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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne
Autoren: Poul Anderson
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antwortete der König hoheitsvoll. »Die Deodaka waren vor wenigen Generationen noch Barbaren, die in der Wüste hausten. Ihre Lebensart ist mit unserer unvereinbar, denn bei uns …«
    Falkayn dachte daran, was Stepha ihm über Rangakora erzählt hatte. Hier gab es nicht nur eine verhältnismäßig weit fortgeschrittene Wissenschaft, sondern auch eine polytheistische Religion, deren Götter keine Dämonen waren, und Zünfte, deren Mitglieder aus verschiedenen Klans stammten. Wäre es nicht denkbar, daß ein Kompromiß zwischen diesen beiden Gesellschaftsordnungen die Stabilität erzeugen würde, die eine Voraussetzung für Handelsbeziehungen mit Ikrananka war?
    Falkayn sah verzweifelt zum Himmel auf. Wann kam endlich die Muddlin’ Through, um ihn zu retten? Chee und Adzel mußten doch vermuten, daß er sich hier aufhielt. Oder war ihnen selbst etwas zugestoßen? Er merkte erst jetzt, daß der König ihn angesprochen hatte, und kehrte in die Gegenwart zurück. »Ich bitte um Verzeihung, Edelster«, murmelte er.
    »Wir verwenden keine Anreden dieser Art«, sagte der König. »Nur Feinde müssen besänftigt werden. Ich habe Sie gebeten, mir mehr über Ihre Heimat zu erzählen.«
    »Nun … äh …«
    »Ich interessiere mich auch dafür«, warf Thorn ein. »Wenn wir Ershoka tatsächlich Ikrananka verlassen sollen, können wir uns gleich aus Rangakora zurückziehen.« Er schien von dieser Idee nicht sehr begeistert zu sein.
    Falkayn hielt die Luft an. Wenn die Menschen auf die Erde zurückgebracht wurden, konnte er sich als Held feiern lassen – aber van Rijn würde ihn nie wieder auf eine Expedition dieser Art schicken. Selbstverständlich wurde er nicht etwa entlassen, sondern bekam einen hübschen Posten als Dritter Offizier auf irgendeinem alten Kahn, wurde mit fünfzig Captain und mußte sich zehn Jahre später pensionieren lassen.
    »Äh, die Sonne ist heller«, sagte er. »Sie haben selbst gesehen, wie unser Schiff beleuchtet war, Stepha.«
    »Verdammt hell«, stimmte sie zu.
    »Daran kann man sich gewöhnen. Aber Sie müßten zunächst vorsichtig sein, wenn Sie ins Freie gehen. Die Sonne könnte Ihre Haut verbrennen.«
    »Teufel, Teufel!« sagte einer seiner Leibwächter.
    Falkayn merkte, daß er keinen guten Eindruck hinterließ. »Nur zu Anfang«, fügte er deshalb rasch hinzu. »Später haben Sie nichts mehr zu befürchten, weil die Haut hart und braun wird.«
    »Was?« fragte Stepha entsetzt und betrachtete ihre schneeweißen Arme.
    »Dort muß es ziemlich heiß sein«, meinte Ursala.
    »Nicht so schlimm«, antwortete Falkayn. »Aber natürlich fast überall wärmer als hier.«
    »Wie halten Sie das aus?« wollte Thorn wissen. »Ich schwitze schon hier.«
    »Nun, wenn es wirklich heiß ist, bleiben wir in den Häusern, die nach Wunsch geheizt oder gekühlt werden.«
    »Soll das heißen, daß ich warten müßte, bis das Wetter sich dazu entschließt, wieder kühler zu werden?« fragte Thorn ungläubig.
    »Die Luft in Ihrem Schiff war unerträglich feucht«, warf Stepha ein. »Ist sie auf der Erde auch so?«
    »Das hängt davon ab, wo man sich aufhält«, erwiderte Falkayn. »Außerdem haben wir das Wetter ziemlich unter Kontrolle.«
    »Schlimmer und schlimmer«, beschwerte Thorn sich. »Wenn ich schon schwitzen muß, möchte ich nicht von den Launen anderer abhängig sein.« Er dachte kurz nach. »Aber wenn mir etwas nicht paßt, kann ich die Kerle, die dafür verantwortlich sind, doch zu einem Zweikampf herausfordern?«
    »Nein!« antwortete Falkayn. »Das ist auf der Erde streng verboten.«
    Thorn starrte ihn entsetzt an. »Aber was soll ich dann überhaupt dort?«
    »Äh … nun, Sie müßten einige Jahre lang eine Schule besuchen. Ich meine natürlich Erdjahre, die etwa fünf hiesigen entsprechen. Dort würden Sie alles Mögliche lernen: Mathematik, Naturphilosophie, Geschichte und … Ich kann gar nicht alles aufzählen. Aber Sie brauchen keine Angst zu haben – Sie bekommen eine Arbeit zugewiesen, nachdem Sie die Schule hinter sich haben.«
    »Welche Arbeit?«
    »Hmm, wahrscheinlich keine sehr gut bezahlte, fürchte ich. Nicht einmal auf einem Siedlerplaneten. Die Kolonien sind nicht primitiv, das müssen Sie berücksichtigen, und man braucht eine gute Ausbildung, um die Maschinen zu bedienen, die dort eingesetzt werden. Ich nehme an, daß Sie als … Koch oder Hilfsmaschinist arbeiten könnten. Oder in einer ähnlichen Stellung.«
    »Obwohl ich hier über eine Stadt geherrscht habe?« Thorn
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