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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung
Autoren: Eoin Colfer
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Du respektierst niemanden genug, um ihn als ebenbürtig zu betrachten.«
    Die Feststellung brachte Artemis aus der Fassung. Dieser Psychologe war intelligenter als der Rest. »Das ist lächerlich. Es gibt durchaus Leute, die ich in höchstem Maße schätze.«
    Po sah nicht von seinem Notizblock auf. »Tatsächlich? Wen denn zum Beispiel?«
    Artemis überlegte einen Moment. »Albert Einstein. Seine Theorien waren meistens zutreffend. Und Archimedes, der griechische Mathematiker.«
    »Wie wäre es mit jemandem, den du persönlich kennst?«
    Artemis dachte angestrengt nach. Ihm fiel niemand ein.
    »Nanu? Schweigen?«
    »Warum sagen Sie es mir nicht, Dr. Po, da Sie doch anscheinend alle Antworten kennen?«
    Po klickte ein Fenster auf seinem Laptop an. »Erstaunlich. Jedes Mal, wenn ich das hier lese...«
    »Meine Akte, nehme ich an?«
    »Ja. Sie erklärt eine ganze Menge.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Artemis, der gegen seinen Willen Neugierde verspürte.
    Dr. Po druckte eine Seite aus. »Da ist zunächst dein Begleiter, Butler. Ein Leibwächter, wenn ich richtig verstehe. Kaum der passende Umgang für einen leicht beeinflussbaren Jungen. Dann deine Mutter. Eine wunderbare Frau, wie ich finde, die jedoch auf dein Verhalten nicht den geringsten Einfluss hat. Und schließlich dein Vater. Den Angaben hier zufolge war er nicht gerade ein Vorbild, auch als er noch lebte.«
    Der Pfeil saß, aber Artemis wollte dem Psychologen nicht zeigen, wie getroffen er war. »Ihre Unterlagen sind nicht korrekt, Doktor«, sagte er. »Mein Vater lebt noch. Vermisst, ja, aber er ist am Leben.«
    Po überprüfte das Blatt. »In der Tat? Ich dachte, er werde seit beinahe zwei Jahren vermisst. Das Gericht hat ihn offiziell für tot erklärt.«
    Artemis ließ sich nichts anmerken, obwohl sein Herz heftig pochte. »Es ist mir egal, was das Gericht sagt. Er lebt, und ich werde ihn finden.«
    Wieder kritzelte Po etwas auf seinen Block. »Aber selbst wenn dein Vater zurückkäme, was dann?«, fragte er. »Würdest du in seine Fußstapfen treten? Ein Verbrecher werden wie er? Vielleicht bist du's ja schon?«
    »Mein Vater ist kein Verbrecher«, widersprach Artemis gereizt. »Er hat unser gesamtes Vermögen in legale Unternehmungen investiert. Das Murrnansk-Projekt war absolut einwandfrei.«
    »Du weichst mir aus, Artemis.«
    Doch Artemis hatte genug von dieser Art Befragung. Es wurde Zeit für eins seiner kleinen Spiele. »Nun ja, Doktor«, erwiderte er kleinlaut. »Das ist ein schwieriges Thema. Ich frage mich manchmal, ob ich nicht an einer Depression leide.«
    »Ja, das wäre durchaus möglich.« Po spürte, der Durchbruch war nahe. »Und stimmt es?«
    Artemis schlug die Hände vors Gesicht. »Ach, Doktor, es ist meine Mutter.«
    »Deine Mutter?«, hakte Po nach, bemüht, sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Artemis hatte allein in diesem Jahr in St. Bartlebys bereits ein halbes Dutzend Schulpsychologen verschlissen, und auch Po war mittlerweile drauf und dran, die Koffer zu packen. Aber jetzt...
    »Meine Mutter, sie...«
    Po beugte sich auf seinem unechten viktorianischen Sessel vor. »Ja, was ist mit deiner Mutter?«
    »Sie zwingt mich dazu, diese alberne Therapie über mich ergehen zu lassen, obwohl diese so genannten Psychologen kaum etwas anderes sind als fehlgeleitete Weltverbesserer mit Diplom.«
    Po seufzte. »Nun gut, Artemis. Tu, was du willst, aber du wirst niemals Frieden finden, wenn du weiter vor deinen Problemen davonläufst.«
    Das Vibrieren seines Handys erlöste Artemis von weiteren Analysen. Ein Anruf kam über die verschlüsselte Sicherheitsleitung. Nur eine einzige Person hatte die Nummer. Artemis holte das Handy aus der Tasche und klappte es auf. »Ja?«
    Butlers Stimme tönte aus dem Lautsprecher. »Ich bin's, Artemis.«
    »Ich weiß. Ich bin gerade in einer Besprechung.«
    »Wir haben eine Nachricht bekommen.«
    »Aha. Von wem?«
    »Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Aber es geht um die Fowl Star.«
    Artemis war wie elektrisiert. »Wo sind Sie?«
    »Haupteingang.«
    »Gut gemacht. Bin schon unterwegs.«
    Dr. Po riss sich die Brille von der Nase. »Unsere Sitzung ist noch nicht zu Ende, junger Mann. Wir haben heute einige Fortschritte gemacht, auch wenn du es nicht zugeben willst. Wenn du jetzt gehst, sehe ich mich gezwungen, den Schulleiter zu informieren.«
    Doch die Warnung interessierte Artemis nicht. Er war in Gedanken bereits woanders. Ein vertrautes Kribbeln überlief seinen Körper. Dies war der Anfang von etwas
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