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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung
Autoren: Eoin Colfer
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sich mitten in der Schusslinie befanden, blieb Holly keine andere Wahl. Sie packte den Private an seinen Epauletten und zerrte ihn hinter ein verrostetes Liefershuttle.
    Chix hatte ziemlich lange da draußen gelegen. Er grinste sie schwach an. »Sie sind gekommen, Cap. Ich wusste, dass Sie kommen würden.«
    Holly verbarg nur mühsam ihre Besorgnis. »Natürlich, Chix. Ich lasse doch keinen meiner Männer im Stich.«
    »Sehen Sie«, ächzte er, »Sie können mir eben nicht widerstehen.« Dann schloss er die Augen. Sein Flügel hatte einiges abgekriegt. Vielleicht zu viel.
    Holly konzentrierte sich auf die Wunde. Heile, dachte sie, und die Magie wallte in ihr auf. Kribbelnd wie tausend Nadeln strömte sie durch ihren Arm bis in die Fingerspitzen. Holly legte die Hand auf Verbils Wunde. Blaue Funken sprangen von ihren Fingern hinein. Sie tanzten um die Wundränder, reparierten die verbrannte Haut und ersetzten das verlorene Blut. Die Atmung des Feenmannes wurde ruhiger, und seine Wangen nahmen wieder eine gesunde grünliche Färbung an.
    Holly stieß einen erleichterten Seufzer aus. Chix würde es schaffen. Kontrollflüge waren in Zukunft für ihn wohl gestrichen, aber er würde leben. Holly drehte den Bewusstlosen auf die Seite, sorgfältig darauf bedacht, keinen Druck auf den verletzten Flügel auszuüben. Und jetzt zu den mysteriösen grauen Schatten. Sie schaltete ihre Waffe auf Stufe 3 und lief, ohne zu zögern, auf den Schachteingang zu.
     
    * * *
     
    Am allerersten Ausbildungstag in der ZUP-Akademie nimmt sich ein riesiger behaarter Gnom mit dem Brustkasten eines ausgewachsenen Trolls jeden einzelnen Kadetten vor, drückt ihn an die Wand und warnt ihn, während eines Feuergefechts niemals in ein ungeschütztes Gebäude zu laufen. Eine überaus eindringliche Warnung, die er jeden Tag mehrmals jedem Kadetten einhämmert. Und doch tat Holly Short, Captain der ZUP-Aufklärungseinheit, in diesem Augenblick genau dies.
    Sie sprengte die Doppeltür des Terminals und hechtete hinter einen schützenden Anmeldeschalter. Nicht einmal vierhundert Jahre zuvor hatte es in diesem Gebäude nur so gewimmelt von Touristen, die auf ihr Oberflächenvisum warteten. Paris war früher ein beliebtes Reiseziel gewesen. Doch scheinbar unausweichlich hatten die Menschenwesen die europäische Hauptstadt immer mehr für sich beansprucht. Der einzige Ort in der Nähe, an dem die Unterirdischen sich jetzt noch sicher fühlten, war das Disneyland Paris, wo sich niemand über kleinwüchsige Wesen wunderte, selbst wenn sie grün waren.
    Holly schaltete den Bewegungssensor in ihrem Visier ein und blickte sich durch das Sicherheitsglas des Schalters im Terminal um. Der im Helm eingebaute Computer würde sofort jede Bewegung durch eine orangefarbene Aura markieren. Sie hob gerade rechtzeitig den Kopf, um zu beobachten, wie zwei Gestalten quer durch die Aussichtsgalerie zur Shuttleplattform trabten. Es waren in der Tat Kobolde, die sich der Schnelligkeit halber auf allen vieren fortbewegten und einen Schwebekarren hinter sich herzogen. Sie trugen eine Art reflektierenden Folienanzug samt Helm, der offensichtlich dazu gedacht war, die Wärmesensoren zu überlisten. Sehr clever. Zu clever für Kobolde.
    Holly rannte die nächstliegende Treppe hinunter und blieb ihnen so voraus auf ihrem Weg in die tiefer gelegene Ebene. Um sie herum hingen überall verfallene Werbetafeln in ihren Halterungen. ZWEIWÖCHIGE SONNENWENDTOUR. ZWANZIG GOLDGRAMM. KINDER UNTER ZEHN REISEN UMSONST.
    Sie hechtete über das Drehkreuz und lief an der Sicherheitskontrolle und den Dutyfree-Shops vorbei. Jetzt kamen auch die beiden Kobolde herunter, ihre Stiefel und Handschuhe trampelten laut auf der stillgelegten Rolltreppe. Der eine verlor in der Eile seinen Helm. Er war groß für einen Kobold, bestimmt über einen Meter. Seine lidlosen Augen rollten panisch hin und her, und die gespaltene Zunge zuckte hervor, um die Pupillen zu befeuchten.
    Captain Short feuerte im Laufen ihre Neutrino ab. Eine Ladung traf den Kobold, der ihr am nächsten war, am Hintern. Holly stöhnte. Nicht einmal in der Nähe eines Nervenzentrums! Aber das machte nichts. Die Folienanzüge hatten offensichtlich einen Nachteil: Sie leiteten die Neutrinostöße. Die Ladung strömte durch das Material des Anzugs wie Sturmwellen durch einen Teich. Der Kobold sprang wie elektrisiert gut zwei Meter hoch in die Luft und polterte dann bewusstlos am Fuß der Rolltreppe zu Boden. Der Schwebekarren schlitterte
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