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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet
Autoren: Martin Eisele
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»Der Teufel soll dich holen, Edward Manning!« flüsterte Bon Forrester haßerfüllt.
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Hände, die groß und schwielig waren und deutlich verrieten, daß er damit kräftig zulangen konnte. Wo er hinschlug, da wuchsen so schnell keine Barthaare mehr.
    Und genau das hatte Bon Forrester vor: hinlangen. Und zwar da, wo es gewaltig wehtat.
    Edward Manning war zu weit gegangen, als er ihm das Mädchen ausgespannt hatte.
    Dieser verdammte Schönling! dachte Bon Forrester, und der Haß loderte wie die Flammen eines Ölfeuers in ihm hoch.
    Trotzdem blieb sein Verstand davon unberührt. Er konnte völlig klar denken, keine Spur von Panik. Er würde es diesem Kerl zeigen.
    Er würde ihn so verprügeln, daß von seinem hübschen Gesicht nicht mehr viel übrigblieb. Und dann würde man weitersehen.
    Wenn Manning nicht vernünftig wurde und die Finger von Sarah ließ, dann…
    Er brachte diesen Gedanken nicht zu Ende. Irgendwie schreckte er doch davor zurück.
    Er war kein Killer.
    Im Gegenteil. Bis vor ein paar Tagen war er sogar ein ziemlich umgänglicher Bursche gewesen. Die Arbeit an den Docks war hart genug. Da war man abends froh, wenn man sich hinlümmeln konnte, ein bißchen fernsehen, ein bißchen reden… Und wenn man dann noch ein hübsches Girl kannte, dann war die Welt eigentlich in Ordnung.
    Bei ihm war das so gewesen. Bis dieser Manning gekommen war.
    Jetzt war nichts mehr in Ordnung. Sarah spielte verrückt und wollte nichts mehr von ihm wissen. Wenigstens hatte sie ihm das gesagt.
    Ihre Augen aber waren so traurig gewesen…
    Bon Forrester wußte, daß er diesen Blick niemals vergessen würde. Als ob sie ihm damit hätte etwas sagen wollen. Bleib da, Bon!
    Laß mich nicht im Stich! Bitte…
    Vielleicht täuschte er sich, vielleicht machte er sich etwas vor.
    Okay, aber das würde er herausfinden. Noch heute abend.
    Bon Forrester drückte sich tiefer in den Schatten des Hauses.
    Keine Sekunde lang ließ er den Eingang der auf der anderen Straßenseite gelegenen miesen Kneipe aus den Augen. Edward Manning hielt sich dort auf. Er hatte ihn bis hierher verfolgt.
    Und wenn er herauskam, dann würde er es ihm besorgen.
    Bon Forrester atmete tief durch. Ein schneller Blick auf die Leuchtziffern seiner Armbanduhr: kurz vor Mitternacht. In der Ferne war das Tuten eines Schiffes zu hören. Irgendwo in seiner Nähe Stimmen und Schritte auf dem Kopfsteinpflaster. Es war eine klare Nacht, die Luft mild, der Gestank, der normalerweise hier vorherrschte, zu ertragen. Dann erklang das grelle Gelächter einer Frau.
    Vielleicht eine Dirne.
    Die Gegend hier war berüchtigt. Leute, die auch nur ein bißchen Geld und Verstand hatten, verirrten sich niemals hierher. Schon gar nicht in der Nacht.
    Ein paar Herzschläge lang grübelte Bon Forrester daran herum, was dann Edward Manning hier zu suchen hatte. Geld schien er nämlich zu haben.
    Und das, obwohl er keiner geregelten Arbeit nachging. Auch das hatte Bon Forrester bereits herausgefunden.
    Vielleicht ein Dealer? Der Gedanke stand plötzlich wie mit Leuchtbuchstaben geschrieben in seinem Verstand.
    Bon Forrester schluckte. Das wäre immerhin eine Erklärung, warum sich Sarah so verändert hatte…
    Dann geschah das, worauf er seit gut zwei Stunden gewartet hatte.
    Edward Manning kam aus der Kneipe.
    Er war es, da gab es keinen Zweifel. Die beiden Peitschenlaternen in der Nähe des Eingangs rissen seine Gestalt aus der Dunkelheit.
    Und dieses Gesicht hätte Bon Forrester sogar im Schlaf wiedererkannt.
    Seine Muskeln spannten sich an, aber er bewegte sich nicht. Noch nicht.
    Seine Augen hatte er zu schmalen Schlitzen zusammengepreßt.
    Keine Bewegung Mannings entging ihm.
    Die Tür der Kneipe schloß sich. Der sekundenlang überlaut hörbare Stimmenlärm, Gelächter, Gegröle, verstummten wie abgeschnitten.
    Edward Manning ging rasch davon.
    Er sah sich nicht um. Offenbar fühlte er sich völlig sicher.
    Gut. Sollte er.
    Bon Forrester gab sich einen Ruck. Es hatte keinen Sinn, länger zu warten. Er mußte eine Entscheidung herbeiführen. Gewissensbisse konnte er sich später immer noch machen.
    Er ging los.
    Er trug Turnschuhe, und deshalb konnte er sich so leise bewegen wie eine Katze.
    Als er in den Lichtkreis der Laternen trat, wurde sein Schatten für eine Sekunde übergroß auf die gegenüberliegende Häuserfassade geworfen.
    Bizarr.
    Unheimlich.
    Bon Forrester sah nicht hin. Er konzentrierte sich ausschließlich auf sein Opfer.
    Das war
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