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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne
Autoren: Poul Anderson
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Planeten, die keinen Wert darauf legten. Und wenn von Rijn zu hören bekam, daß er sich diesen Markt nicht mit anderen teilen, sondern ihn sogar völlig aufgeben mußte, würde er Falkayn den Kragen umdrehen.
    Er saß wirklich bis zum Hals in der Tinte! Es sei denn, es gelang ihm …
    Die Leibwächter führten ihn zu der Suite im rückwärtigen Teil des Palastes, die sein Gefängnis darstellte. Adzel trieb die wenigen Zugtiere, die nicht geflohen waren, als Nahrungsmittelvorrat zusammen und begann seine Belagerung der Stadt.
     
10
     
    Chee stellte fest, daß es nicht weiter schwierig war, den Palast ungesehen zu erreichen. Sie hatte zwar gewagte Kletterkunststücke machen müssen, um die Mauer zu überwinden, und war dann über die Hausdächer weitergeklettert, aber jetzt lauerte sie in dem weitläufigen Park hinter dem Palast auf eine günstige Gelegenheit. Sie beobachtete den Ikranankaner, der in voller Rüstung vor einem Seiteneingang des Gebäudes Wache hielt. Wenn der Kerl nur einmal näher an den Busch herangekommen wäre, hinter dem sie kauerte! Chee wollte schon ungeduldig werden, als er sich endlich zu einem kleinen Spaziergang in ihrer Richtung entschloß.
    Sie ließ ihn an sich vorbeistapfen, sprang mit einem Satz auf seinen Rücken und brachte ihn zu Fall. Bevor der Ikranankaner sich aufrichten konnte, drückte Chee ihm mit einer Hand die Kehle zu und zog ihm mit der anderen den Dolch aus dem Gürtel. Sie setzte die Spitze an seine Kehle und flüsterte: »Ein Wort, mein Freund, dann mache ich Hackfleisch aus dir. Das wäre mir allerdings selbst unangenehm, denn du schmeckst bestimmt nicht sehr gut.«
    Der Soldat drehte den Kopf zur Seite und stieß einen erstickten Schrei aus. Chee grinste verständnisvoll, denn sie konnte sich vorstallen, wie entsetzt er war, als er den Dämon auf seinem Rücken sitzen sah. »Antworte rasch, wenn dir dein Leben lieb ist«, befahl sie ihm. »Wo wird der fremde Ershokh gefangengehalten?«
    »Ak-k-k … uk-k-k …«
    »Keine Ausflüchte!« mahnte Chee. »Du weißt, wen ich meine. Los, los, wir haben nicht mehr ewig lange Zeit!«
    »Er … er ist in …« Seine Stimme schien zu versagen. Statt dessen machte er tapfer einen Versuch, den unbekannten Dämon abzuschütteln. Chee drückte ihm die Kehle zusammen. Sie hatte sich in Haijakata eingehend mit dem Körperbau der Ikranankaner befaßt, weil das in ihr Fachgebiet fiel. Deshalb wußte sie auch, daß ihre Luftröhre sehr verletzlich war.
    Als der Soldat sich wieder einigermaßen erholt hatte, war er gern bereit, ihr jede gewünschte Auskunft zu erteilen. Offensichtlich hatte er zuviel Angst, um zu lügen; Chee war jedenfalls davon überzeugt, daß er die Wahrheit sagte. Sie ließ sich den Weg zu dem Appartement genau beschreiben. Zwei Ershoka standen davor Wache, aber dazwischen befand sich eine massive Bronzetür.
    »Vielen Dank«, sagte sie und drückte dem Ikranankaner nochmals die Kehle zu, bis er wieder bewußtlos war. Dann fesselte sie ihn mit seinem Halstuch und seinem Gürtel, zerrte ihn unter den nächsten Busch und ließ ihn dort liegen. Dort würden ihn die Gärtner finden, wenn sie die Pflanzen begossen.
    Chee schlich sich davon. Jetzt brauchte sie sich nicht mehr zu beeilen – und konnte es auch gar nicht. Der Weg hierher war leicht gewesen, wenn sie ihn mit dem verglich, der ihr noch bevorstand. Sie holte tief Luft, überquerte die freie Fläche mit einigen Sprüngen und verschwand in dem Seiteneingang, der jetzt unbewacht war.
    Eine Stunde später hatte sie auf unzähligen Umwegen endlich den Balkon erreicht, auf den sie es abgesehen hatte. Ihre Nerven waren dem Zerreißen nahe. Jetzt kletterte sie über den Balkon auf das Dach des Palastes, kroch darauf nach rechts weiter und befand sich wenig später direkt über einem Fenster, das zu Falkayns Appartement gehören mußte.
    Chee untersuchte die Mauer, stellte fest, daß sie nicht daran hinabklettern konnte, weil sie zu glatt war, und zuckte philosophisch mit den Schultern. Schließlich hatte sie sich auf diesen Notfall vorbereitet und aus einem der Räume des Palastes eine feste Vorhangschnur mitgenommen. Jetzt legte sie das dünne Seil um einen der zahlreichen Kamine, vergewisserte sich, daß niemand aus dem Park heraufsah, und ließ sich nach unten rutschen.
    Sie hing vor dem Fenster und stützte sich mit den Füßen auf das Fensterbrett. Das Bronzegitter hatte genügend große Lücken für sie – aber nicht für einen Menschen. Warum hatte sie nicht
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