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Die Verdammnis

Die Verdammnis

Titel: Die Verdammnis
Autoren: Vampira VA
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Dazu hatte er mit seinem damaligen Frevel die Macht, aus deren Dienst er nicht hatte scheiden wollen, zu tief erschüttert.
    Verschwinde endlich! Bring den Gral in Sicherheit! drängte es in ihm. Aber Landru ignorierte den Ruf.
    Konnte er denn hingehen und mit dem Kelch die Sippen bereisen und sich seinem Volk als »neuer« Hüter vorstellen? Man würde ihm wohl glauben. Das Unheiligtum wäre seine Legitimation. Sein wahres Gesicht kannten sie nicht, weil er in der Vergangenheit stets die rituelle Maske getragen hatte.
    Ein Problem indes sah Landru ungelöst.
    Felidae war nicht zu Tode gestürzt. Sie lebte. Und er zweifelte keinen Moment daran, daß sie ihm nachjagen und ihm erneut die Aufgabe streitig machen würde.
    Das mußte er unter allen Umständen verhindern. Und er sah nur eine Möglichkeit, es zu tun. Er mußte zu Ende bringen, was beim ersten mal nicht gelungen war. Er mußte die Felidae töten, auf daß es nurmehr einen einzigen Hüter gab!
    Nach dem Auftauchen des Hurenbalgs Lilith Eden hatte Landru damals (in der Zukunft!) erfahren, daß Felidae den Kelch aus dem Dunklen Dom gestohlen hatte. Sie mußte es während der Zeit getan haben, da er ihren Leichnam am Grund der Schlucht vergeblich gesucht hatte.
    Und das hieß - daß sie es jetzt tun würde!
    Den Kelch in Händen, sah Landru sich nach allen Seiten hin um. Von irgendwoher mußte das rothaarige Weibsstück auftauchen -
    gleich!
    Aber nichts rührte sich. Die Stollen, die ringsum in den Dom mündeten, waren und blieben allesamt versiegelt. Keine der hölzernen Pforten, in die undeutbare Runen eingelassen waren, öffnete sich.
    Habe ich die damaligen Ereignisse etwa allein schon durch mein Erscheinen beeinflußt? fragte sich Landru. Genügte seine im Plan der Zeit nicht vorgesehene Anwesenheit, um Felidae am Diebstahl des Unheiligtums zu hindern?
    Dann aber, als er schon fast nicht mehr damit rechnete, geschah es doch. Und gänzlich anders, als Landru es sich ausgemalt hatte.
    Zwischen zwei der Pforten brach die Wand auf. Ein Spalt tat sich auf, unirdisches Licht drängte hervor. Nicht strahlend hell, sondern von dunklem Rot wie Blut, flackernd und glosend. Und in dem glühenden Leuchten entstanden Konturen; weibliche Linien, atemberaubend. Schließlich gebar die Glut einen Leib und entließ ihn in den Dunklen Dom.
    Haut von anziehender Blässe und kaum verhüllt. Ein schwarzes Etwas verdeckte knapp die Blößen jenes Weibes, dessen animalischer Schönheit sich selbst Landru kaum verschließen konnte.
    Zumindest im allerersten Augenblick nicht.
    Er erinnerte sich an seine zweite Begegnung mit Felidae, 269 Jahre nach ihrem Duell im Ararat. In Sydney hatten sie sich wieder gegenübergestanden, und die Kelchdiebin hatte verändert ausgesehen. Ein eigenartiges Korsett hatte ihren herrlichen Körper umschlossen, sich um ihre Brüste und ihre Scham gelegt. Wie eine archaischen Kriegerin hatte sie gewirkt.
    Ganz ähnlich schien ihm nun dieser Anblick. Ähnlich - nicht gleich.
    Denn es war nicht Felidae, die ihm hier gegenübertrat, sondern ... Landru brüllte auf vor Zorn und Haß und - Enttäuschung?
    »Lilith Eden!«
    *
    In den vielen Jahrhunderten seines irdischen Daseins war Landru mehr als nur ein Feind erwachsen - im Verborgenen. Denn wer hätte sich erdreistet, ihm, dem Mächtigsten, einer Legende offen entgegenzutreten?
    Zwei hatten es in der Tat gewagt.
    Felidae war eine von beiden gewesen.
    Die andere: Lilith Eden. Die Tochter von Creanna, der Hure!
    Die Vampirin Creanna hatte ihr eigenes Volk verraten, indem sie sich mit einem Sterblichen einließ und ihm ein Kind gebar. Daß sie es auf Geheiß der Urmutter ihrer Rasse getan hatte, wußte Landru inzwischen. Dennoch verwünschte er die Gesetzmäßigkeit, derzu-folge eine Vampirin bei der Geburt eines Kindes sterben mußte. Zu gern hätte Landru damals selbst Creannas Leben ein Ende gesetzt -ein langes, qualvolles Ende. So wie er Liliths Vater Sean Lancaster noch im Tode hatte leiden lassen, nachdem er dessen abgeschlagenen Schädel zum Leben verdammt hatte.
    Lilith Eden.
    Von Geburt an hatte sie eine Bedrohung für die Alte Rasse bedeutet, und Landru hatte nichts unversucht gelassen, dieses Damoklesschwert von seinem Volk abzuwenden.
    Vergebens.
    Die Folge seines Versagens im Kampf gegen Lilith und alles, was ihre Bestimmung anbelangte, war letztlich der Untergang der Vampire gewesen. Und noch immer gab das verfluchte Balg, jenes »Kind zweier Welten«, keine Ruhe. Lilith Eden machte Jagd selbst
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