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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne
Autoren: Poul Anderson
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antwortete Falkayn auf Latein.
    »He, lassen Sie das!« sagte Thorn scharf. »Sprechen Sie Anglic oder Katandaran, damit ich Sie verstehe, oder halten Sie den Mund.«
    Falkayn warf einen Blick auf die Lanzen der Soldaten und gehorchte. Er wußte schon jetzt, daß seine Lage keineswegs erfreulicher werden konnte, wenn jeder erfuhr, daß sein Schiff sozusagen gestrandet war. Das bedeutete schließlich, daß er den Ershoka auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.
    »Eigentlich haben wir das gleiche Ziel«, meinte Thom nachdenklich. »Wir brauchen nur nach Haijakarta zu marschieren, Ihr fliegendes Ding zu erobern und von dort aus weiter nach Katandara zu ziehen.«
    Ursala starrte ihn vorwurfsvoll an. »Das heißt also, daß meine Stadt auf jeden Fall von dort aus regiert werden soll«, stellte er eisig fest.
    »Wir müssen unseren Brüdern helfen«, antwortete Thorn ungerührt.
    »Auf dem Weg hierher habe ich einen Kurier abgefangen«, berichtete Adzel. »Ich fürchte, daß ich ihn unbeabsichtigt erschreckt habe – aber wir wollten die Schriftstücke lesen, die er bei sich trug. Die Ershoka, die nicht in der Kaserne, sondern irgendwo in der Stadt verstreut lebten, haben sich versammelt und sind zum Angriff übergegangen. Sie haben gemeinsam mit den Belagerten die Kaiserlichen zurückgeschlagen und befinden sich jetzt nicht mehr in Katandara, sondern in einem Dorf, das sie befestigt haben. Dorthin kommen auch die anderen Familien, um sicherer zu sein. Der Kaiser wagt nicht, sie mit den zur Verfügung stehenden Truppen anzugreifen und hat deshalb Kuriere in andere Garnisonen geschickt, die Verstärkungen holen sollen.«
    Thorn runzelte nachdenklich die Stirn. »Soweit ich meine Leute kenne«, meinte er dann, »marschieren sie hierher, bevor es dazu kommt. Wir brauchen uns nicht von der Stelle zu rühren und bekommen trotzdem alles, was wir wollten!«
    »Außerdem würde ich Falkayn an Ihrer Stelle nicht trauen«, warnte Stepha ihn. »Sobald er seine Flugmaschine wieder hat, kann er tun und lassen, was ihm gefällt.« Sie warf ihm einen feindseligen Blick zu. »Ich nehme an, daß er versuchen würde, sich an uns zu rächen.«
    »Ich möchte nur so schnell wie möglich von hier fort«, versicherte Falkayn ihr.
    »Und später? Ihr Händler habt doch nur Interesse für Katandara! Vielleicht kommen später noch andere von der gleichen Sorte. Nein, wir behalten Sie lieber gleich hier!« Sie lehnte sich über die Zinnen, legte die Hände an den Mund und rief: »Verschwinden Sie, sonst werfen wir Ihnen den Kopf Ihres Freundes hinunter!«
    Chee stand auf Adzels Rücken. Ihre dünne Stimme drang kaum durch das Brausen des Wasserfalls. »Wenn ihr das tut, machen wir eure lächerliche Stadt dem Erdboden gleich!«
    »Langsam, langsam«, bat der König. »Seien wir doch vernünftig.«
    Thom betrachtete seine Männer und die Ikranankaner aufmerksam und stellte fest, daß sie im Augenblick nicht in der richtigen Stimmung für einen Kampf gegen das Ungeheuer waren. »Wir dürfen keinen Ausfall wagen«, flüsterte er Stepha zu. »Unsere Leute sind unsicher geworden, und die Zandaras würden vermutlich scheuen. Aber wir können das Monstrum von den Wällen fernhalten. Wenn dann später der ganze Klan anmarschiert … ja, dann sind wir ihm überlegen. Wir müssen abwarten.«
    »Und mich vorläufig als Geisel am Leben lassen«, fügte Falkayn rasch hinzu.
    »Selbstverständlich«, antwortete Stepha. »Sie brauchen keine Angst um Ihr kostbares Leben zu haben, solange Ihr Freund keine Schwierigkeiten macht.«
    Thorn erteilte einen kurzen Befehl. Die Soldaten machten die Katapulte schußbereit. Adzel sah, was sie vorhatten, und zog sich außer Schußweite zurück. »Nur Mut, David!« rief er noch. »Wir verlassen dich nicht!«
    Das war gut gemeint, aber im Augenblick wenig wert, überlegte Falkayn sich. Thorn würde Rangakora weiterhin besetzt halten, um seinem Klan einen Zufluchtsort bieten zu können. Die Ershoka waren so mißtrauisch geworden, daß sie Falkayn vermutlich nie wieder zu seinem Schiff zurückkehren lassen würden. Statt dessen würden sie ihn als Geisel behalten, bis ein anderes Raumschiff kam. Falkayn konnte nur hoffen, daß die Rettungsexpedition mit ihnen einen Handel abschließen konnte: Falkayns Rückkehr gegen das Versprechen, daß die Liga nie wieder Schiffe nach Ikrananka schicken würde. Falkayn wußte, daß dieser Vertrag eingehalten werden mußte; die Liga unterhielt grundsätzlich keine Handelsbeziehungen mit
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