefunden hatte, zum Hafen herüber getragen. Die Männer umringten ihre Beute und stampften mit den Füßen, um die Kälte aus ihren Stiefeln zu vertreiben. Wassikin bahnte sich mit Hilfe der Ellbogen einen Weg durch die Menge und ging in die Hocke, um sich den Mann genauer anzuschauen. »Das Bein wird er verlieren, so viel steht fest.«, bemerkte er. »Und ein paar Finger. Das Gesicht sieht auch ziemlich übel aus.«
    »Danke, Doktor Michail«, spöttelte Kamar. »lrgendwelche Papiere?«
    Wassikin tastete mit den geübten Bewegungen eines Taschendiebs nach dem Wichtigsten: Brieftasche und Uhr. »Nichts. Wie seltsam. Man sollte doch meinen, dass ein so reicher Mann ein paar persönliche Dinge bei sich hat, oder nicht?«
    Kamar nickte. »Sehe ich genauso.« Er wandte sich zu den umstehenden Männern. »Zehn Sekunden, oder es gibt Ärger. Das Geld könnt ihr behalten, alles andere will ich zurück.«
    Den Matrosen war anzusehen, was sie dachten. Der Mann war nicht groß. Aber er war von der Mafija, vom organisierten Verbrechen Russlands.
    Eine lederne Brieftasche flog über die Köpfe hinweg aus der Menge und landete in einer Falte der Plane. Sekunden später folgte eine Armbanduhr von Cartier. Gold, mit Diamanten verziert. Ihr Wert entsprach etwa fünf durchschnittlichen russischen Jahreslöhnen.
    »Kluge Entscheidung«, sagte Kamar und bückte sich, um die Schätze aufzuheben.
    »Und?« fragte Wassikin. »Nehmen wir ihn mit?«
    Kamar zog eine Platin-Visa-Card aus der Brieftasche und las den Namen, der darauf stand. »Oh ja, und ob wir das tun«, erwiderte er und griff nach seinem Handy. »Wir nehmen ihn mit und packen ihn schön warm ein. Sonst holt er sich womöglich noch 'ne Lungenentzündung, bei dem Glück, das wir haben. Und das wär das Letzte, was wir wollen. Der gute Mann ist wie ein Sechser im Lotto.«
    Kamar war ganz aus dem Häuschen, ein ungewöhnlicher Anblick.
    Wassikin rappelte sich hoch. »Wen rufst du an? Wer ist der Kerl?«
    Kamar drückte auf eine Kurzwahltaste. »Na, Britwa. Was dachtest du denn?«
    Wassikin wurde blass. So ein Anruf beim Boss war gefährlich. Britwa war berüchtigt dafür, den Überbringer schlechter Nachrichten zu erschießen.
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