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Drachentempel 02 - Drachenfeuer

Drachentempel 02 - Drachenfeuer

Titel: Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Autoren: Peter F. Hamilton
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Kapitel Eins
     
    Die Erde. Einmal mehr.
    Die strahlend weiß-blaue Welt faszinierte Lawrence immer noch genauso sehr wie während seiner ersten Ankunft fünf Jahre zuvor. Wie immer während des Transfers von Centralis hinunter in den niedrigen Orbit verbrachte er so viel Zeit wie möglich damit, auf die Echtzeitbilder zu starren, die von den visuellen Sensoren des Interorbitalschiffs übertragen wurden. Als sie über den beiden amerikanischen Kontinenten hereinschwebten, beobachtete er die Wolkenwirbel über dem westlichen Atlantik, die sich zu einer großen Sturmspirale zusammenzogen. Rein weiß um die ausgefransten Ränder und immer dunkler in Richtung des dichten Zentrums, als würde aus seinem Herzen die Nacht hervorbrechen. Innerhalb weniger Tage würden die karibischen Inseln sich unter Stürmen und Wellen und prasselndem Regen ducken, während entfesselte Elemente die Blätter von den Bäumen rissen und das Land in neue Form wuschen. Einmal mehr würde sich die Bevölkerung in Sicherheit bringen und darauf warten, dass der heulende Sturm vorüberzog. Hinterher würde sie weitermachen, als sei nichts geschehen, und das Ereignis wie einen verdorbenen Ferientag in Erinnerung behalten. Die Palmen würden neue Wedel hervorbringen, die Menschen würden an den sauberen Stränden schwimmen und Sport betreiben.
    Er lächelte von seinem Engelsausguck auf sie herab. Nur auf einer so lebendigen Welt kann man sich derart akklimatisieren, dachte er. Einer Welt, auf die das Leben gehörte und wo die Symbiose aus Natur und Umwelt der alles beherrschende Faktor der Evolution war. Im Gegensatz zu Amethi.
    Er hatte immer noch eine Menge Gefühle für seine alte Heimatwelt. Sie waren nicht mehr so stark wie damals, als er zum ersten Mal auf der Erde angekommen war, und die meisten waren sowieso widersprüchlich. Doch hin und wieder erinnerte er sich an Orte und Namen auf dieser Welt und aus einer Zeit, als er wirklich glücklich gewesen war oder zumindest Spaß gehabt hatte. Nicht, dass irgendeine dieser Begebenheiten mit Roselyn in Zusammenhang stand. Er verdrängte diese Erinnerungen noch immer. Sie enthielten zu viel Schmerz, genauso scharf und deutlich wie an dem Tag, an dem er weggegangen war.
    Seine Hand ging zu dem Anhänger unter seinem Hemd. Er hätte ihn fast weggeworfen an dem Tag, an dem er Amethi verlassen hatte. Dann hatte er beschlossen, ihn zu behalten, damit er all den Verrat niemals vergessen würde, den es im Universum gab. Heutzutage war er zu einer Art Talisman geworden, Beweis dafür, dass er das Schlimmste überlebt hatte, was das Leben einem Menschen antun konnte.
    Die Xianti 5005, die sie nach unten brachte, landete auf dem Raumhafen von Cairns an einem weiteren kochendheißen Nachmittag, wie sie für Queensland typisch waren. Niemand wartete, um Lawrence zu begrüßen. Er ging an seinen Platoonkameraden vorbei, während zahlreiche Familien in die Ankunftshalle stürzten. Ehefrauen und Freundinnen warfen sich ihren Männern und Freunden an den Hals, klammerten sich fest und versuchten nicht zu weinen. Bis zur Rückkehr des Raumschiffs aus dem System von Quation vor zwei Tagen hatte niemand gewusst, wie die Gewinnrealisierungskampagne verlaufen war, wer noch lebte, wer verletzt war und wer nicht zurückgekehrt war. Erleichterung und Furcht echoten durch die große klimatisierte Halle. Kinder rannten um die sich umarmenden Paare, lachend und glücklich, dass Daddy wieder zu Hause war.
    Es hatte ein Mädchen aus der Gegend gegeben, Sandy, die Lawrence in der Zeit zwischen Floyd und Quation als Freundin gehabt hatte. Sandy hatte ihm versprochen, auf ihn zu warten, doch das war inzwischen mehr als neun Monate her. Sie war einundzwanzig; er hatte nicht einen Augenblick lang ernsthaft erwartet, dass sie hier war, um ihn zu begrüßen.
    Also ging er aus dem Terminalgebäude hinaus in die saubere Seeluft, warf einen langen Blick auf die von Gestrüpp überwucherten Hügel hinter dem Raumhafen, die dunkel aufragten, als die Sonne hinter ihnen versank. Eine feuchte Brise wehte vom Ozean herein. Möwen kreischten. Ein weiteres Raumflugzeug durchbrach die Luft über ihnen wie langsames Donnergrollen. Er lächelte beim Anblick von alledem und begrüßte es wie einen alten Freund. Er würde das Meer und seinen Geruch bis in alle Ewigkeit mit der Erde assoziieren.
    Der Taxistand befand sich am südlichen Ende des Terminals. Lawrence ging dorthin und warf seinen Seesack auf den Rücksitz der länglichen weißen Blase.
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