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Bis einer weint! - 20 böse Ratschläge für gute Menschen (German Edition)

Bis einer weint! - 20 böse Ratschläge für gute Menschen (German Edition)

Titel: Bis einer weint! - 20 böse Ratschläge für gute Menschen (German Edition)
Autoren: Arian Devell
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1.    HÖREN SIE AUF ZU LÄCHELN!
     
    Ein freundliches Lächeln ist der kürzeste Weg zum Verhängnis.
    Brasilianisches Sprichwort
     
    Eine der seltsamsten Regeln im erfolgreichen Umgang mit Menschen ist, dass Sie nicht zu viel lächeln dürfen. Lächeln ist eigentlich eine Errungenschaft der Kommunikation. Höflichkeit, Zuspruch, Offenheit, Sympathievorschuss, Zustimmung und Zugehörigkeit können mit dieser kleinen Geste wortlos ausgedrückt werden. Lächeln ist ein zutiefst emotionaler Vorgang. Wer ehrlich lächelt, ist ein guter Mensch. Ja und nein.
    Ein seltsamer Wandel hat sich in unser Gesellschaft vollzogen. Wie in vielen Dingen kam der Wandel schleichend. Nur wenige haben ihn bemerkt. Die, die sich nach ihm richten, tun es meist intuitiv.
    Alles, was oft gebraucht wird, erhält mehrere Deutungen. Sein Funktionsbereich erweitert sich. Sie haben ein besonders scharfes, spitzes Messer, das eigentlich für Sehnen genutzt wird? Jetzt nutzen Sie es auch zum Schälen, zum Stechen, zum Brot schneiden. Vorsicht! Jetzt steigt die Gefahr, dass Sie sich daran schneiden. Genauso verhält es sich mit dem Lächeln.
    Lächeln ist eben nicht nur gesellschaftlich angemessen, sondern auch Ausdruck von Harmlosigkeit. Wer lächelt, beißt nicht. Der Biss ist aber immer wichtiger geworden in unserer schnellbissigen Zeit.
    Biss ist Ausdruck für Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit. Lächeln ist nur nett. Natürlich ist nicht immer der Nette der Dumme. Eher der Kellner. Denn nicht nur in der zwischenmenschlichen Kommunikation wird das Lächeln inflationär gebraucht, sondern auch im Dienstleistungsgeschäft ist das Lächeln Teil des Handwerks geworden und erst recht in der Werbung.
    Da wird gelogen, ähhh gelächelt, bis sich die Balken biegen. Das Lächeln ist jetzt Handlanger und Wegelagerer der Waren- und Konsumgesellschaft: Wie ein mutiger Einzelkämpfer steht es an vorderster Front, wenn es darum geht, Ihnen etwas anzupreisen.
    Der Mensch ist aber lernfähig und er hat beschlossen, dass das Lächeln nicht mehr die Zugkraft besitzt, die es einst besaß. Es wurde wieder zurechtgestutzt auf das, was es einmal war.
     
    Happy Guys Finish Last! lautet der Titel einer aktuellen Studie aus den USA. Laut dieser Untersuchung finden Frauen lächelnde Männer unattraktiver als ernste:
     
    "Smiles tend to be socially appropriate across many situations, but there are contexts in which the appearance of sexual attractiveness is valued over social correctness. The present results suggest that men may need to choose between these competing social goals, but women do not." Aus:Tracy, L. Jennifer: Happy Guys Finish Last: The Impact of Emotion Expressions on Sexual Attraction, Department of Psychology, University of British Columbia, 2011.
     
    Ja, es ist sogar wissenschaftlich bewiesen: Wer lächelt, der spielt mit, aber produziert keine Spermien, denn das kostet schließlich Kraft – wer Gewichte stemmt, lächelt nicht, wer arbeitet, lächelt nicht.
    Lächeln ist Laut der Studie der Inbegriff von Harmlosigkeit geworden. Sie lächeln so, was wollen Sie mir denn schenken oder verkaufen? Am liebsten wollen wir aber das, was wir uns verdient haben. Was wir uns erarbeiten mussten, und da war nun mal alles im Spiel, nur kein Lächeln.
     
    Insbesondere für Frauen gilt: Wer lächelt, darf auf meinen Hund aufpassen, aber nicht in mein Bett. Lächeln Serienkiller auch nicht immer so komisch?
    Den Krimis, der Werbung und den allzu beflissenen Kellnern verdanken wir den schlechten Ruf des Lächelns. Es ist gefährlich, manipulativ oder will Trinkgeld. Aber können wir uns denn nur wegen ein paar aktuellen Ausreißern erlauben, das Lächeln so zu verpönen?
    Was sagen denn die Philosophen und Literaten zum Lächeln? Leider auffällig wenig. Das Lächeln ist kein lohnenswerter Gegenstand, den man philosophisch deuten kann, aber schon Honoré de Balzac fand in dem Roman Verlorene Illusionen eine schöne Umschreibung für das allzu häufig eingesetzte Lächeln:
    Dieser Edelmann war einer der kleinen Geister, die sich behutsam zwischen der harmlosen Nichtigkeit, die noch versteht, und der hochmütigen Dummheit, die nichts annehmen und nichts von sich geben will, bewegen. Er war von seinen Pflichten gegen die Welt durchdrungen und bemühte sich, ihr angenehm zu sein, und so bildete nun das Lächeln eines Tänzers seine einzige Sprache. Ob er zufrieden oder unzufrieden war, er lächelte. Er lächelte bei einer Unglücksbotschaft eben sowohl wie
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