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GK0070 - Die Armee der Unsichtbaren

GK0070 - Die Armee der Unsichtbaren

Titel: GK0070 - Die Armee der Unsichtbaren
Autoren: Jason Dark
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Für Sekunden war das am Tisch sitzende Paar wie gelähmt. Unfähig, diesen ungeheuren Vorfall zu begreifen.
    Erst als ein Blutstrom aus der Kehle des Obers auf den Tisch schoß, entlud sich das Entsetzen der Frau in einem gellenden Schrei.
    Mit panisch verzerrtem Gesicht sprang sie auf, während der Ober vornüber auf den Tisch fiel. Seine zuckenden Hände verkrallten sich in die Tischdecke und rissen sie mitsamt dem Kerzenleuchter herunter.
    Zum Glück verlöschten die drei Flammen.
    Auch die anderen Gäste hielt es nicht länger auf ihren Stühlen. Fassungslos und mit bleichen Gesichtern starrten sie auf das grauenvolle Schauspiel.
    Mit einem letzten Stöhnen sackte der Ober zusammen. Schwer fiel er auf den mit dicken Teppichen ausgelegten Boden und blieb reglos liegen.
    Noch immer schrie die Frau wie wahnsinnig. Sie hatte die Hände gegen die Ohren gepreßt und den grellgeschminkten Mund weit aufgerissen.
    Dir Mann saß unbeweglich auf seinem Platz. Er hatte die Hände auf seine Knie gelegt, und sein Gesicht war bleich wie eine Totenmaske.
    All dies hatte nur eine kurze Zeitspanne gedauert.
    Erst jetzt, als die anderen Gäste begriffen, was eigentlich geschehen war, brach die allgemeine Panik los.
    »Ein Mord!« kreischte eine hysterische Frauenstimme. »Hilfe, ein Mord!«
    Ihr Geschrei steckte die anderen an. Fluchtartig rannten die Menschen in Richtung Ausgang, versuchten alle auf einmal, das Freie zu erreichen.
    Mit rudernden Armen kämpfte sich der Geschäftsführer durch die Menge.
    Neben dem toten Ober ging er in die Knie.
    »Einen Arzt!« brüllte er. »Herr im Himmel, gibt es denn hier keinen Arzt?«
    Bestimmt war jemand unter den Gästen Mediziner, aber die zogen es vor, zu verschwinden. Mit einem Mord wollte niemand etwas zu tun haben.
    »Feiges Pack«, knurrte der Geschäftsführer nicht gerade vornehm.
    Behutsam drehte er den Ober auf den Rücken.
    Gebrochene Augen blickten den Geschäftsführer an. Hier konnte auch ein Laie sehen, daß der Mann tot war.
    Der Anblick der Leiche war grauenhaft. Mit zitternden Fingern breitete der Geschäftsführer die Tischdecke über dem Kopf des Toten aus.
    Die Frau, die an dem Tisch gesessen hatte, hatte sich wieder einigermaßen beruhigt. Sie hatte wenigstens aufgehört zu schreien, aber noch immer stand die Panik in ihren Augen. Starr blickte sie den Geschäftsführer an.
    Der erhob sich langsam und meinte: »Wir müssen Scotland Yard benachrichtigen. Hier ist ein Mord geschehen.«
    »Mord?« wiederholte der Mann, der bisher steif auf seinem Stuhl gesessen hatte. »Es gibt keinen Mörder. Wenigstens keinen sichtbaren.«
    »Wie darf ich das verstehen, Sir?«
    »Am besten gar nicht. Holen Sie ruhig die Polizei. Ich werde meine entsprechenden Aussagen schon machen.«
    »Aber Arthur«, flüsterte seine Frau. »Was redest du denn da?«
    »Das, was ich gesehen habe. Und ich habe noch verdammt gute Augen.«
    In dem allgemeinen Durcheinander hatte jedoch niemand das Messer bemerkt, das langsam in Hüfthöhe durch die Luft auf den Ausgang zuschwebte und kurz vorher zusammengeklappt wurde.
    Niemand sah auch die Bewegungen auf dem Teppichboden, die entstehen, wenn jemand mit langen Schritten darüber geht.
    Ein Unsichtbarer hatte sich in dem Restaurant aufgehalten!
    Nach einer halben Minute kam der Geschäftsführer wieder zurück an den Tisch. Er hatte Scotland Yard alarmiert und sich einen zweistöckigen Whisky genehmigt. Man roch es an seiner Fahne.
    Ein leichenblasser Ober kam herbei und brachte auf einem Tablett Whisky und Kognak.
    »Das ist genau das Richtige«, sagte Sir Arthur Wittingham knapp und trank das Glas mit einem einzigen Zug leer. Seine Frau verfuhr mit dem Kognak in der gleichen Weise.
    Die Minuten bis zum Eintreffen der Polizei vergingen quälend langsam. Das Personal hatte sich in eine Ecke gedrängt und tuschelte aufgeregt untereinander. Manch scheuer Blick wurde der Leiche zugeworfen.
    Die Mordkommission platzte mit mehreren Leuten herein. Voran ein mittelgroßer Mann mit lichten blonden Haaren, der eine erkaltete Pfeife zwischen den Lippen stecken hatte und einen dunkelbraunen Staubmantel trug.
    »Inspektor Simmons«, stellte er sich vor und wandte sich sofort an den Geschäftsführer. »Sie haben den Mord beobachtet?«
    »Nein, Inspektor, es war dieser Gentleman hier.«
    »Aha, Sie also.«
    Simmons sprach schnell wie ein Maschinengewehr, außerdem bewegte er beim Reden kaum die Lippen.
    »Dann erzählen Sie mal, Mister. – Ach, Haskell, nehmen Sie
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