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0008 - Der Werwolf

0008 - Der Werwolf

Titel: 0008 - Der Werwolf
Autoren: A.F. Morland
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Er trat ein und machte Licht. Sein Blick fiel auf eine prachtvolle Spieluhr, die mitten im Zimmer auf dem Tisch stand. Ihr Klimpern ließ Candrix unwillkürlich erschauern. Mit geweiteten Augen, staunend und mißtrauisch, ging er auf die Spieluhr zu. Sie war ihm fremd, und er fragte sich, woher sie kam und wer sie hier auf den Tisch gestellt hatte. Fein ziseliert war die Oberfläche. Eine kunstvolle Holzeinlegearbeit lief um die Uhr herum. Obenauf stand ein kleines weißgekleidetes Mädchen, die Arme erhoben, den Kopf weit zurückgeneigt, mit einem feenhaften Gesichtchen. Es drehte sich nach den seltsamen Klängen unentwegt im Kreis.
    Plötzlich hatte Fred Candrix das Gefühl, nicht allein in diesem Raum zu sein.
    Er vernahm ein tierhaftes Schnaufen und kreiselte entsetzt herum.
    Da sah er ihn.
    Mit gefletschten Zähnen stand der Werwolf da. In seinen mordgierigen Augen glomm ein tödliches Feuer. Die langen Fangzähne schimmerten weiß und wirkten ungeheuer gefährlich. Dichtes, struppiges Haar lag um den Kopf des Untiers. An den Händen hatte das Monster grauenerregende Krallen, die einen Menschen schrecklich zerfleischen konnten.
    Der Werwolf sprang den Töpfer an.
    Fred Candrix stieß einen gellenden Schrei aus. Er wirbelte herum und hetzte aus dem Wohnzimmer. Mit fauchenden Lauten jagte der unheimliche Mörder hinter ihm her.
    Candrix warf sich buchstäblich durch die Ausgangstür in den finsteren Hof. Der Werwolf hetzte geifernd hinter ihm her.
    Candrix rannte so schnell er konnte über den Hof auf die Werkstatt zu. Er erreichte die große Tür, stürmte in die Werkstatt, schleuderte die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel blitzschnell herum.
    Dann schnappte er sich eine schwere Eisenstange. Wütend rüttelte das Monster an der Tür.
    »Geh weg!« brüllte Fred Candrix in schriller Verzweiflung. »Geh weg!«
    Aufdringlich laut hörte er die Melodie der Spieluhr. Sie machte ihn halb wahnsinnig. Schweißüberströmt wich er von der Tür zurück, durch deren Glasscheiben ihn der blutrünstige Werwolf mit flammenden Augen anstarrte.
    Er versteckte sich hinter dem Ofen, in dem das heiße Feuer brauste.
    Benommen hielt sich Candrix die Ohren zu. Er konnte die Melodie der Spieluhr nicht mehr ertragen. Sie raubte ihm fast den Verstand.
    Verdammt, sie sollte aufhören zu spielen. Das war ja nicht auszuhalten.
    Glas klirrte.
    Fred Candrix zuckte zusammen.
    Er verkroch sich in den letzten Winkel. Sein Herz raste wie verrückt.
    In seinem ganzen Leben hatte er noch niemals solch schreckliche Angst gehabt wie in diesem Augenblick.
    Der zischende Atem des Monsters war jetzt deutlich zu hören.
    Mit seiner behaarten Pranke schlug er die nächste Scheibe ein, und dann noch eine. Klirrend fiel das Glas zu Boden.
    Der Werwolf warf sich gegen die Tür. Das Holz war seinem gewaltigen Ansturm schon beim erstenmal nicht gewachsen.
    Knirschend brach die Tür auf. Sie flog zur Seite, donnerte gegen die Wand und knallte laut zurück. Doch lauter noch als alle Geräusche, die das Monster hier drinnen verursachte, spielte diese verfluchte Spieluhr, deren Klänge Fred Candrix nicht mehr ertragen konnte.
    Mit verzerrtem Gesicht hockte er hinter dem hohen Ofen. Er zitterte am ganzen Leib, denn er wußte, daß er verloren war.
    Mit schnellen Schritten jagte der Werwolf auf den Ofen zu. Das Feuer machte ihm keine angst und vermochte ihn nicht abzuhalten.
    Er lief um den Ofen herum.
    Als Candrix seinen haarigen, ekelerregenden Schädel auftauchen sah, stieß er einen grellen Schrei aus. Die Krallen des Monsters hackten sofort nach ihm. Candrix wollte sich stöhnend in Sicherheit bringen und zuckte zurück. Ein wahnsinniger Schmerz durchraste sein Bein. Blut schoß aus der tiefen Wunde, die ihm der Werwolf gerissen hatte. Der Stoff seiner blauen Arbeitshose hing in Fetzen herab.
    Das Blut sog sich in das Gewebe und färbte es dunkel.
    Mit zusammengepreßten Zähnen und schmerzverzerrtem Gesicht schnellte sich Candrix nach hinten, von dem grauenvollen Monster weg. Er schrie ununterbrochen. Doch niemand aus der Nachbarschaft schien den Mut aufzubringen, ihm zu Hilfe zu eilen. Daß man seine Schreie nicht hörte, war ausgeschlossen. Man mußte sie hören.
    Sie waren laut, gellend und erfüllt von einer panischen Todesangst.
    Das Untier zwängte sich hinter den Ofen.
    Noch einmal gelang es Candrix, zu fliehen.
    Doch dann stellte ihn der grausame Mörder inmitten von Vasen, Töpfen und Plastiken. Geifernd kam das Scheusal auf den Töpfer
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